Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten 2021: Die JGU holt auf

13.03.2022
Frauen, Studium
cah

Im Gleichstellungsranking 2021 erreicht die JGU eine Platzierung im vordersten Drittel – eine Verbesserung. Aber wie genau sieht es mit der Geschlechtergerechtigkeit an der JGU aus? Wir fragen nach.

Bereits zum zehnten Mal wurde nun das Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten seit der Ersterscheinung im Jahr 2003 veröffentlicht. Durchgeführt vom Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS), dient es der Qualitätssicherung für die Gleichstellung von Männern und Frauen an deutschen Universitäten und Hochschulen. Mit dem alle zwei Jahre erscheinenden Ranking wird die Chancengleichheit vergleichbar und werden Missstände somit sichtbar gemacht.

In das Ranking werden alle Universitäten und Hochschulen miteinbezogen, die Mitglied in der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) sind und mindestens zehn Professuren haben. Ferner werden Hochschulen berücksichtigt, die keine Mitglieder der HRK sind, jedoch mindestens 30 Professuren vorweisen können. So ist auch die JGU als eine der 66 Universitäten in dem Ranking von 2021 vertreten. 

Um die unterschiedliche Leistung von Universitäten und Hochschulen messen zu können, haben die Forscher:innen sieben Indikatoren für die zu untersuchenden Bereiche gebildet: Promotion, wissenschaftliche Qualifikation nach der Promotion, hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur, Professuren, Veränderungen des Frauenanteils beim hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur sowie die Veränderungen des Frauenanteils bei den Professuren und den Indikator Studierende.

Das Hochschulranking vergibt jedoch keine einzelnen Plätze, sondern ordnet die einzelnen Indikatoren der Universitäten und Hochschulen zunächst drei Ranggruppen zu: Spitzengruppe (die besten 25 Prozent), Mittelgruppe und Schlussgruppe (das Viertel mit den schlechtesten Werten). Für die einzelnen Indikatoren werden dann, abhängig von ihrer Ranggruppe, Punkte vergeben, welche schließlich für das Gesamtranking addiert werden.

So kann sich eine Hochschule bspw. bei dem Indikator "Promotionen" in der Spitzengruppe (entspricht zwei Punkten im Gesamtranking) befinden, bei dem Indikator "Professuren" hingegen nur in der Mittelgruppe (entspricht einem Punkt im Gesamtranking) liegen. Die Summierung dieser einzelnen Indikatoren-Punkte ergibt schließlich das Gesamtranking von neun Ranggruppen. Die Logik dabei ist, je mehr Indikatoren in der Spitzengruppe verortet sind, desto höher die Punktzahl und die Ranggruppe einer Universität oder Hochschule im Gesamtranking. Das Ranking basiert dabei auf den Daten des Statistischen Bundesamtes.

Die JGU im vordersten Drittel – eine Verbesserung 

In der Pressemitteilung der Universität vom 16.09.21 heißt es positiv, die JGU hätte "gegenüber der letzten Ausgabe des Gleichstellungsrankings von 2019 eine deutlich relative Verbesserung erzielt" sowie "Spitzenplätze beim Frauenanteil bei den Promotionen und bei der Entwicklung des Frauenanteils beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal erreicht". 

Die Studie zeigt, dass nur neun von 66 Universitäten in dem Ranking besser abgeschnitten haben. Die JGU befindet sich damit beim Gesamtranking in Ranggruppe fünf von zwölf und steigt somit, im Vergleich zum letzten Ranking im Jahr 2019, eine Ranggruppe auf.

Beim Indikator "Promotionen" findet sich die JGU in dem Ranking von 2021, wie auch schon im Ranking zuvor, in der Spitzengruppe wieder. Dabei betrug der Frauenanteil bei den Promotionen sowohl im Zeitraum von 2015-2017 als auch von 2017-2019 53 Prozent. Hier ist demnach insgesamt keine Veränderung zu erkennen. 

Anders beim Indikator "Veränderungen des Frauenanteils beim hauptberuflichen wissenschaftlichen und künstlerischen Personal unterhalb der Lebenszeitprofessur": Während die JGU im Ranking 2019 dort noch einen Platz in der Schlussgruppe mit 42 Prozent Frauenanteil des wissenschaftlichen Personals einnimmt, findet sie sich heute mit 47 Prozent Frauenanteil in der Mittelgruppe wieder. 

Beim Indikator "Wissenschaftliche Qualifikationen nach der Promotion", wie etwa die Habilitation oder Juniorprofessur bei Frauen, befindet sich die JGU weiterhin in der Mittelgruppe und erfährt nur einen leichten Anstieg. Dahingehend ist der Frauenanteil bei Professuren mit nur 23 Prozent im Jahr 2019 und 2021 unverändert geblieben. 

Die JGU ist zuversichtlich – Erfolgte Maßnahmen und zukünftiges Engagement 

Die Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung und Diversität der JGU, Dr. Maria Lau, ist hinsichtlich des Frauenanteils bei Professuren an der JGU "zuversichtlich, in den kommenden Jahren eine signifikante Verbesserung zu erzielen." In diesem Zusammenhang betont sie schließlich aber, auch den Frauenanteil unter den neu Berufenen nicht zu vernachlässigen. So seien im Jahr 2020 59 Prozent aller neu besetzten Professuren an der JGU an Frauen vergeben worden. 

Ebenso werde die Karriere- und Personalentwicklung für (Nachwuchs-)Wissenschaftlerinnen weiterhin gestärkt. Dafür würden die Gleichstellungsmaßnahmen differenziert angewendet und bspw. Karrierephasen, die fachspezifische Ausrichtung und Schwerpunktsetzung der Wissenschaftlerinnen berücksichtigt. 

Zudem würde durch den Ende 2019 vom Senat verabschiedeten Gleichstellungsrahmenplan die Gleichstellungsarbeit an der JGU unterstützt. Dieser gibt zum einen einen Rahmenplan mit klar formulierten Zielen vor, zum anderen einen Maßnahmenkatalog für die Durchführung dieser Ziele. Eines dieser Ziele ist es bspw. "Auswahl- und Beurteilungsprozesse transparent, systematisch und verzerrungsfrei" zu gestalten. Die Ziele und Maßnahmen würden, laut Dr. Lau, ebenfalls periodisch evaluiert.

Neben dem Gleichstellungsrahmenplan orientiere sich die Gleichstellungsarbeit an der JGU jedoch auch an der Diversitätstrategie, welche im Mai 2021 vom Senat verabschiedet wurde. Auch hierbei wird das Ziel der Chancengleichheit an der JGU angestrebt und weiterhin verfolgt. Des Weiteren hebt Dr. Lau die Weiterentwicklung des Gender-Monitoring an der JGU hervor, welches ein wichtiger Bestandteil der Gleichstellungsarbeit sei. 

Unter dem genannten Gender-Monitoring an Hochschulen ist meist der Vergleich von Männer- und Frauenanteilen in bestimmten wissenschaftlichen Positionen verstanden. Grob gesagt, kann damit die Frauenquote an einer Hochschule und Institutionen in unterschiedlichen Bereichen ermittelt werden und auf Unterrepräsentationen aufmerksam machen. Dabei geht es um eine kontinuierliche, systematische Datenerhebung und Analyse anhand geeigneter Indikatoren. Die Daten eines solchen Gender-Monitorings lassen Verantwortliche schließlich ihre Gleichstellungsziele überprüfen und, wenn nötig, neue Maßnahmen ergreifen.

Durch die erwähnte Weiterentwicklung des Gender-Monitorings an der JGU, so Dr. Lau, konnten auf Grundlage dessen auch neue Maßnahmen an der JGU ergriffen werden, "welche zu einer Verbesserung der Geschlechtersituation an der JGU beitragen könnten". 

Diese zeigten sich unter anderem in Form der Einführung sogenannter "Rotationsstellen" in der Universitätsmedizin Mainz, welche es Frauen neben der klinischen Tätigkeit ermögliche, Arbeitszeit für die Forschung für ihre Habilitation aufwenden zu können. Neben weiteren neuen Projekten im Rahmen des Professorinnen Programms III, welches bereits 2008 von Bund und Ländern ins Leben gerufen wurde, erfolgten unter anderem auch Anti-Bias-Sensibilisierungstrainings für Führungskräfte, welche zusätzlich das Bewusstsein für Chancengleichheit an der JGU stärkten. 

Wie ist das Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten einzuordnen? 

Dr. Maria Lau vertritt die Ansicht, dass es sich bei dem CEWS Ranking 2021 um eine Momentaufnahme handle, dessen Ergebnisse im Zeitverlauf betrachtet werden müssten. Gleichwohl könnten kritische Stimmen dabei anmerken, dass das Ranking schon seit dem Jahr 2003 erscheint und somit Entwicklungen über einen längeren Zeitraum – knapp zwanzig Jahre – verzeichnet. Anders wären die obigen Vergleiche und Veränderungen in den jeweiligen Ranggruppen schwer möglich.

Weiterhin ist die Leiterin der Stabsstelle Gleichstellung und Diversität der JGU der Meinung, dass derartige Rankings eine eingeschränkte Aussagekraft über die Qualität der Gleichstellungsbemühungen einzelner Institutionen hätten und durch weitere Instrumente der Qualitätssicherung (u.a. das interne Gender-Monitoring) ergänzt werden müssten. 

So äußert sich auch das CEWS selbst zu diesem Einwurf auf seiner Website und verweist darauf, dass ebenfalls "Kontextfaktoren wie die Politik eines Landes, Fluktuationen beim Personal aufgrund unterschiedlicher Faktoren oder der Wettbewerbscharakter des Rankings Einfluss auf die Platzierung haben". 

Diese Fakten sind somit bei der Bewertung des Rankings zu berücksichtigen und als Limitation zu benennen. Im Zuge dessen könnte dabei aber ebenso die Frage aufgeworfen werden, warum diese Punkte nicht bereits in der positiven Pressemittelung der JGU mitangeführt wurden.

Gleichstellung und die Gleichstellungsarbeit an Hochschulen ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen erfolgen kann, ein kontinuierliches Engagement ist dabei unabdingbar. Laut Dr. Lau sollte Gleichstellung und die Gewährleistung von Chancengerechtigkeit als "Leitungs- und Querschnittsaufgabe verstanden werden, die alle universitären Prozesse und Strukturen betrifft und damit Verantwortung aller Mitglieder der JGU ist".

So sieht Dr. Maria Lau schlussendlich den Aufstieg der JGU in Ranggruppe fünf im Hochschulranking 2021 als "Bestätigung ihrer [JGU] bisherigen Gleichstellungsaktivitäten und begreift sie [die Verbesserung] gleichzeitig als Ansporn, diese weiterhin zu verfolgen und zu intensivieren, um mittelfristig eine tatsächliche Gleichstellung der Geschlechter auf allen Ebenen zu erreichen".

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