Kleine Fächer, große Chancen

15.11.2019
Studium, Campus-News
jsc

Als Teil der Kleine Fächer-Wochen öffnen historische Institute der Uni Mainz die Pforten für alle, die mehr über den Alten Orient, die Europäische Antike und andere Meilensteine erfahren wollen.

Das Historische Seminar und das Institut für Altertumswissenschaften der Johannes Gutenberg-Universität Mainz riefen für die Dauer des Wintersemester 2019/2020 die Veranstaltungsreihe "#explorer4aday / #explorer4aweek - Alltag in den Kleinen Fächern der Altertums- und Geschichtswissenschaften" ins Leben. Sie wird von der Hochschulrektorenkonferenz und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der bundesweiten Kleine Fächer-Wochen gemeinsam mit 17 anderen Projekten aus ganz Deutschland gefördert.

Die Mainzer Veranstaltungsreihe soll die Forschung und Lehre historischer Disziplinen in den Vordergrund rücken. Dazu werden zum einen die Altorientalische und Klassische Philologie, die Ägyptologie, die Vorderasiatische, die Klassische sowie die Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie des Instituts für Altertumswissenschaften einbezogen. Zum anderen sind im Rahmen des Historischen Seminars der JGU die Byzantinistik, die Geschichtliche Landeskunde, die Alte und die Osteuropäische Geschichte beteiligt. Bei insgesamt acht Veranstaltungen von Oktober 2019 bis März 2020 soll Schüler:innen, Studierenden, aber auch der interessierten Öffentlichkeit ein Einblick in diese Disziplinen ermöglicht werden. Der Fokus der verschiedenen Events wird auf dem Alten Orient, Rom, Ägypten und Griechenland sowie der Bronzezeit liegen.

Auftaktabend in der Antike

Eröffnet wurde die Veranstaltungsreihe "#explorer4aday / #explorer4aweek" im Museum für Antike Schifffahrt des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz am 24. Oktober. Unter dem Motto "Auf den Spuren alter Kulturen" präsentierten Lehrende und Studierende der Altertumswissenschaften und des Historischen Seminars aktuelle Forschungsprojekte, etwa die Arbeit mit Lucanus' Schriften zum Bürgerkrieg.

Zudem gaben u.a. die Archäologieprofessorin Dr. Alexandra Busch, die das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz leitet, und die ehemalige Ägyptologin Marina Gärtner einige Einblicke in die Potenziale ihres Fachwissens in der Berufswelt. Dr. Tobias Helms, Dr. Anne Sieverling, Mari Yamasaki und Kristina Wörzler erzählten von Forschungsexpeditionen nach Kurdistan, Griechenland, Zypern und Slowenien. Außerdem beleuchtete Masterstudent Pascal Siesenop den Alltag im historisch geprägten Studium durch einen Einblick in das Lernen von Hieroglyphenschrift. Die klassischen Philologen Adrian Weiß und Matthias Heinemann, die sich mit dem Einfluss der Antike auf die Videospielbranche beschäftigen, zeigten in einer theatralischen Darbietung weitere alltägliche Bezüge auf.

Zwischen den 16 Kurzvorträgen gab es in mehreren Pausen die Gelegenheit, sich mit Expert:innen der Archäologie, Ägyptologie und Philologie auszutauschen. Den Abschluss des Abends bildete eine auflockernde Bierdeckel-Fragerunde, in der sowohl auf fachliche Details als auch auf persönliche Highlights der universitären Laufbahn genauer eingegangen wurde.

Zu spezialisiertes Studium?

Durch die Vorstellung der verschiedenen Bereiche der Altertumswissenschaften und des Historischen Seminars sollen Studierende einen Eindruck davon bekommen, was sie in einem historisch geprägten Studium erwartet. So betonte etwa die Ägyptologieprofessorin Dr. Ursula Verhoeven-van-Elsbergen, die Studierenden würden nicht nur spezifische Fachkenntnisse erwerben, sondern auch methodisch lernen zu recherchieren, sowie wissenschaftlich und zugleich für ein breites Publikum verständlich zu schreiben.

Im Rahmen eines historischen Studiums werde ebenso das kritische Reflektieren und langfristige Einordnen der Ergebnisse geschult, so Prof. Dr. Alexandra Busch, die neben ihrer Archäologieprofessur an der JGU auch das Römisch-Germanische Zentralmuseum in Mainz leitet. Sie freut v.a., dass sie in ihrer Position sowohl Forschung betreiben als auch diese öffentlich verbreiten kann: "Das Vermitteln wissenschaftlicher Inhalte, das ist zentral", so Prof. Dr. Busch, die besonders die regionale Vernetzung dieser Standorte des Wissenstransfers im Rhein-Main-Gebiet wertschätzt. Prof. Dr. Verhoeven-van-Elsbergen ist zudem in der Ägyptologie besonders davon fasziniert, dass man dort sowohl mit der Archäologie als auch der Kunst und verschiedensten Texten arbeitet.

Früher und abwechslungsreicher Praxisbezug

Ein Vorteil der Kleinen Fächer wie der Archäologie seien die hohe Autonomie und die vielseitigen Möglichkeiten, die sich Interessierten schon während des Bachelorstudiums bieten: So können sie etwa an verschiedenen Ausgrabungsfahrten und Forschungsprojekten teilnehmen oder historische Funde untersuchen und dokumentieren, bevor sie diese in selbst organisierten Ausstellungen präsentieren.

Doch obwohl diese Fundstücke oft bereits Jahrtausende alt sind, haben sie häufig noch einen Gegenwartsbezug: So betont etwa Prof. Dr. Verhoeven-van-Elsbergen, dass ein solches Geschichtsstudium auch dazu einlade, sich mit allgegenwärtigen Fragen von "Identität, Krieg, Flucht, Naturkatastrophen oder auch Familie, Erziehung, Ängsten oder Liebeskummer und unterschiedlichen Gottes- und Jenseitsvorstellungen der Kulturen und ihrer Bedeutung für eine Gesellschaft" zu beschäftigen.

Vielseitige Austauschmöglichkeiten

Prof. Dr. Busch und Prof. Dr. Verhoeven-van-Elsbergen lobten im Rahmen der Auftaktveranstaltung außerdem die fächerübergreifende Kooperation, etwa im Rahmen eines Forschungsprojektes mit der Mainzer Resilienzforschung. Zudem seien Kleine Fächer wie ihre Teil einer "überschaubaren internationalen Community", die enorm von der Vernetzung profitiere, so Verhoeven-van-Elsbergen. Künftig solle es nach dem Archäologieprofessor Dr. Alexander Pruß noch mehr fächerübergreifende Zusammenarbeit geben, da man "nicht für sich alleine im eigenen Saft kochen" wolle.

Auch im Rahmen der Kleine Fächer-Wochen werde das Aufeinandertreffen von Gleichgesinnten gefördert:  30 Bachelor-Studierenden aus dem In- und Ausland wird im Rahmen der Historiker-Winter School im Februar 2020 die Möglichkeit gegeben, die Forschungspraxis und neue Berufsperspektiven gemeinsam näher kennenzulernen.

Somit stehen die Kleine Fächer-Wochen in Mainz u.a. im Zeichen des allumfassenden Austauschs: Sie richten sich nicht nur an Studierende der Altertums- und Geschichtswissenschaften, sondern auch an fachfremde Kommiliton:innen, neugierige Schülerschaften und interessierte Erwachsene, die gemeinsam vergangene Epochen und gegenwärtige Forschung zu dieser Zeit entdecken wollen. Möglich ist dies im Rahmen der Veranstaltungsreihe unter anderem bei einem Einblick in die Ägyptologie und das Alte Ägypten am 29. November 2019 sowie in das Alte Rom am 18. Januar 2020.

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