Nicht überall wo Mainz draufsteht, steckt auch Mainz drin. Das Ortsschild von Mainz–Kastel ist so ein Fall. Der Stadtteil gehört zu Wiesbaden und ist trotzdem Heimat vieler JGU-Studis.
Ein Grund, sich mal auf die andere Seite des Rheins zu wagen, über die Brücke zu gehen, die Rheinland-Pfalz von Hessen trennt oder wie manch Mainzer Zunge behauptet: gut von böse.
Auf den ersten Blick ist der Stadtteil Mainz-Kastel alles andere als ein Sehnsuchtsort für Studierende. Hier fehlt das vielfältige Kneipenleben der Neustadt. Und auch Kultur und Shopping-Optionen gibt es weit weniger als im direkten Schatten des Doms. Kastel wirkt für Ortsunkundige erstmal unscheinbar. Es mangelt nicht an Cafes und Einkaufsmöglichkeiten. Schnell entdeckt man auch den Bahnhof des Stadtteils. Die großen Pluspunke findet man hingegen nicht auf den ersten Blick.
Wer sich unter den Studierenden im Stadtteil umhört, stößt schnell auf Vorzüge der Wohnlage. "Die Mietpreise sind trotz der Nähe zur Mainzer Innenstadt studentenfreundlich niedrig", meint Carsten augenzwinkernd. Carsten studiert im vierten Semester Erziehungswissenschaften und muss es wissen. Zeit seines Lebens verbrachte der 22- Jährige in Kastel.
Einen trifftigen Grund seinen Heimatstadtteil zu verlassen hat er bisher nicht gefunden. Das minimalistische Kasteler-Nachtleben ist für ihn kein schwerwiegender Nachteil: "Wenn ich ausgehen gehen will, bin ich zu Fuß in 20 Minuten in der Mainzer Innenstadt.“
Denn entgegen aller Klischees ist Kastel gut an Mainz angebunden. Mit den Buslinien 6, 55, 56, 57 und 68 gibt es von der Haltestelle "Brückenkopf" sogar eine Vielzahl an Direktverbindungen zum Uni Campus. In knapp 15 Minuten ist man am HBF und kann die zwei weiteren Stationen zur JGU ohne Umsteigen durchfahren. Unter der Woche kommen Busse zu den gängigen Unizeiten quasi im Minutentakt. Definitiv ein Pluspunkt.
Einmal die Straßenseite gewechselt und rechts abgebogen, schon ist Carsten von seiner Wohnung aus am Rheinufer. Beim Spaziergang am Uferweg deutet er auf vereinzelt vorbeiradelnde Radfahrer: "Heute ist das Wetter weniger einladend. Aber an schönen Sommertagen ist hier der Bär los. Das komplette Tour de France Hauptfeld düst dann hier an dir vorbei!"
Als Geheimtipp hat das Rheinufer aber noch nie hergehalten. Zu verlockend ist die Kombination aus grüner Liegewiese und unverhüllten Blick auf die Mainzer Innenstadt.
Vom Weckruf der erstem Sommer-Sonnen-Strahlen angelockt, bevölkern Studierende das Rheinufer und verlagern ihre Aktivitäten spontan ins Grüne. Für sportlich Aktive gibt es direkt am Rhein (Höhe Theodor-Heuss-Brücke) einen Basketballplatz und eine Skater-Anlage.
Kunterbunt wird es wenn man an der Theodor-Heuss-Brücke durch die Unterführung zum Bahnhof des Stadtteils läuft. Einmal jährlich treffen sich hier Graffiti-Künstlerinnen und Künstler aus der Region. Auf mehreren Quadratmetern haben die ambitionierten Kreativköpfe eine triste, graue Betonfläche in eine farbenfrohe Wand verwandelt.
In Blickweite zur Unterführung liegt -die Reduit-. Ein ehemaliger Kasernenbau des Brückenkopf Kastel, der heute ganz vielfältig genutzt wird. Das Heimatmuseum hat hier genauso Platz gefunden wie ein Kinder- und Jugendzentrum. Im Sommer ist der Innenhof auch regelmäßig Veranstaltungsort für Open-Air-Kinos und Konzerte.
Wiesbaden oder Mainz? Als was fühlen sich die Kasteler Grenzgänger? Für die meisten ist die Frage schnell und eindeutig beantwortet. Bis zur Innenstadt von Wiesbaden sind es knapp zehn Kilometer. „Mainz!“ ist deshalb die häufigste Antwort derjeniger, die täglich den Blick auf den Dom auskosten dürfen.
Entfernung zur Uni: 15 Min von der Haltstelle "Kastel/Brückenkopf"
Anbindung ÖPNV: 18 Bushaltestellen; Bahnhofs-Station
Mietspiegel: ca. 9,5 Euro/qm
Grünflächen: Rheinufer, Tierpark Mainz-Kastel
Nachtleben: nicht messbar; Ausweichoptionen: Neustadt und Altstadt
Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!