Die Präsidentschaftswahl in den Vereinigten Staaten von Amerika beginnt am 3. November. Dazu passt der nun erschienene Sammelband "Linguistic Inquiries into Donald Trump's Language. From Fake News to Tremendous Success" von den Mainzer Linguist:innen Dr. Ulrike Schneider und Dr. Matthias Eitelmann, die darin Trumps Sprachgebrauch analysieren.
Dr. Ulrike Schneider und Dr. Matthias Eitelmann, die Herausgeber:innen des Sammelbandes, arbeiten am Forschungs- und Lehrbereich English Linguistics der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU). Für ihre Veröffentlichung haben sie weltweit Linguist:innen aufgefordert, den Sprachgebrauch Trumps zu analysieren. Daraus entstand der Sammelband mit insgesamt zehn Analysen.
In dem Sammelband wurden besonders die Begriffe "Fake News" und die Abwertung von Trumps Kontrahent:innen durch Spitznamen wie etwa "Sleepy Joe" für Joe Biden als Markenzeichen herausgearbeitet. Seine Reden seien zudem geprägt durch die Perspektive eines Geschichtenerzählers, da er Formulierungen wie "and I will tell you" bevorzugt verwende. Trump greife darüber hinaus häufiger auf Worte wie "obviously" oder "certainly" anstatt auf "I think" zurück. Außerdem geht der Sammelband bspw. auf das direkte Adressieren des Publikums und die vagen Beschreibungen ein.
Der Sammelband beschäftigt sich u. a. mit den Charakteristika und der Emotionalisierung, die in Trumps Sprachgebrauch deutlich werden, sowie der Unterscheidung Trumps von anderen Politiker:innen.
Laut der Autorin Dr. Ulrike Schneider bildeten "in Publikumsmedien geäußerte Behauptungen über Trump" einen der Ausgangspunkte ihres Buches. Dazu gehörte u. a., "dass er einfacher spreche als andere Politiker oder dass er besonders häufig das Wort 'very' benutze". Der Sammelband stütze diese Aussagen in vielen Bereichen: Dr. Eitelmann sieht etwa "eine markante Tendenz zu Wiederholungen". Darüber hinaus verwende Trump 'very' bis zu achtmal häufiger als andere Politiker:innen.
Doch Trump greift auch auf subtile Stilmittel zurück: Wenn er sich von anderen Gruppen differenzieren möchte, verwende er häufig "the" mit Blick auf diese Gruppen. Dadurch erscheinen einige seiner Sätze grammatikalisch nicht korrekt, wie etwa "I'm doing great with the Hispanics".
Der Sammelband behandelt zudem übergeordnete Fragen, inwiefern Trumps Ausdrucksweise symbolisch für eine Änderung in der politischen Kommunikation in den USA steht. Daneben wird der Frage nachgegangen, ob Trumps Rhetorik ihn zum Populisten macht.
Laut Dr. Schneider ist Trumps Sprache durchaus ein Symptom eines generellen Wandels in der politischen Kommunikation in den USA. Denn US-Präsidenten hätten sich in den letzten Jahrzehnten zunehmend "volksnäher gegeben". Neben der einfachen Sprache hätten auch Trumps Tweets, über die er Medienberichterstattung umgehen und sich direkt an die Bevölkerung wenden kann, dazu beigetragen. Für Dr. Schneider ist er daher "der extremste Vertreter dieses generellen Trends."
Die Frage nach der Definition Trumps als Populist sei nicht so unmittelbar zu beantworten. Einerseits spreche für Dr. Eitelmann die populistische Rhetorik dafür, etwa durch seine sprachlichen Mittel des Ausgrenzens. Doch die für Populist:innen zentrale "Selbstdarstellung als erster Vertreter des Volkes, der dieses gegen eine korrupte Elite verteidige" sei bei Trump weniger ausgeprägt. Stattdessen stehe für ihn die Trennung von Freund und Feind im Fokus, bei der er u. a. volksnahe Medien mit dem Label der "Fake News" belegt und als feindselig einstuft.
Der Sammelband zeigt insgesamt auf, dass Trump den typischen Redner:innenstil eines Erzählers besitzt. Zudem zielt er mit seiner Rhetorik darauf ab, andere Gruppe auszuschließen und seine Kontrahent:innen durch Spitznamen abzuwerten. Gespannt ist zu betrachten, ob ihm seine Rhetorik bei der kommenden Wahl am Dienstag, den 3. November, erneut den Präsidentschaftstitel verschaffen wird.
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