"Ich habe es echt satt" – Diebstähle in den Studentenwohnheimen des Studierendenwerks Mainz

28.10.2023
Campus-News, Studium...
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Dass Diebstähle zum Alltag vieler Studierender in den Mainzer Wohnheimen gehören, ist bisher kaum thematisiert worden. Das könnte daran liegen, dass die Wohnheime in dieser Hinsicht eigentlich ein sicherer Rückzugsort für Studierende sein sollten.

Im Zuge einer Recherche von campus-mainz.net hat sich aber herausgestellt, dass es in den Mainzer Wohnheimen zu einer Vielzahl von Diebstählen gekommen ist.

Ich selbst habe für über zwei Jahre im Studentenwohnheim Inter ll gewohnt und kann daher aus Erfahrung sagen, dass dort immer wieder von Diebstählen berichtet worden ist. In mehreren Fällen wurden Pakete vor den Briefkästen und Gegenstände aus Wohngemeinschaften gestohlen. Sogar Kleidung aus dem Trockner war teilweise betroffen, ohne einen Ansatzpunkt zu haben, wer dafür verantwortlich sein könnte.

Auch mir selbst wurde ein Paket geklaut, als es vom Paketlieferanten vor den Briefkästen im Eingangsbereich des Wohnheims Inter ll abgestellt wurde. Die Tatsache, nichts dagegen machen zu können, hat mich dazu bewegt, in mehreren Gruppen unterschiedlicher Wohnheime des Studierendenwerks Mainz nachzufragen, wer selbst Erfahrungen mit Diebstählen gemacht hat. Die befragten Studierenden wohnen in den Wohnheimen Inter ll, Oberstadt und Kisselberg.

Kaffeemaschien, Stiefel und Klimmzugstange

Es haben sich gleich mehrere Studierende gemeldet, welche von Diebstählen in einem der genannten Wohnheime betroffen waren. Sie alle schilderten unterschiedliche Szenarien.

In Bezug auf das Wohnheim Inter ll antwortete ein Student: "Meinem Mitbewohner im Inter II wurde wenige Tage nach Einzug die Kaffeemaschine geklaut. Die Klimmzugstange, die wir in der Küchentür angebracht hatten, war auch nach einer Woche weg."

Eine andere Studentin beschrieb ihre Diebstahlerfahrung folgendermaßen: "Erst diese Nacht wurden mir zum zweiten Mal meine Stiefel gestohlen, die vor meinem Zimmer standen. Die Tür zu unserem Flur ist grundsätzlich verschlossen und kann nur mit Schlüssel geöffnet werden. Ich habe es echt satt …".

Im Jahr 2021 seien einer weiteren Bewohnerin ihre neuen Kopfhörer entwendet worden. Der letzte Fall stellte sich als noch gravierender heraus: "Jedes Mal, als ich mir eine Sendung bestellt habe und sie unter den Briefkästen innerhalb des Wohnheims geliefert wurde, wurden mir die Sachen geklaut. Insgesamt ist mir das schon viermal passiert."

Einschränkend muss betont werden, dass natürlich nicht alle Bewohner:innen und Betroffenen über Social Media erreicht werden konnten und es daher unklar ist, wie viele Studierende tatsächlich betroffen sind. Der kleine Einblick zeigt jedoch, dass es sich bei den Diebstählen um keine Einzelfälle handelt.

Die größte Gefahrenquelle: Paketlieferungen

Bei der Ausarbeitung unterschiedlicher Lösungsansätze wäre eine Reaktion des zuständigen Mainzer Studierendenwerks sehr wichtig, um die Umsetzbarkeit unterschiedlicher Ansätze zu diskutieren. Doch diese haben trotz mehrfacher Rückfrage und Darstellung der unterschiedlichen Fälle nicht auf Anfragen reagiert. Dies ändert nichts an der Relevanz der Frage, welche Lösung die Diebstähle eindämmen könnte.

Eines der größten Probleme sind Pakete, die von Paketlieferant:innen abgelegt werden, ohne dass der Empfänger bzw. die Empfängerin etwas davon mitbekommt. Dabei liegt die Schuld nicht allein beim Paketboten bzw. bei der Paketbotin, sondern am System in den Wohnheimen, welches eine schnelle und unkomplizierte Auslieferung von Paketen nahezu unmöglich macht.

Ein Beispiel ist die Klingelanlage im Wohnheim Inter ll, bei der man als ungeübter Besucher bzw. als ungeübte Besucherin mindestens zehn Minuten benötigt, um vier oder fünf Wohnungen anzuklingeln – wenn die Klingel überhaupt funktioniert. Dies führt wiederum dazu, dass die ohnehin gestressten Paketboten dazu neigen, Pakete einfach vor die Briefkästen zu legen, wenn es zu lange dauert, die Pakete auszuliefern.

Lösungsansätze: Diebstähle selbst vermeiden

Der erste Lösungssatz ist eine Verbesserung der Infrastruktur für Paketausgaben in den Wohnheimen: Die Klingel könnte erneuert, Paketboxen in der Nähe der Wohnheime aufgebaut und dafür Sorge getragen werden, dass weniger Pakete vor den Briefkästen abgelegt werden.

Ein zweiter Ansatz liegt in der Aufklärung der Bewohner:innen: Jedem bzw. jeder sollte schon beim Einzug bewusst sein, das man in den Wohnheimen keine Wertgegenstände vor der Tür liegen lassen sollte.

Sinnvoll wäre in diesem Kontext auch die Einrichtung einer Anlaufstelle für betroffene Bewohner:innen, damit Diebstähle gemeldet, aufgearbeitet und nachvollzogen werden können. Denn bisher gibt es keinerlei Hilfestellung vom Studierendenwerk und die Betroffenen fühlen sich alleingelassen.

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