Keine Angst vorm Fachwechsel

09.02.2015
Campus-News, Studium...
lmz

Angesichts des auslaufenden Semesters spielen zahlreiche Studenten mit dem Gedanken, ihr Studienfach zu wechseln. Doch was geschieht, wenn man sich zu einem Fachwechsel entschließt? Ist er überhaupt sinnvoll? Oder gar ein Schritt zurück? Ein Plädoyer für den Fachwechsel.

Als ich am 21. Oktober 2014 gemeinsam mit anderen „Erstis“ der Buchwissenschaft das allererste Mal den Hörsaal P10 im Philosophicum betrat, schien das Ende der Vorlesungszeit noch in weiter Ferne zu liegen. Die Einführungswoche bot Einblicke in eine völlig neue Welt voller spannender Fachgebiete, unauffindbarer Seminarräume und wenig bis gar nicht verständlicher Computer-Programme. Und während ich ganz allmählich in meinen neuen Lebensraum Campus eintauchte, bemerkte ich gar nicht, wie schnell doch die Zeit verging. Schon standen die ersten Klausuren, Referate und Hausarbeiten an.
Nun, wenige Wochen vor dem Ende der Vorlesungszeit des Wintersemesters, müssen meine Kommilitonen und ich uns mit der Frage befassen, wie wir die Zeit abseits vom Campus zu verbringen möchten: Einige von uns absolvieren Praktika, andere schwitzen möglicherweise noch über der einen oder anderen Hausarbeit. Wieder andere schlagen einen völlig neuen, von ihrem bisherigen Studium unabhängigen Weg ein. Gemeint sind damit jene Studenten, die sich dazu entschließen, eines ihrer Fächer zu wechseln.
Besonders in meinem Semester läuten beim Gedanken an einen Fachwechsel in den Köpfen zahlreicher Studenten seit einigen Wochen regelmäßig die Alarmglocken. Zwar sind sich die meisten in ihrem fehlenden Interesse für ihr jetziges Studienfach einig, doch gesellt sich zur Hoffnung auf einen erfolgreichen Neuanfang in vielen Fällen die Unsicherheit, ob diese Entscheidung tatsächlich das bewirkt, was man sich erträumt. Oftmals fragen sich die potenziellen Fachwechsler, was ihnen der Wechsel ihres Studienfachs tatsächlich bringt. War die Studienzeit dann nicht völlig sinnlos, wenn sie jetzt einfach aufgeben?

Drei Fachwechsler erzählen…

Fragen, die sich auch die drei folgenden Studierenden gestellt haben: Marisa Lehn und Mirjam Wingenbach (beide 20) sowie Joseph Kahlich (25) haben sich alle jeweils im ersten beziehungsweise zweiten Semester für einen Fachwechsel und gegen ihre Fächer Soziologie, American Studies und Jura entschieden. Während Marisa stattdessen British Studies und Mirjam Buchwissenschaft wählten, schlug Joseph den Pfad der Geowissenschaften ein.
Aus Joseph Kahlichs Sicht, der sich gegenwärtig im dritten Master-Semester befindet, werde in den Rechtswissenschaften sehr viel angenommen und interpretiert, was ihm nicht sehr zugesagt habe. „Es gab meiner Meinung nach kein wirkliches ‚Richtig‘ oder ‚Falsch‘“, erzählt er: „Natürlich gibt es immer Präzedenzfälle, an denen man sich orientieren kann, aber letztlich ist das auch nichts Feststehendes.“ Das sei in den Geowissenschaften anders: „Mein jetziges Studium ist ein sehr angewandtes, in dem alles, was in den Vorlesungen angesprochen wird, auch noch an Handstücken gezeigt wird. Im Gegensatz zu Jura hat man also wortwörtlich etwas in der Hand und kann jedes Phänomen logisch auf etwas zurückführen.“
Ein weiterer Grund für den Wechsel sei der unpersönliche Charakter des Studiums. „Wenn man mit 400 Leuten in einer Vorlesung sitzt, ist alles sehr anonym, weshalb auch nur wenig Kontakt zu den Lehrenden entsteht“, fährt der Master-Student fort.
Vergleichbare Erfahrungen hat auch Marisa Lehn gemacht, die aktuell neben ihrem neuen Beifach British Studies Filmwissenschaft im Kernfach studiert. „In Soziologie saß ich aufgrund der Größe der Fachschaft in jeder Stunde neben anderen zwar netten, aber völlig fremden Personen. Unter solchen Bedingungen ist es natürlich sehr schwer, tatsächlichen Anschluss zu finden und angemessen zu arbeiten.“
Mit British Studies habe sie nun ihre Leidenschaft zum Gegenstand ihres Studiums gemacht. „Mir gefallen die britische Kultur, der Akzent und die Geschichte sehr. Meine Reisen nach Groß-Britannien haben mir immer viel Spaß gemacht.“
Doch natürlich bleiben auch jene Studenten, die sich in ihrer Entscheidung sicher sind, ihr Fach wechseln zu wollen, von Zweifeln nicht verschont. „Klar habe ich mir diese typischen Fragen á la ‚Was machst du später damit?‘ gestellt“, gibt Mirjam Wingenbach zu: „Als ich aber schließlich gewechselt bin, habe ich gedacht, dass es nur besser werden kann, da beispielsweise die Kombination aus British Studies und Buchwissenschaft aus meiner Sicht viel bessere berufliche Chancen bietet als meine frühere Fächerkombination.“

Tipps zum Fachwechsel

Was würden die drei allen Studierenden raten, die aktuell über einen Fachwechsel nachdenken und womöglich noch zweifeln? „Wer im vierten oder fünften Semester studiert, der sollte den Bachelor am besten abschließen und im Anschluss etwas Anderes studieren“, so Joseph Kahlich: „Hat jemand allerdings gerade erst mit dem Studieren begonnen, dann ist ein Fachwechsel sehr zu empfehlen; viel Zeit hat man dann schließlich noch nicht verloren.“
Ähnlich sieht es Marisa Lehn: „Niemand sollte jahrelang ein Fach studieren, das ihm oder ihr keinen Spaß bereitet. Mein Tipp: Geht zur allgemeinen Studienberatung. Dort erhaltet ihr alle für das Fach wichtigen Informationen – sei es nun ein Sprachtest oder den NC-Wert. Außerdem besteht die Möglichkeit, sich mit den Dozenten und Professoren zu treffen, deren Fach man studieren möchte, um sich mit ihnen auszutauschen und etwaige Fragen zu klären.“
„Beachtet auf jeden Fall die Fristen, die vor allem bei zulassungsbeschränkten Fächern wirklich sehr schnell auslaufen“, fügt Mirjam Wingenbach hinzu. „Denkt also frühzeitig an den Fachwechsel und nicht erst im Februar, da diese Entscheidung doch eine gewisse Zeit zum Nachdenken erfordert.“ Der Wechsel in ein NC-beschränktes Fach ist aktuell leider nicht mehr möglich: Dieser war vom 1. Dezember bis zum 15. Januar möglich. Wechselanträge für zulassungsfreie Fächer können allerdings noch bis zum 1. März gestellt werden.

Der Schlüssel zum Erfolg

Alle drei Studierenden sind sich einig, dass der Fachwechsel eine große Chance darstellt und sich nicht als Rückschritt erwiesen hat. „Ich bin sehr zufrieden mit meinem Fachwechsel“, fasst Joseph Kahlich die Empfindungen aller drei Befragten zusammen. „Ich bin froh, diese Erfahrung gemacht zu haben, und jetzt sehr glücklich mit meinem Studium.“

Ihr habt auch schon euer Fach gewechselt? Dann schreibt doch einfach eine E-Mail an news@campus-mainz.net! Die Redaktion von Campus Mainz e.V. freut sich auf eure Erfahrungen!

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!