In Zukunft: Mainz – in Zukunft: Theater

18.08.2016
Freizeit, Studium
mgw

Vom 8. bis 10. Juli feierte die Theaterwissenschaft an der Uni Mainz ihr 25-jähriges Bestehen. Zugleich präsentierten Studierende dieses Fachs das Ergebnis ihres Szenischen Projektes, das in Zusammenarbeit mit dem Staatstheater entstanden war.

Die Themen des Wochenendes: Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Es war ein langes, prall gefülltes Wochenende, das mit einem Performativen Kongress eingeleitet wurde. In Zukunft: Mainz nannte sich das Stadtprojekt über kommende Zeiten und Visionen der Gegenwart, das Studierende der Theaterwissenschaft im Rahmen eines Praxisseminars gemeinsam mit Kommunikations- und Raumgestaltungsstudierenden der Hochschule Mainz und dem Staatstheater realisierten. Ihre Kooperation resultierte in einem Audiowalk, der über den JGU-Campus führte und das ganze Wochenende über in regelmäßigen Abständen angeboten wurde.

Parallel dazu feierte die Theaterwissenschaft der JGU ihren Geburtstag. Fachbereichsleiter Friedemann Kreuder begrüßte am 8. Juli alle Interessierten, die zur offiziellen Jubiläumsfeier ins P1 gekommen waren. In seiner eindringlichen, emotionalen, witzigen Rede offenbarte er, wie eng verbunden er dem Institut ist und wie sich sein wissenschaftlicher Werdegang und die Institutsgeschichte mit seinem Privatleben überschnitten haben.

Er dankte nicht nur seiner Jugendliebe, dass sie es seit über 30 Jahren mit ihm aushalte, sondern lobte auch die in ihrem Forschungsgebiet hoch angesehene Erika Fischer-Lichte, die in den 1990er Jahren mit tierischem Instinkt wesentlich zum Mitaufbau und zur Entwicklung des Faches Theaterwissenschaft im Allgemeinen und in Mainz im Besonderen beigetragen hätte.

Kooperationen sind von unschätzbarem Wert

Studiendekan Winfried Eckel bezeichnete die Theaterwissenschaft als wichtige Schnittstelle, die mehrere Kultur- und Medienwissenschaften verbinde. Ihre vielseitige Vermittlungsposition sei in Mainz einzigartig und trage zur Sichtbarkeit der JGU bei. Sie errege überregionale Aufmerksamkeit, auch dank der Zusammenarbeit mit anderen Institutionen, allen voran dem Staatstheater Mainz. Die Universität und der Fachbereich könnten stolz auf sich sein und sollten den hohen persönlichen Einsatz all ihrer Mitarbeiter stets würdigen.

Eckel schloss seine Rede mit den Worten ab: Ich freue mich auf ein beschwingtes Jubiläumswochenende. Passenderweise veranstalteten die Buchwissenschaftler am selben Abend ein Grillfest am Philosophicum, das ganz der erwähnten angestrebten Vernetzung der Theaterwissenschaft mit anderen Fächern entsprach – hier zur Abwechslung mal rein kulinarisch.

In Zukunft: Mainz

Stadtrundgänge sind normalerweise historisch angelegt und demzufolge auf die Vergangenheit gerichtet. Die Tradition, Bürgern und Touristen die Geschichte einer Stadt näherzubringen, ist alt. Aber wie sieht es jetzt in Mainz aus? Und wie wird es sich – baulich, ökologisch, gesellschaftlich – entwickeln?

Studierende der JGU und der Hochschule Mainz entwarfen ein spannendes, irritierendes, beklemmendes Szenario, das als intermedialer Rundgang über den Uni-Campus erlebbar war. Die Teilnehmer nahmen abwechselnd Informationen der Fremdenführer und Anweisungen mittels Kopfhörer entgegen, die in ein fiktives Radioprogramm eingebettet waren.

Das Campusgelände war wie geschaffen für diese futuristische Wanderung, die sich mit Fragen der Alltagskultur, der Geschlechterrollen, der Sprache, Wirtschaft, Ökologie und Wissenschaft auseinandersetzte. Manche Gebäude und Räume wirkten just in diesem Moment wie steingewordene Visionen einer gar nicht so fernen Zukunft. Sie stellten dann auch – neben dem fiktiven Regionalprogramm des Radiosenders – den einzigen Bezug zu Mainz her; die Zukunftsvisionen waren recht allgemein gehalten.

Das Ergebnis zeugte von großem Ehrgeiz und viel Denkarbeit: eine lange Bilder- und Geräuschflut, die den Teilnehmer forderte und verblüffte und letztendlich zu der Frage führte, ob wir denn wirklich in die Zukunft schauen wollen.

25 Jahre Theaterwissenschaft

Dieser Rundgang habe sich mit dem Jubiläumsprogramm des Fachbereiches gegenseitig hervorragend ergänzt, meint Nikola Schellmann. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin entwarf viele Ideen und Programmpunkte für das Wochenende, das sie im Nachhinein durchaus als lang und aufwendig einstuft. Hätte man es vielleicht auf einen Abend konzentrieren sollen? Insgesamt nahmen weniger Studierende daran teil als erwartet. Das mag am Überangebot gelegen haben – oder am heißen, sonnigen Wetter.

Trotzdem betrachtet Schellmann das Wochenende, das sie maßgeblich organisiert und beworben hat, rückblickend als gelungen und ist allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie Studierenden sehr dankbar für ihren Einsatz. Insgesamt seien die drei Tage eine interessante, gut funktionierende Kombination gewesen, die gleichermaßen Studierende, Absolventen und Fachkollegen – auch über die Theaterwissenschaftler hinaus – angesprochen habe. 

Vor allem das Career-Speed-Dating sei von den Studierenden sehr gut angenommen worden. Gerade die höheren Semester, die sich oft fragen, was sie nach ihrem Abschluss machen sollen, haben viele Eindrücke gewinnen können. In dieser Hinsicht lobt Schellmann die großartige Unterstützung durch den Career Service der JGU, mit dem sie gern intensiver zusammenarbeiten möchte. Auch das Slam-Format habe sich als sehr passend erwiesen, damit Studierende das Thema ihrer eigenen Forschungsarbeiten vorstellen konnten. Sollte man einen solchen „Science Slam“ womöglich in künftige Referate und Kolloquien einbinden?

Wie resümiere ich nun dieses Wochenende? Was bleibt? – Der Eindruck einer sehr engagierten und kreativen Studierendenschaft, die ihren Ansprüchen gerecht wird. Und das Bild einer Universität, die sich nicht zu verstecken braucht. Die JGU ist sich bewusst, wie wichtig die Zusammenarbeit mit anderen Institutionen ist. Nicht nur die Theaterwissenschaftler, sondern alle Studierenden arbeiten in einer Atmosphäre, die sich durch einen ungemein großen geistigen Austausch auszeichnet. Wer in Mainz studiert, hat Potenzial. Er muss nur mit offenen Augen und Ohren seine Welt erkunden – und zwar nicht die künftige, sondern das Hier und Jetzt.

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