Interdisziplinäre Forschung in der Praxis: Die Uganda Field School

15.03.2016
Studium
lmc

Unter der Leitung des Instituts für Ethnologie und Afrikastudien der Uni Mainz fand im Oktober 2015 eine zweiwöchige Schulung in sozialwissenschaftlichen Methoden mit anschließender Forschung in Uganda statt. Michèle Mertens, Masterstudentin aus Mainz, war dabei.

Ziel der Uganda Field School war es, Studierende aus Uganda, dem Südsudan, Malawi, Niger und Deutschland in sozialwissenschaftlichen Methoden verschiedener Studienrichtungen zu schulen und diese dann im Feld anzuwenden. Entstehen konnte das Projekt durch die Zusammenarbeit der Universitäten Mainz und Frankfurt, sowie der Kooperation mit verschiedenen universitären und staatlichen Behörden in Uganda.

Michèle Mertens studiert Ethnologie im Master und hatte als einzige Mainzer Studentin das Glück einen Platz in dem Projekt zu bekommen. "Die globale Wissensgemeinschaft ist hierarchisch gegliedert und Wissenschaftler aus dem Süden haben eher wenig Möglichkeiten, an dieser Gemeinschaft teilzuhaben", so Michèle. Durch das Projekt der Uganda Field School hätten afrikanische und europäische Wissenschaftler die Möglichkeit gehabt, sich zu vernetzen und diesen Strukturen entgegenzuwirken. 

Die Teilnehmer äußerten sich durchweg positiv zum Potenzial des Projekts: 

"The International Field School has created an adventure for those who were not familiar with Northern Uganda demographic and its people and it was a great opportunity for European Students and African Students to share their knowledge and come-up with constructive and comprehensive research."

Malek Cook-Dwach, Uganda Christian University

Wassermanagement in Uganda 

Das Thema, zu dem geforscht wurde: Water Governance and Interdisciplinary Research Techniques in Post-Conflict Areas. Im ersten Teil des Lehrgangs wurden die Teilnehmer intensiv in den Forschungsmethoden der Kultur- und Sozialanthropologie, Politikwissenschaft und Wirtschafts- und Sozialwissenschaften geschult, bevor es in Gruppen zur Feldforschung ging. Die Seminare umfassten Themen wie Wassermanagement oder ethisches Forschen in Post-Konflikt-Gebieten.

Nachdem abgesprochen war welche Forschungsfrage unter Anwendung welcher Methoden ergründet werden sollte, fuhren die Teilnehmer im praktischen Teil der Field School dann in kleineren Gruppen in verschiedene Städte und Dörfer im Norden Ugandas, um dort Daten zum Wassermanagement zu erheben. 

Interdisziplinarität als Herausforderung und Chance

Es sei schwierig gewesen die unterschiedlichen Sichtweisen der beteiligten Disziplinen zu verbinden, berichtet Michèle. Sie arbeitete mit einem Team aus Ethnologen, einem Geschichtswissenschaftler, einem Politik- sowie einem Wirtschaftswissenschaftler zusammen und stellte dabei fest, dass interdisziplinär zu arbeiten auch bedeutet, die unterschiedlichen Persönlichkeiten der beteiligten Forschenden zu vereinen. 

Man habe sich darüber klar werden müssen, was wichtiger ist: Möglichst viele Methoden anzuwenden oder aber Ergebnisse zu erzielen. "Meine Gruppe war dann im Feld sehr eingenommen von den ganzen Sachen, die es dort zu erforschen gab. So haben wir auch das Untersuchungsdesign noch im Feld angepasst, weil wir auf wichtige Personen beziehungsweise Themen gestoßen sind, die unbedingt mit untersucht werden sollten", erklärt Michèle. 

"As our research design grew with each day spent in the field, we advanced towards a design where our different approach began to complement each other rather than simply being applied alongside one another. A useful lesson for future work."

Simon Heß, Goethe Universität Frankfurt

Das Projekt der "Uganda Field School" ist abgeschlossen. "Es bleibt nun ein internationales Netzwerk und ein Interesse der Teilnehmenden die Studien zu vertiefen beziehungsweise die Ergebnisse in einer wissenschaftlichen Ausarbeitung zusammen zu tragen", erklärt Birthe Pater, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Ethnologie Mainz und Koordinatorin des Projekts.

Auch für Michèle war der Lehrgang eine bereichernde Erfahrung - nicht nur auf wissenschaftlicher Ebene. Die Lehrenden seien ebenso wie die Teilnehmer interessiert und engagiert gewesen. Die Kooperation zwischen europäischen und afrikanischen Universitäten sei der richtige Weg, um die ungleichen Strukturen der Wissensgemeinschaft zu verändern. 

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