Life Science Slam: Wissensschlacht im Frankfurter Hof

02.11.2016
Freizeit
kan & hr

Dröge Vorlesungen und viel Statistik: Muss Wissenschaft immer trocken sein? Der Science Slam im Frankfurter Hof überzeugt vom Gegenteil.

Das Licht ist gedämpft. Aufgeregtes Gemurmel erfüllt den Saal. Kurz vor Beginn des Slams macht sich Spannung breit. Viele kennen Poetry Slams, aber ein Science Slam? 

Anstatt mit Worten kämpfen die Teilnehmer mit Fakten und manchmal auch mit einem großen Sack voller leerer Flaschen... Aber der Reihe nach.

Im Rahmen des Jubiläums "70 Jahre Wiedereröffnung der Johannes Gutenberg-Universität Mainz" bekamen fünf Doktoranden aus den Lebenswissenschaften die Chance, ihre Forschung einer breiten Masse vorzustellen. Die Regeln sind leicht: Jeder hat zehn Minuten Zeit, um sein Thema dem Publikum möglichst unterhaltsam zu erklären. Hilfsmittel sind erlaubt und am Ende entscheiden die Zuschauer, welcher Beitrag gewinnt. In einem zweitägigen Workshop wurden die Nachwuchswissenschaftler auf ihren Auftritt vorbereitet. Neben der JGU waren auch die Universitätsmedizin und das Institut für Molekulare Biologie an der Veranstaltung beteiligt.

Schokolade für die Wissenschaft oder wieso sich ein Professor auf der Bühne wälzt

Den Beginn machte Prof. Dr. Perikles Simon aus der Sportmedizin. Er trat außer Konkurrenz an. In einem Vortrag, der schon beinahe an eine zeitgenössische Performance erinnerte, kritisierte er das deutsche Bildungssystem. Vor allem die Männer sieht er in diesem benachteiligt.

Während seines Vortrages zeigte er vollen körperlichen Einsatz: Anstatt nur eine Powerpoint Präsentation zu zeigen, wälzte er sich vor Wut auf dem Boden oder lief schreiend über die Bühne. "Im Vergleich mit anderen Nationen fällt auf: Länder mit einer besseren Schokoladenqualität haben mehr Nobelpreisträger hervorgebracht. Ist das die Lösung?" 

Anschließend begann der Wettkampf. Die nächsten 50 Minuten waren voller Zellen, Reize und Lacher.

Depressive Fruchtfliegen und Superwoman

Mit einem großen Sack voller Leergut übernahm die Neurobiologin Aylin Klein die Bühne. "Recycling ist wichtig – auch im Körper", verkündete sie. So werden etwa Botenstoffe bei der Reizübertragung wiederverwendet, also recycelt. Untersucht hat Aylin Klein dies an Fruchtfliegen. Dabei machte sie noch eine andere Entdeckung: Fruchtfliegen können depressiv werden. 

Vollkommen ohne Hilfsmittel kam Christian Hessel bei seinem Auftritt aus. "Speck muss weg" lautet der griffige Titel seines Vortrags. Er erklärt, dass Fettzellen andere, für das Immunsystem wichtige Zellen, einquetschen würden. Etwas abstrakter berichtet Marina Borisova von den unterschiedlichen Strahlungen der Sonne und wie Wissenschaftler neue Wege suchen, wie sich Menschen vor der Strahlung schützen können.

Die beste Verkleidung des Abends hatte mit Abstand die niederländische Forscherin Tineke Vogelaar. Im Superman-Kostüm übernahm sie die Bühne. Sie erzählte von dem Schauspieler Christopher Reeve, der vor allem für die Rolle des Superman bekannt ist. Bei einem Reitunfall habe dieser sich schwer an der Wirbelsäule verletzt und sei seitdem gelähmt. Mit viel Willenskraft habe er es jedoch geschafft, wieder kleinere Bewegungen zu steuern. Seine Geschichte motivierte Tineke dazu, zum Thema Rückenmarksverletzungen zu forschen. 

Mit einer Haarklammer gegen Krebs

Daniel Pieh von der Universitätsmedizin fesselte die Zuschauer mit einem kurzweiligen Vortrag über die Bekämpfung von Krebs. Anstatt einer Powerpoint Präsentation nutzte er einen Overhead Projektor, um von Guido zu erzählen. Guido, der eigentlich eine nette Zelle ist, wird zu einer Krebszelle. Mit einem bösen Gesichtsausdruck und dicken Armen wirkt Guido nun wie ein gemeiner Bodybuilder. Ein Wirkstoff, der aussieht wie eine Haarklammer soll verhindern, dass aus ihm überhaupt eine Krebszelle werden kann.

So viel Witz und Einfallsreichtum wurden schließlich belohnt. Am Ende stimmten die Zuschauer über den Sieger ab: Daniel Pieh konnte den Science Slam knapp für sich entscheiden. 

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!