"Ich schreibe Hausarbeiten für Freunde"

13.02.2014
Campus-News, Studium

FDP-Politiker und Unternehmer Tobias Huch beichtet in der Bild-Zeitung, dass er anderen bei akademischem Betrug geholfen hat.

In der Bild-Zeitung beichteten am vergangenen Montag von Stripperin bis hin zum Geistlichen eine Reihe von Menschen:"JA, auch wir haben betrogen!". Es sollte der Beweis erbracht werden, dass nicht nur Uli Hoeneß oder Alice Schwarzer in Deutschland betrügen.

BWL-Hausarbeiten für Freunde

Das Boulevardblatt hatte für seine "Recherche" auch den Mainzer Politiker und Unternehmer Tobias Huch gefragt. Seine Antwort: "Ich helfe beim Betrügen, weil ich für Freunde an der Uni die Hausarbeiten im Fach Betriebswirtschaftslehre schreibe." Es ist nicht das erste Mal, dass sich der für die FDP bei den Kommunalwahlen in Mainz antretende Huch mit provokanten und medienwirksamen Äußerungen einen Namen macht. Neben der Aufdeckung von Datenskandalen bei T-Mobile und Serverdienstleister Hetzner gründete er z.B. die Facebook-Gruppe "Gegen die Jagd auf Karl-Theodor zu Guttenberg".

Keine Kritik auf Facebook

Schon viermal habe er Freunden eine Hausarbeit als Ghostwriter geschrieben und dafür jeweils rund 4-5 Tage gebraucht. Alle dieser Arbeiten seien mit der Note "Sehr gut" ausgezeichnet worden. Auf seinem Facebook-Profil beschreibt Huch, dass er sich "wundervoll" fühle, in der Bildzeitung ein solches Geständnis ablegen zu können, und erntet unter anderem vom Kreisvorsitzender der Jungen Union und ehemaligem Mitglied des Studierendenparlaments der Uni Mainz Felix Leidecker ein "Gefällt mir". Außerdem kommentiert Leidecker diesen Schritt als mutig. Andere fragen, ob er auch VWL oder Jura-Hausarbeiten schreiben würde. Dazu kommentiert Tobias Huch: "Es waren alles Themen im Bereich Marketing oder ein wenig Politik und das liegt mir." Von Kritik bleibt er auf Facebook verschont.

FDP und Grüne kritisieren Unterstützung von wissenschaftlichem Fehlverhalten

Anders sieht es in der eigenen Partei aus. Wie die Allgemeine Zeitung schreibt, äußerten sich sowohl der FDP Kreisvorsitzende David Dietz als auch die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der FDP im Stadtrat Cornelia Willius-Senzer kritisch. "Wir sind dabei, um Vertrauen zu werben – so eine Beichte ist nicht sinnvoll." erklärte Willius-Senzer. Auch der hochschulpolitische Sprecher der grünen Landtagsfraktion äußerte in einer Pressemitteilung vom Donnerstag, dass eine öffentliche Profilierung mit wissenschaftlichem Fehlverhalten eine dreiste Provokation sei, und kritisierte gleichzeitig die kritiklose Unterstützung des JU-Vorsitzenden Leidecker. Tobias Huch erklärte zu dieser Anschuldigung: "Ich bedauere, dass mich Menschen, aus dem Kontext gerissen, missverstanden haben." Die Beichte möchte er als Bekenntnis zu akademischer Ehrlichkeit verstanden wissen. 

Universität lässt Verdacht prüfen

Von Seiten der Johannes Gutenberg-Universität Mainz war von Pressesprecherin Petra Giegerich zu hören, dass man diesen Verdacht des Betruges an den Fachbereich 03 weitergeleitet hätte, welcher für die Überprüfung von möglichem wissenschaftlichem Fehlverhalten zuständig sei.

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