Jahresbericht 2015: Immer mehr Studis suchen Unterstützung bei der psychotherapeutischen Beratungsstelle

21.12.2016
Studium, Beratung
wd

Ob Prüfungs- oder Zukunftsängste – vielen Studierenden sind solche psychischen Belastungen nicht fremd. Wie die Situation bei den Mainzer Studis ist, veranschaulicht der Jahresbericht 2015 der psychologischen Beratungsstelle der JGU.

 

Wie jedes Jahr hat die psychologische Beratungsstelle (PBS) der Uni Mainz einen Jahresbericht veröffentlicht, voll mit Informationen über die PBS selbst, ihr Angebot und den wichtigsten Daten und Fakten zum vergangenen Jahr. Das Wichtigste haben wir hier für dich zusammengefasst. 

2015 in Zahlen und Fakten

Seit längerem verzeichnet die Beratungsstelle von Jahr zu Jahr einen stetigen Zuwachs an Studentinnen und Studenten, die die Einzelberatung der PBS in Anspruch nehmen. Während es 2010 noch 683 Studierende waren, die psychologische Unterstützung bei der PBS suchten, ist die Zahl 2014 auf 880 angestiegen und lag 2015 sogar bei 919 Studentinnen und Studenten. Insgesamt wurden während des Jahres 3762 beratende Gespräche geführt, diese Zahl ist wie die Anzahl der Klientinnen und Klienten im Vergleich zu 2014 (3717 Gespräche) angestiegen. Ob das jedoch an der stetig steigenden Studierendenzahl allgemein oder an anderen Gründen liegt, ist nicht geklärt.

Bei psychischen Belastungen macht schnelle Hilfe viel aus, das spiegelt sich auch im Konzept der PBS wieder, welches zeitnahe Hilfestellung als ein “wichtiges Qualitätsmerkmal“ wertet. Daher erhielten alle Studierenden im Durchschnitt innerhalb von 19 Tagen einen Termin für ein Erstgespräch. Für 32 Klientinnen und Klienten, die sich in einer akuten Situation befanden, konnte die PBS innerhalb von zwei bis drei Tagen ein Gespräch organisieren.

Die Gründe, weshalb sich Studierende an die PBS wandten, variierten: Am häufigsten waren mit 55,2 Prozent depressive Verstimmungen. Auch allgemeine Leistungsprobleme (53,5 Prozent) und Probleme im Studium (42,2 Prozent) wurden vielfach als Grund angegeben.

In über der Hälfte aller Fälle folgte auf das Erstgespräch eine weiterführende Beratung in der PBS. Dies umfasst sowohl Kurzzeitpsychotherapien als auch Überbrückungsgespräche, die durchgeführt werden, bis eine ambulante und meist längerfristige Psychotherapie begonnen werden kann. Eine solche Therapie empfiehlt die Beratungsstelle bei 45 Prozent derjenigen, die Unterstützung suchen. 

Konstante Evaluierung ist ebenfalls Teil des Konzepts der PBS. Mittels eines Fragebogens, der nach Abschluss der Beratung ausgefüllt wird, ist es möglich die psychische Beeinträchtigung nochmals zu messen und so Veränderungen, die durch die Beratung erzielt werden konnten, festzustellen. Die Ergebnisse zeigen, dass sich der Brief Symptom Inventory (BSI), der aus einem Fragebogen mit Symptomscheckliste errechnet wird, durchschnittlich um 9,97 Einheiten verringerte. Das impliziert eine signifikante Verbesserung, die durch die Beratung der PBS erzielt werden konnte.

Auch die Zufriedenheit der Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmer fiel im Sommersemester 2015 mit einem Mittelwert von 4,46 (1 “sehr unzufrieden“ bis 5 “sehr zufrieden“) durchaus positiv aus.

Häufigste Diagnose: Affektive Störungen

Die bei Studierenden am häufigsten diagnostizierte Erkrankung waren affektive Störungen (28,1 Prozent). Die Symptome umfassen die Veränderung der Stimmung entweder als Hypomanie, also lang andauernde gehobene Stimmung, oder Depression, wobei bei Studentinnen und Studenten eher letzteres diagnostiziert wird.

Es wird zwischen leichten, mittelgradigen oder schweren Episoden von Depression unterschieden, die sich alle in gedrückter Stimmung und Antriebslosigkeit äußern. Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Verlust von Interesse und Konzentration, die Liste der Symptome ist lang. Dennoch ist es nicht schwer nachzuvollziehen, dass all das den Unialltag deutlich erschweren kann und es deshalb wichtig ist, schnell Hilfe zu suchen.

Weitere Diagnosen der Beratungsstelle waren Angst- und Belastungsstörungen, Essstörungen, Verhaltens- oder Persönlichkeitsstörungen sowie die Störung durch die Einnahme von Suchtmitteln.

Stressfaktor Studium

Wenn es nicht private oder persönliche Probleme sind, die Studierende belasten ist es naheliegend, dass auch ein stressiger Studienalltag die eine Ursache psychischer  Belastungen sein kann. 

Dass Stress Teil des Studiums ist, ist keine Frage, oft kann er sogar über kurze Zeit Positives bewirken und Leistung und Produktivität steigern. Schwingt er jedoch in negativen Stress um, etwa durch zu viel Arbeit oder Zeitdruck, zum Beispiel in Klausuren-Phasen oder beim Schreiben von Hausarbeiten, kann dies psychisch sehr belastend sein.

Doch auch schon bevor das Studium richtig begonnen hat, verursacht es Stress, sagt Bettina Kaufmann-Grebe, die stellvertretende Leiterin der PBS der Uni Mainz in einem Radiointerview. Denn mit dem Eintritt in ein Studium beginnt ein neuer Lebensabschnitt, der oft damit verbunden ist, das Elternhaus und das bisherige soziale Umfeld zu verlassen.
 
Hat das Studium dann mal angefangen, stünden die Studentinnen und Studenten im Bachelor/Master-System von Tag eins an unter Zeit- und Leistungsdruck. “In den Diplomstudiengängen hatte man am Anfang Zeit, sich einzugewöhnen, sich mit diesen ganzen neuen Situationen auseinanderzusetzen“, erklärt Kaufmann-Gerbe, “das haben sie jetzt im Bachelor/Master nicht mehr.“ Zwar seien sie insgesamt gesehen nicht stärker, durch das System aber auf jeden Fall anders belastet, sodass sie oft an einem früheren Zeitpunkt in ihrem Studium psychologische Hilfe benötigen.

Die Psychotherapeutische Beratungsstelle

Seit mehr als 45 Jahren ist die PBS der Universität die zentrale Anlaufstelle für alle Studierenden, die sich im Studienalltag oder auch privat psychisch belastet fühlen. Dort finden sie Unterstützung bei einem Team aus approbierten psychologischen Psychotherapeutinnen, die mit den Betroffenen daran arbeiten, ihre Probleme zu bewältigen.

Neben der Einzelberatung bietet die PBS auch eine Vielzahl an Kursen sowie ein E-Beratungsprogramm an. Mit Themen wie Strategien gegen Redeangst, Zeitmanagement und Lernen oder Schreibprobleme ist das Angebot gezielt auf den Studierendenalltag zugeschnitten.

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