"Land unter" in Landau: Studis streiken

27.11.2015
Campus-News, Studium
aw

Seit Montag protestieren Studierende auf dem Campus in Landau gegen schlechte Studienbedingungen. Überfüllte Hörsäle und Personalmangel sind jedoch Probleme, die nicht nur Landauer Studis betreffen.

Der Streik begann bereits am Montag, nachdem der AStA eine Vollversammlung einberufen hatte, um über die Missstände an der Universität zu diskutieren. Dort seien viel mehr Studis erschienen, als man erwartet habe und es sei spontan die Idee zu einem Streik entstanden, erklärt Lena Esper vom Presseteam des AStA Landau. Die Studierenden hätten direkt die zwei Hauptgebäude auf dem Campus geräumt und besetzt.

Am Donnerstag riefen die Studierenden dann zum Streik auf. Alle 16 Außenstellen des Campus Landau seien lahmgelegt worden, sagt Esper. Die Mitarbeiter wurden nicht mehr in die Gebäude gelassen, alle Lehrveranstaltungen fielen aus. Nach Angaben des AStAs beteiligten sich rund 1.000 der 7.500 Studierenden an der Aktion. 

Am Donnerstagabend hätten die Studierenden dann beschlossen, die Räume wieder freizugeben, sodass die Lehrveranstaltungen am Freitag wieder stattfinden konnten. Der AStA der Universität in Landau betont jedoch, der Streik sei nicht beendet. Das Audimax bleibe besetzt und werde weiterhin das Herzstück der Proteste sein. Er werde nun von verschiedenen Arbeitsgruppen, die die Studierenden für ihren Protest gegründet haben, genutzt. 

Forderung nach mehr unbefristete Stellen und besserer Ausstattung

Hintergrund der Proteste seien schlechte Studienbedingungen am Universitätsstandort Landau, zum Beispiel das schlechte Verhältnis von Lehrenden und Studierenden. Laut AStA Landau kämen auf einen Dozenten 95 Studierende. Der AStA kritisiert zudem, dass Seminare überfüllt seien und es vorkomme, dass nicht alle einen Platz in einem Seminar bekommen. Dadurch sei es nicht möglich, das Studium in der Regelstudienzeit zu beenden. Außerdem sei die Ausstattung des Campus mangelhaft, in der Bibliothek fehle beispielsweise aktuelle Literatur und für das Fach Sport seien die Materialien unzureichend. 

Die Studierenden fordern daher unter anderem mehr unbefristete Stellen im Mittelbau, eine Masterplatz-Garantie für Bachelorstudierende und eine Seminargröße von maximal 30 Teilnehmern. 

Kleine Erfolge habe es schon gegeben, sagt Lena Esper. Am vergangenen Dienstag fand in Mainz ein Gespräch zwischen Vertretern der Studierenden, der Universitätsleitung und dem Bildungsministerium statt. Dort habe man beispielsweise die Zusage erhalten, dass die Bibliothek aufgewertet werden solle. Die Uni-Leitung habe außerdem zugesichert, dass neue Räume angemietet werden, um den Raummangel zu lindern. Trotzdem sei man noch nicht zufrieden, sagt Esper. 

Hochschulen bundesweit betroffen

Probleme wie überfüllte Räume und eine schlechte Betreuungssituation beschäftigen nicht nur die Studierenden der Uni Landau, sondern betreffen Hochschulen bundesweit. 

An der Universität Mainz kam es beispielsweise im vergangenen Sommer zu Diskussionen, nachdem die Georg-Forster-Bibliothek an einem heißen Sonntag so überfüllt gewesen war, dass sich schon morgens um acht Uhr lange Schlangen am Eingang bildeten und Studierende auf dem Boden sitzend an ihren Hausarbeiten schreiben mussten. 

Situation an der Uni Mainz

Grundsätzlich seien die Probleme in Mainz aber noch nicht so akut wie in Landau, sagt der Referent für Hochschulpolitik des Mainzer AStAs, Jonas-Luca König: „Ich glaube, dass unsere Uni nicht so krass unterfinanziert ist.“ Es gebe entsprechende Lehrmaterialen, man bemühe sich um Digitalisierung und die Bibliotheken hätten lange Öffnungszeiten. 

Im Hinblick auf den Betreuungsschlüssel sei die Uni Mainz aber nur im „unteren Mittelfeld“ platziert. Bezüglich des zweiten großen Kritikpunkts der Landauer Studierenden, der Bezahlung und Befristung im wissenschaftlichen Mittelbau, erklärt König, es herrsche auch in Mainz eine „prekäre Situation“. 

In diesem Punkt gebe es jedoch Aussicht auf Besserung. Dadurch, dass der Bund das Bafög komplett übernommen hat, seien im Land 25 Millionen jährlich freigeworden, die nun an die Hochschulen in Rheinland-Pfalz fließen. Damit sollen unter anderem unbefristete Stellen geschaffen werden.   

Proteste und Streik auch in Mainz?

Der AStA der Uni Mainz unterstütze die Aktionen in Landau, erklärt Jonas-Luca König.

"Wir haben gestern auf dem AStA-Plenum unsere Solidarität beschlossen. Wir teilen eins zu eins die Ziele."

Die Protestaktion sei "genau der richtige Weg", um auf Missstände aufmerksam zu machen. Der AStA der Uni Mainz stehe in engem Kontakt mit dem AStA in Landau. 

In Mainz sei eine solche Protestaktion sicherlich auch eine Option. Der AStA habe schließlich auch in der Vergangenheit schon verschiedene Aktionen organisiert, zum Beispiel das Protestcamp im Rahmen der Wohnraumkampagne, um auf fehlende bezahlbare Wohnungen für Studierende in Mainz hinzuweisen. 

Bei der nächsten Vollversammlung aller Studierenden wolle der AStA mit den Kommilitonen über das Thema Streik sprechen. Schließlich wolle man eine solche Protestaktion „nicht einfach verordnen“.

Auch für eine gemeinsame Aktion der Studierenden der verschiedenen Hochschulen in Rheinland-Pfalz zeigt der AStA der Uni Mainz sich offen. Sollte der AStA Landau eine größere Demonstration organisieren, könne man darauf bauen, "dass wir als AStA da auf jeden Fall dabei sind", erklärt König. 

Positive Reaktionen auf die Proteste in Landau

Nicht nur der AStA der Uni Mainz unterstützt die Aktionen in Landau. ASten aus ganz Deutschland meldeten sich bei ihnen, sagt Lena Esper. Für Montag hätte sich sogar der AStA aus Wien angekündigt. Und auch die Stadt Landau habe bereits ihre Solidarität bekundet. 

Die Studierenden in Landau wollen am Montag in einem weiteren Plenum darüber entscheiden, wie es weitergehen soll. Auf Facebook schreibt der AStA Landau:

"Lasst uns am Wochenende viel neue Kraft tanken und dann gleich nächste Woche so weitermachen. Denn eins ist klar: wir haben gerade erst angefangen."

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