Kulturkursleiter Morten: Über Bloggen, Musik und Leidenschaft

11.08.2015
Freizeit, Kulturkurse
aw

Morten Wenzek leitete im Sommersemester 2015 den Kulturkurs Bloggen. Natürlich hat er auch selbst einen Blog. Dort schreibt er über sein liebstes Thema: Musik.

Wie ist Morten eigentlich zum Bloggen gekommen und was motiviert ihn, was treibt ihn an, Zeit und Arbeit in dieses Projekt zu stecken? Wir haben nachgefragt.

Dearly Demented: Ein Magazin für Musikbegeisterte

Dearly Demented, so heißt der Blog von Morten und seinem Team. Genauer gesagt handelt es sich gar nicht um einen richtigen Blog, sondern vielmehr um ein Webzine, also ein Online-Magazin. Unter dem Titel Dearly Demented kann sich wahrscheinlich nicht jeder sofort etwas vorstellen, er verrät wenig darüber, worum es eigentlich geht. Dafür reicht aber ein Blick auf die Startseite, und der Leser weiß sofort, ob er hier richtig ist. 

Auf einer großen Slideshow in der Mitte der Seite ziehen verschiedene Metal- und Rockbands vorbei, man schaut in bekannte und weniger bekannte Gesichter. Direkt darunter findet sich eine Reihe an CD-Reviews. Musik steht im Mittelpunkt, Metal, Hardcore, Rock, und ein bisschen auch die Szene dahinter. 

Wer Dearly Demented zum ersten Mal besucht, denkt sicherlich nicht direkt an einen von einem Studenten aufgebauten, nebenbei betriebenen Blog. Das klare Design, die hochwertigen Bilder, das Logo in der Ecke, man könnte auch auf einem professionell und hauptberuflich betriebenen Magazin erfahrener Musikredakteure gelandet sein. Ist man aber nicht. Hinter dem Webzine steht Morten Wenzek, Student und mittlerweile Blogger mit langjähriger Erfahrung.

Die Geburt des Online-Magazins Dearly Demented

Viele Menschen außerhalb der Szene haben vermutlich ein bestimmtes Bild im Kopf, wenn sie sich einen überzeugten Hardcore- und Metal-Fan vorstellen: schwarz gekleidet, lange Haare, distanziert und kühl, vielleicht auch etwas zurückhaltend. Doch wie es so ist mit Klischees: sie treffen einfach häufig nicht zu.

Morten jedenfalls lässt sich nicht in die oben skizzierte Schublade strecken. Im Gegenteil: Morten ist super freundlich, sympathisch und aufgeschlossen. Vermutlich auch Eigenschaften, die für die Leitung des Kulturkurses und die gemeinsame Arbeit am Webzine mit seinem Team von Vorteil sind.

Zurzeit studiert Morten British und American Studies an der Uni Mainz. Dass er „was mit Medien“ machen möchte, wusste er schon bevor er 2011 seinen Blog gründete. Zunächst sei er bei einem bereits bestehenden Online Magazin eingestiegen. Nach kurzer Zeit habe er sich allerdings gedacht „was die können, kannst du auch“ und einen eigenen Blog bei dem Anbieter Blogger.com erstellt. 

„Man braucht nicht viel, um sich einen Blog zu bauen“, sagt Morten, das könne prinzipiell jeder. Den ersten Blog habe er zwei Jahre lang allein geführt. Ende 2013 habe er dann eine neue Homepage bei dem Anbieter wordpress erstellt, nachdem sich Schwächen der Plattform Blogger gezeigt hätten. Dieser Wechsel markiere den Übergang von einem Blog zu einem Online-Magazin. 

„Am liebsten fünf Alben pro Tag“: Die Leidenschaft zur Musik

Es ist „die Leidenschaft, die mich motiviert hat, das Magazin zu gründen“, sagt Morten, „ich höre gerne Musik, am liebsten fünf Alben pro Tag.“ Die Leidenschaft und Motivation, mit der Morten hinter dem Magazin steht, wird einem als Leser sofort deutlich. 

Dearly Demented bietet hochwertige Artikel zu verschiedensten Themen: regelmäßige CD-Reviews, Konzertberichte, Interviews mit Bands, Kolumnen und sogar Videos über einen eigenen Youtube-Kanal. Es steckt viel Arbeit in dieser Seite, freiwillige Arbeit, neben Vorlesungen, Klausuren, Hausarbeit. Arbeit also, die nur jemand leisten kann, der mit Begeisterung und Leidenschaft hinter der Sache steht. 

Die Idee hinter dem Magazin sei nicht nur über die großen Bands zu berichten, sondern auch kleinere Bands mit aufzunehmen. So gibt es zum Beispiel Interviews und CD Reviews mit Bands aus der Umgebung. Diese würden an denselben Maßstäben gemessen wie die großen, erklärt Morten. Er denkt, dass es den kleineren Bands gut tue, sich zusammen mit anderen Bands zu sehen. 

Als Gründer und Chefredakteur ist Morten unter anderem zuständig für die Koordination und Lektorat, aber natürlich schreibt er auch selbst. Seine Rolle beschreibt er als „Chefredakteur und Mädchen für alles.“ Er sagt aber auch: „Ich fühl mich nicht als Chef in dem Sinne.“

Die Arbeit im Team

Blogs sind meist eine One-Man-Show, Online-Magazine haben dagegen häufig eine größere Redaktion. Für Dearly Demented schreiben zwölf Redakteure, die aus ganz Deutschland kommen. Manche davon habe er noch nie persönlich getroffen, sagt Morten, zu anderen habe er ein freundschaftliches Verhältnis.

Das schwierigste sei, „die räumliche Distanz zu überbrücken“. Meistens verständige man sich über Emails oder telefonisch. Alle Redakteure sind ehrenamtlich dabei. Daher sei klar: das Online-Magazin ist „nicht das erste, was sie am Tag machen.“ 

Gefunden habe er seine Redakteure über diese, noch immer aktuelle Anzeige auf dem Blog. Um bei Dearly Demented mitzuarbeiten, gebe es grundsätzlich keine Einstiegshürden. Jeder der Lust habe, könne sich melden.

Kooperationen mit Agenturen

Kooperationen mit Unternehmen sind in der Bloggerszene ein schwieriges Thema. Finanzielle Zuwendungen bekomme Dearly Demented nicht, erklärt Morten. Stattdessen helfe man sich gegenseitig, das Ganze sei ein Geben und Nehmen. So schreibe Dearly Demented beispielsweise eine Rezension einer CD und die Bands – sofern die Rezension nicht ganz schlecht ausgefallen sei – teilten diese in den sozialen Netzwerken und sorgten so wiederum für Aufmerksamkeit für das Webzine.

Dearly Demented kooperiere zudem mit Agenturen, die Konzerte veranstalten. Zum Beispiel sei der Club K21 in Berlin von selbst auf das Online-Magazin zugekommen und habe nach einer Zusammenarbeit gefragt. Nun mache Dearly Demented Werbung für Konzerte des Clubs und im Gegenzug erscheine das Logo des Online-Magazins auf den Flyern für die Konzerte. 

Da das Online-Magazin insgesamt vor allem mit den Veranstaltern zusammenarbeite und nicht mit Bands direkt, gebe es auch keine Probleme, was Kritik der Bands, beispielsweise in CD-Reviews, angeht, sagt Morten. 

Bloggen und Beruf

Ein professionell betriebener Blog macht sich oft gut im Lebenslauf, viele Blogger wollen schließlich auch „irgendwas mit Medien“ machen. Auch Morten: Er möchte als Journalist arbeiten. Ende des Jahres will er ein Volontariat beginnen. Musikjournalismus wäre „natürlich cool“, sagt Morten, aber grundsätzlich sei er thematisch nicht gebunden. Wichtig sei ihm allerdings im „modernen Journalismus“ zu arbeiten, also online und multimedial.

Dearly Demented möchte er auch zukünftig in der Größenordnung lassen, in der es jetzt ist, erklärt Morten. Geld wolle er nicht zwingend mit dem Webzine verdienen. Wichtiger sei, auch in Zukunft die Unabhängigkeit des Magazins zu wahren. 

Hinter der vielen Arbeit, die Morten und sein Team in Dearly Demented investieren, stehen also keine finanziellen Motive sondern ausschließlich die Leidenschaft für Musik. „Aufwand betreiben wir gerne, weil wir die Bands unterstützen möchten.“, so Morten. 

Wie geht ein guter Blog? – Kulturkurs Bloggen 

Neben Webzine und Studium leitet Morten außerdem den Kulturkurs Bloggen. Dort lernt man „wie man bloggt, wie man damit umgeht.“, sagt Morten. Konkret erlernten die Teilnehmer beispielsweise den Umgang mit dem Programm wordpress, über das sie sich ihren eigenen Blog erstellen. Dieses sei zwar einfach gestaltet, habe aber „viele Kniffe“. 

Zudem würden zum Beispiel Fragen zum Medienrecht geklärt. So wüssten beispielsweise nur wenige, dass in Deutschland eine Impressumspflicht herrscht, erklärt Morten. Das bedeutet, dass man gesetzlich verpflichtet ist, auf seinem Blog ein Impressum anzugeben, mit Name, Anschrift, etc. 

Und was macht einen guten Blog nun aus? Auf jeden Fall benötige man Geduld und Ausdauer, sagt Morten. Schließlich müsse man etwas über eine lange Zeit machen, da sei es wichtig „am Ball zu bleiben.“ Entscheidend sei natürlich außerdem, dass man leidenschaftlich hinter dem Thema steht – dafür ist Morten schließlich das beste Beispiel. Insgesamt müsse das Konzept stimmig sein und die Homepage gut aussehen, sagt Morten, dann könne das Ganze auf jeden Fall etwas werden. 

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