Im Mietdilemma – Wenn das BAföG nicht zum Wohnen reicht

01.02.2018
Wohnen, Campus-News
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Mainzer Studierende haben auf dem Wohnungsmarkt wahrlich keinen leichten Stand. Zu geringe BAföG-Sätze, stetig steigende Mietpreise, viel zu teure Studierendenwohnheime – Die Studis stecken in einem Dilemma.

Jeder hier eingeschriebene Studierende kennt sie, die Wohnungssuche in Mainz. In der Theorie noch spannend, wird sie in der Praxis oftmals zu einer ermüdenden und frustrierenden Angelegenheit. Grund dafür ist der angespannte Wohnungsmarkt. Die Mietpreise schießen scheinbar unbegrenzt in die Höhe, während die staatliche finanzielle Unterstützung für Studierende stagniert.

An diese Problematik angelehnt titelte die Süddeutsche Zeitung jüngst: "Wenn das Bafög nicht zum Wohnen reicht". In ihrem Beitrag benennt Autorin Susanne Klein das Dilemma, in dem sich bundesweit nicht wenige Studierende befinden: "Viele (...) sind angewiesen auf eine Bleibe, deren Preis sich nicht nach den Margen des freien Mietmarkts bemisst, sondern nach der Summe, die das Bafög-Amt vorsieht: 250 Euro im Monat."

Bezahlbarer Wohnraum auf dem freien Markt ist Mangelware

250 Euro beträgt die Wohnpauschale im BAföG-Höchstsatz – auf den ersten Blick für den klammen Studi eine Menge Geld, auf dem Wohnungsmarkt jedoch im Prinzip nur noch "Peanuts". Dass diese Summe Studierenden in der Realität nicht ausreicht, um sich in Mainz eine Bleibe zu leisten, zeigt ein Blick auf die lokalen Mietpreise. Für 250 Euro monatlich bekommt man in Mainz weder ein Zimmer in einem Studierendenwohnheim oder einer WG, noch eine eigene Wohnung.

Für ein WG-Zimmer auf dem freien Markt zahlt man in Mainz laut einer Studie des Moses-Mendelssohn-Instituts in Kooperation mit dem Online-Portal wg-gesucht.de durchschnittlich 355 Euro im Monat – 105 Euro mehr als das BAföG-Amt vorsieht. Dabei gilt: Je größer die Wohneinheit und je besser die Lage, desto teurer wird es. So werden für ein Zimmer in einem beliebten Studi-Viertel wie der Mainzer Neustadt nicht selten 400 Euro oder mehr fällig. Für Studierende, die auf BAföG angewiesen sind, ist das kaum mehr finanzierbar.

Ähnlich ist die Lage bei nichtsubventionierten Appartements. Im aktuellen qualifizierten Mietspiegel der Stadt Mainz liegt der durchschnittliche Quadratmeterpreis für eine Einraumwohnung bis 40m2 bei 10,65 Euro, bei guter Lage und Ausstattung kann man sich an einem Wert von 12,35 Euro orientieren. So würden beispielsweise für eine 25m2-Wohnung mit Bad und Sammelheizung in der Altstadt ca. 310 Euro zzgl. Nebenkosten fällig werden.

Allerdings ist der Mietspiegel nicht bindend und die Nachfrage in Mainz, einem der attraktivsten Immobilienstandorte Deutschlands, ungebrochen hoch. In der Realität sind die Preise auf dem Wohnungsmarkt deshalb oftmals wesentlich höher. So beziffert das Wohnungsportal immowelt.de den durchschnittlichen Quadratmeterpreis für Wohneinheiten in Mainz bis 40m2, die im November dieses Jahres auf dem Portal angeboten wurden, auf 18,61 Euro. Das BAföG würde da gerade einmal 13m2 eines Appartements abdecken.

Selbst die Studierendenwohnheime liegen über der Wohnpauschale

Die Thematik, dass nichtsubventionierter Wohnraum für durchschnittliche Studierende nur schwer zu finanzieren ist, ist nicht neu. Mit diesem Problem hat nahezu jede deutsche Uni-Stadt zu kämpfen. In Mainz reihen sich in diese Kategorie allerdings auch die Studierendenwohnheime ein. Ein Phänomen, dass deutschlandweit einzigartig ist.

So liegen die Wohnungen des Mainzer Studierendenwerks mit einer Monatsmiete von durchschnittlich 345 Euro 95 Euro über der Summe, die das BAföG-Amt kalkuliert. In Sachen Kosten zieht man damit im deutschlandweiten Vergleich einsam seine Kreise an der Spitze. Dabei sollten Studentenwohnheime doch eigentlich kostengünstigen Wohnraum bieten. In Mainz wird das Studierendenwerk dieser Funktion jedoch kaum gerecht (Campus Mainz berichtete).

Die Situation scheint festgefahren, Besserung ist nicht in Sicht. Doch bezahlbarer Wohnraum wird besonders von Studierenden dringend benötigt. Welche Lösungsansätze gibt es also, um der Problematik entgegenwirken zu können?

Bund und Land unter Zugzwang

Wirft man einen Blick auf die aktuelle Situation, scheinen Lösungsansätze eigentlich auf der Hand zu liegen. So wird das Land auf lange Sicht kaum um eine Steigerung der Subventionen für das Mainzer Studierendenwerk herum kommen, damit dieses die Mieten wieder senken kann. Gleichzeitig muss der Bund über eine Anpassung der BAföG-Sätze nachdenken. Um Studierende wieder an den Wohnungsmarkt anzubinden, forderte das Deutsche Studierendenwerk (DSW) jüngst eine Anhebung des Maximalbetrags von momentan 735 auf mindestens 900 Euro monatlich.

So oder so, es besteht Handlungsbedarf. Horrende Mietpreise und zu geringe BAföG-Sätze lassen Studierende hierzulande weiter verzweifeln. Solange Bund und Land keine politischen Reformen auf den Weg bringen, ist eine Besserung der Verhältnisse nur schwer vorstellbar. Und so wird die Wohnungssuche für Mainzer Studierende wohl auch weiterhin eine frustrierende Angelegenheit bleiben.

 

 

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