Medizinstudierende fordern mehr Zeit zum Lernen

10.08.2014
Campus-News, Studium...
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Studierende der Universitätsmedizin Mainz haben eine Petition ins Leben gerufen, um das zehnte Semester ihres Studiums zu entzerren und sich dadurch intensiver auf das 2. Staatsexamen vorbereiten zu können.

Tim Demare studiert im achten Semester Medizin an der Uni Mainz und hat die Petition ins Leben gerufen. Er verwaltet alle Facebook-Gruppen vom fünften bis zum zehnten Semester der Studierenden der Uni Klinik und ist dadurch auf die Problematik aufmerksam geworden. „Ich lese immer mal wieder in allen Gruppen quer, so bekommt man schnell Probleme mit, die sich entwickeln. Bei Facebook haben alle derzeit Betroffenen über die zu kurze Lernzeit diskutiert und nach Lösungen gesucht. Wie so oft, viele habe Ideen, viele möchten etwas ändern, viele sind unzufrieden, aber es startet nichts. Daher habe ich die Petition ins Leben gerufen.“ Die Petition verbreitete sich in Windeseile, schon nach drei Tagen wurde das Ziel von 1000 Unterschriften erreicht.

Erste Gespräche mit Lehrbeauftragten

Hintergrund der Petition sei es, den Leuten von der Fachschaft bei Gesprächen mit Verantwortlichen den Rücken zu stärken, sagt Tim. „So kann man direkt sagen, wir sprechen hier nicht für 30, 40 oder 150 Leute, sondern wir sprechen im Namen der ganzen nächsten Semester.“ Ende Juli wurde die Problematik in einem ersten Gespräch zwischen der Fachschaft und dem Dekanat Universitätsmedizin vorgetragen. Geeinigt hat man sich hierbei auf ein Gespräch Anfang des  kommenden Semesters, da keine kurzfristige Änderung der Studienordnung möglich war. Gemeinsam mit den Lehrbeauftragten der entsprechenden Fächer will die Fachschaft sich auf eine Umorganisation des Semesters einigen. Ziel sei es, die Situation schon im Wintersemester 2014/2015 zu verbessern.

Hintergrund zum Medizinstudium

2012 wurde vom Bundesrat eine Änderung der Approbationsordnung beschlossen. Diese sieht vor, dass das 2. Staatsexamen nun nicht komplett nach dem praktischen Jahr (PJ) stattfindet, sondern die Prüfung in einem schriftlichen Teil vor dem PJ und einen mündlichen Teil danach zerlegt wird. Die Bundesvertretung für Medizinstudierende in Deutschland begrüßte diese Änderung der Approbationsordnung. Für Medizinstudierende im 10. Semester bedeutet dies aber nun, nach Ende des Semesters nicht nur für Klausuren lernen zu müssen, sondern sich auch auf das 2.Staatsexamen vorzubereiten, welches Ende August geschrieben wird.
An anderen Universitäten gehe man besser mit der Problematik um, hält Tim fest. „Da ist es Gang und Gebe, die Zehntsemester zu entlasten und den Studierenden die Zeit einzuräumen, die sie zum Lernen brauchen.“ Dies zeige sich zum Teil auch in den durchschnittlichen Bestnoten der Jahrgänge, hier schneide Mainz nicht immer so gut ab.

Was sagt die Universitätsmedizin?

Empfänger der Petition ist Univ. Prof Dr. Förstermann, wissenschaftlicher Vorstand der Universitätsmedizin. Auf unsere Nachfrage gab er bekannt, dass die Problematik noch nicht zu ihm durchgedrungen sei, obwohl schon mehrere Gespräche zwischen der Fachschaft und Vertretern der Lehre stattfanden. Der Wissenschaftliche Vorstand sei nicht der richtige Ansprechpartner hierfür, teilte Prof. Förstermann uns mit. Vielmehr müsse sich die Petition an das Landesprüfungsamt richten, da alle Medizinstudierenden in Deutschland das 2. Staatsexamen am gleichen Tag schrieben und die Universitätsmedizin in dieser Hinsicht keinen Einfluss hat.
Prof. Förstermann gab jedoch auch zu Bedenken, dass es viele Studierende gebe, die sich keine Entzerrung der Klausuren wünschen, da sich die Lernphase sonst zu lange hinziehe. Er selbst biete in seinem Kurs den Studierenden an, die Klausur entweder nach Semesterende oder kurz vor Beginn des neuen Semesters zu schreiben. Hierbei entschieden sich immer wieder ca. 60% der Studierenden die Klausur nach Semesterende zu schreiben und ihre Klausurphase nicht entzerren zu wollen. Grundsätzlich sei er jedoch immer bereit sich Vorschläge der Studierenden anzuhören und gemeinsam nach Lösungswegen zu suchen, hält Prof. Förstermann fest.

Petition wird fortgesetzt

Da die Petition bisher noch nicht richtig zum Einsatz kam, wurde sie verlängert. Neues Ziel sind jetzt 5000 Unterschriften. Tim Demare ist sich sicher, dass die Petition bei weiteren Gesprächen helfen kann. „Es gibt viel zu verändern, aber es weht auch in Mainz ein neuer Wind und derzeit habe ich das Gefühl, das viele etwas verändern möchten. Also sehe ich dem Ganzen doch recht positiv entgegen.“

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