Hundenase statt PCR-Test

18.10.2022
Studium
che

Können Spürhunde bald zur Früherkennung von Coronainfektionen eingesetzt werden? Das versucht die Universitätsmedizin Mainz in einer jetzt angelaufenen Studie herauszufinden.

 

Bei der am 04.07.2022 vorgestellten Studie handelt es sich um ein interdisziplinäres Kooperationsforschungsprojekt der Universitätsmedizin Mainz, welches vom Hessischen Ministerium für Soziales und Integration gefördert wird. Unter realen Bedingungen wird aktuell untersucht, ob speziell geschulte Hunde zur Früherkennung von Coronainfektionen eingesetzt werden können.

„Von dieser Studie versprechen wir uns Erkenntnisse über eine effektive Früherkennung, mit der Ausbrüche vermieden werden können. Der Einsatz von Spürhunden erscheint hier sehr vielversprechend“, so Hessens Sozial- und Integrationsminister Kai Klose.

Der aktuellen Studie geht eine Vorstudie voraus, in der die Konditionierung der Hunde bereits anhand von Probematerialien erfolgreich abgeschlossen wurde. Das Verfahren weiter zu etablieren, sei nun Gegenstand des aktuellen Feldversuchs.

Die Studie ist allerdings nicht die erste, die sich mit dem Thema beschäftigt. Bereits im Sommer 2020 haben Forschende aus Hannover herausgefunden, dass Hunde Coronainfektionen riechen können. Auch ein Forschungsteam der University of Pennsylvania konnte in einer Studie nachweisen, dass Hunde erfolgreich zwischen infizierten und nicht infizierten Urin- und Speichelproben unterscheiden können. Darüber hinaus wurden in Finnland Hunde bereits 2020 am Flughafen eingesetzt, um infizierte Passagiere aus dem Verkehr zu ziehen.

Doch wie können Hunde überhaupt erkennen, ob jemand infiziert ist?

Hunde haben einen ca. 1000-10.000-fach besseren Geruchssinn als Menschen, der es ihnen ermöglicht, Geruchsstoffe zu erkennen, die wir gar nicht riechen können. Vor allem ausgebildete Spürhunde sind deshalb dazu in der Lage, bestimmte Infektionen oder Erkrankungen, wie z.B. Diabetes, anzuzeigen. Bei der Erkennung von Coronainfektionen spielt die Identifizierung typischer Geruchsstoffe eine wichtige Rolle bei der Unterscheidung von gesunden und erkrankten Personen. Denn Hunde können sogenannte flüchtige organische Verbindungen riechen. Dabei handelt es sich um chemische Substanzen, die im Stoffwechselprozess des Menschen in körperlichen Abfallprodukten wie z.B. Schweiß ausgeschieden werden. Ist ein Mensch mit Corona infiziert, kann dies also ein ausgebildeter Spürhund riechen.

Studie der Universitätsmedizin Mainz

Aktuell wird der Feldversuch anonymisiert in Altenpflegeheimen in Hessen durchgeführt. Haben Bewohner:innen einen positiven Schnelltest, werden Hautabstriche von ihnen sowie Vergleichsproben genommen, die den zwei Spürhunden dann außerhalb des Gebäudes präsentiert werden.

Darüber hinaus wird ein weiterer Hautabstrich an ein Labor geschickt, welches diesen auf spezielle Geruchsinformationen untersucht. „Die Kenntnis der relevanten Stoffe eröffnet Möglichkeiten für die Nutzung von Detektionsgeräten und für eine vereinfachte Ausbildung der Spürhunde“, so Univ.-Prof. Dr. Plachter vom Institut für Virologie.

Dass Hunde positive Tests von negativen sofort unterscheiden können, während dieser Vorgang bei PCR-Tests mindestens einen Tag lang dauert, macht die besondere Bedeutung des Feldversuches bei der Eindämmung der Corona-Pandemie deutlich.

Im Herbst wird laut Studienleiterin Prof. Dr. Staubach-Renz mit ersten Ergebnissen der Studie gerechnet. Bis dahin bleibt also gespannt abzuwarten. 

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