Humans of Campus Mainz | Nermina Bakic

14.04.2021
Essen, Arbeit
fac

Nermina Bakic arbeitet in der Zentralmensa des Studierendenwerks Mainz. Die fünffache Mutter erzählt von ihrem Alltag als Servicekraft und davon, wie sie die Corona-Zeit erlebt.

Nermina Bakic ist eines der vielen Gesichter, die für die Studierenden der JGU Mainz tagtäglich das Essen auf den Tisch bringen. Als Kind einer Einwanderungsfamilie und Mutter von fünf Kindern, arbeitet sie heute als Servicekraft in der Zentralmensa.

"Man muss für das, was einen glücklich macht, kämpfen."

Als Nermina Bakic dreieinhalb Jahre alt war, zog sie mit ihrer Familie aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Deutschland. Die deutsche Sprache war damals eine Herausforderung für sie. 

Bakic schaut jedoch sehr positiv auf diese Erfahrungen zurück und redet mit ihren Kolleg:innen heute auch gerne und sicher im regionalen Dialekt. Diese Erfahrung habe ihre Persönlichkeit geprägt: "Wenn man dann gelobt wurde, dann hat man das auch zu schätzen gewusst, weil man wusste, man hat dafür gekämpft, um das zu können." Daraus entwickelte sich ihre Lebenseinstellung, die sie bis heute beibehalten hat: "Man muss für das, was einen glücklich macht, kämpfen."

"Man kann das Aufwachsen von Kindern nur einmal erleben."

Schon als Kind war es der Traum von Nermina Bakic, viele Kinder zu haben. Nun ist sie Mutter von fünf Kindern. Sie hatte schon immer einen großen Familienkreis, "viele Tanten, viele Onkel, immer von Menschen umgeben" – das habe auch ihre eigene Familienplanung geprägt. Als ihre Kinder klein waren, hat sie mit ihnen acht Jahre zu Hause verbracht. Dabei sei es ihr wichtig gewesen, die eigene Kultur und Sprache auch an die Kinder weiterzugeben.

In dieser Zeit habe sie für die Kinder viel gekocht und dabei versucht, auf Vielfältigkeit zu achten. Dadurch ist das Kochen zu ihrem Hobby geworden. Sie sammelt zudem Kochbücher, schaut Kochsendungen, backt gerne und kocht sehr international.

"Ich komme gerne auf die Arbeit, weil ich die Arbeit liebe."

Bis Bakic 2009 in der Mensa an der JGU anfing, hatte sie in mehreren Jobs gearbeitet, zum Beispiel als Reinigungskraft in einer Küche und in einem Kindergarten. Doch die Mensa gefällt ihr am besten: Die Stelle sagt ihr nicht nur deswegen zu, weil sie so gerne kocht, sondern auch, weil die Arbeitszeiten sehr flexibel und einteilbar seien. Gerade für alleinerziehende Kolleg:innen oder solche mit kleinen Kindern sei dies besonders vorteilhaft.

"Hier ist mein Platz und ich komme gerne auf die Arbeit, weil ich die Arbeit liebe", erzählt Bakic. Das habe auch mit den Entwicklungschancen in dem Betrieb zu tun: "Dies hier ist ein großer Betrieb, der auch auf seine Mitarbeiter eingeht und auch die Vorzüge von einem Mitarbeiter noch mehr hervorhebt oder dir die Chance gibt, dass du auch mehr erreichen kannst."

Am Anfang arbeitete sie vier Stunden Teilzeit pro Woche, nach ein paar Jahren wurde auf acht Stunden aufgestockt und nun ist sie festangestellte Mitarbeiterin in Vollzeit mit vielen verschiedenen Aufgaben. So arbeitet sie u. a. als Gruppenleiterin und als Küchenkraft in der Gemüseküche und ist auch für die Reinigung zuständig. Darüber hinaus hilft sie an der Essensausgabe und an der Kasse. In der Vielfältigkeit ihrer Aufgaben liege ihre Stärke. Sie sei sehr flexibel und fühle sich geschätzt, wenn sie ihre Fähigkeiten ausbauen könne. "Was mir persönlich besonders gut gefällt, ist, dass du jede Woche woanders eingeteilt bist. Sehr viel Abwechselung, das ist das Schöne an dem Job hier."

Auch den Kontakt zu den Studierenden genießt sie: Sogar nach dem Studium würden sich viele von ihnen nochmal bei ihr melden. Auch während der Studienzeit sieht sie sich als eine Art Begleitung der Studierenden: "Das sind Menschen, mit denen man arbeitet, das ist nicht nur ‘danke schön‘, ‘bitte schön‘."

"Auch schwere Zeiten binden einen aneinander."

Wenn Frau Bakic über ihre Arbeit und Corona redet, fallen vor allem die Worte "Unsicherheit" und "menschliche Verbindung". Für die Familie von Nermina Bakic bedeutet die Corona-Zeit, dass man viel mehr Rücksicht aufeinander nehmen muss. Allerdings gibt ihre Familie ihr auch Kraft: "Wir haben Spielabend gemacht, sind Fahrrad gefahren, das waren Aktivitäten, die man trotz Corona machen konnte."

Mit Blick auf ihre Arbeit in der Mensa, die derzeit nur mobil ausliefert, plagen sie allerdings Existenzängste: Sie fragt sich, was noch passieren könne und wie lange es noch dauere, bis die Normalität wieder eintrete. Außerdem vermisst sie ihre Kolleg:innen und die menschlichen Kontakte bei der Arbeit. Jedoch zieht sie auch etwas Positives daraus: "Auch schwere Zeiten binden einen aneinander, sowohl privat, als auch in der Firma." Und auch hier greift für sie wieder das Motto, das ihr schon so viele Jahre zuvor geholfen hat: Durchhalten für das, was sie glücklich macht.

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