Thorsten Schlicht studiert Deutsch und Philosophie auf Lehramt. Seit seiner Kindheit zählen Musik, Film, Theater und darstellendes Spiel zu seinen Hobbys. Stets bemüht, sich weiter zu professionalisieren, spielt er in mehreren freien Gruppen in Mainz und Ingelheim mit und gestaltet theaterpädagogische Angebote aus. Darüber hinaus tritt er als Rapper unter dem Namen PLAIN auf.
Seine vielseitigen Interessen ergänzen sich mittlerweile zu spannungsvollen Ergebnissen. Letztes Jahr gehörte er zu den Mitbegründern der jungen Mainzer Künstlervereinigung Leviathan, die sich anlässlich des gemeinsamen Kurzfilmprojektes Saloon Nothingness gefunden hatte.
Leviathan nahmen bereits 2016 am Wettbewerb in Cannes teil, wo sie einige wichtige Kontakte knüpfen konnten, beispielsweise zum Kulturjournalisten Günter Minas. Er ermöglichte wenig später die Deutschlandpremiere von Saloon Nothingness im CinéMayence.
Was letztes Jahr für Thorsten relativ entspannt ablief, betrachtet er nun als größere Gelegenheit. Diesmal wird es in Cannes vor allem geschäftlich zugehen. Er freut sich bereits darauf, neue Menschen zu treffen, zu lernen, sich zu entwickeln und die Chance zur Selbstvermarktung ergreifen zu können.
In Pechmarie wird die junge Marie von ihrem Vater sexuell missbraucht. Das Thema familiäre Gewalt beziehungsweise Vergewaltigung griff Thorsten zunächst in einem Lied seines Rap-Projektes PLAIN auf, fand jedoch, man könne es in einer Zeitspanne von nur vier Minuten nicht ausreichend differenzieren und nuancieren.
Thorsten geht es darum, zu zeigen, wie sich komplexe Charaktere entfalten. Das Medium Film eignete sich dafür besser. Erfahrungsgemäß schlachten viele Filme eine Vergewaltigung für reißerische Effekte aus, Thorsten allerdings nähert sich dem Thema ästhetisch und technisch äußerst sensibel. Idee, Buch und Regie setzte er in Personalunion um.
Was er sich durchaus auch als Kammerspiel für das Theater hätte vorstellen können, passt eben besser ins Format des Kurzfilms. Eine Folge von vielen Schnitten eröffnet mehr Möglichkeiten zur Erzählung und komprimiert unterschiedliche Sinneseindrücke, die in einem langen Spielfilm möglicherweise verlorengehen.
Thorsten zufolge hat Pechmarie keinen Spannungsbogen, damit sich der Zuschauer ganz in Ruhe auf die Bildabfolge konzentrieren kann; kleine Momente, die lediglich zu Vermutungen anregen sollen. Der Film sollte nicht zu brutal sein. Thorsten setzt auf wenige Charaktere, viel Emotion, die passende musikalische Untermalung, bevorzugt Großaufnahmen und arbeitet nach dem Credo “weniger ist mehr“.
Angeregt zu dem Thema der familiären Gewalt wurde Thorsten durch den Erfahrungsbericht einer Kommilitonin. Mit seinem Film möchte er “nichts vorkauen“ und keine simplen Lösungsansätze zeigen. Der Zuschauer soll nachdenken – Vergewaltigung im Familienkreis sei ein extrem kompliziertes, widersprüchliches Thema.
Thorsten wünscht sich, dass die Menschen offener über Gewalt in der Familie und sexuellen Missbrauch sprechen, fragt sich aber, ob unsere Gesellschaft dies überhaupt fordert. Es bedürfe einer funktionierenden Gemeinschaft, damit wir uns wirklich trauen, darüber zu reden.
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