Gemeinsam Fastenbrechen, gemeinsam Barrieren überwinden

23.06.2017
Freizeit, Instagram Artikel
Gastbeitrag: Ouahiba Moussaoui

Einen Monat lang verzichten Muslime während des Ramadan von Sonnenaufgang bis zum Anbruch der Nacht auf Essen und Trinken. Umso größer ist die Freude am Abend zum traditionellen Fastenbrechen.

Da das auch gerne in gemeinschaftlicher Runde zelebriert wird, lud dieses Jahr die Muslimische Hochschulgruppe (MHG) der Uni Mainz zu einem gemeinsamen Iftar-Dinner nach Sonnenuntergang in den Liebfrauensaal ein. Ganz nach dem Motto "Break fast, break barriers!" wurde der Abend durch ein vielfältiges und abwechslungsreiches Programm künstlerisch ausgestaltet.  

In der Vergangenheit wurde das alljährliche Iftar-Essen der Hochschulgruppe intern organisiert und im kleineren Kreise gehalten, doch dieses Jahr hatten sich die Mitglieder der MHG dazu entschlossen, den allbeliebten Abend mit weiteren Gästen zu teilen und dazu zu einem gemeinschaftlichen, grenzüberwindenden und großzügigen Iftar-Dinner für alle eingeladen.

Am Samstag den 17. Juni begrüßten MHG Mitglieder die ersten Gäste, Freunde und Familienangehörigen sowie zahlreiche Interessierte von außerhalb. 

Mit dem Einlass erhaschte man, wartend auf den Beginn des gemeinsamen Abends, immer wieder Blicke auf die sich vorbereitenden Mitglieder, die mitgebrachte Speisen und Leckereien zu einem Buffet zusammenstellten. Geschmückt war dieses mit einer "Ramadan Kareem" Girlande, was so viel heißt wie "Großzügiges Ramadan". Außerdem wurden kleine selbstbeschriftete Tischkärtchen mit einem Bittgebet zum Brechen des Fastens verteilt und Gebetsteppiche für das Gemeinschaftsgebet bereitgelegt.

Buntes Rahmenprogramm

Es dauerte nicht lange, bis die Halle sich fast vollständig gefüllt hatte und das Abendprogramm beginnen konnte. Zakaria Khadiri und Yasemin Kara, Vorsitzender sowie stellvertretende Vorsitzende der HSG, hießen die Gäste im Namen aller Mitglieder willkommen und freuten sich darüber, dass so viele Interessierte der Einladung gefolgt waren, um das diesjährige Fastenbrechen mit ihnen zu teilen. 

Um nicht weiter das Zeitlimit für die eingeplanten Acts vor dem Sonnenuntergang auszuschöpfen, wurde dann auch schon der erste Teil des Abends eingeleitet: die Rezitation aus dem Koran von Scheich und Islamwissenschaftler Mustafa Khamees. Über einen Beamer wurde für Gäste parallel die deutsche Übersetzung des rezitierten Inhalts eingeblendet. 

Nach Ende dieser religiösen Einheit entschied sich Herr Khamees spontan dazu, noch einen Gesangspart mit den Gästen zu teilen. Zwar anfänglich noch etwas scheu, aber nach mehrfachen Ansetzen von Herrn Khamees, der sich ermutigend zum Publikum wandte - "Ich gebe nicht auf, ehe ich es geschafft habe, dass ihr mitsingt!" - überwand sich schließlich ein Großteil der Gäste und stimmte amüsiert mit ein.

Mein ganz persönlicher Ramadan 

Die zweite Rednerin Asmaa El Maaroufi vom Zentrum für islamische Theologie Münster freute sich über die Einladung zur Veranstaltung. Die MHG sei ihr in der vergangenen Zeit nicht nur ans Herz gewachsen. Auch besonders in Anbetracht jüngster Ereignisse auf der Welt, in der Politik und der Gesellschaft schätze sie die Gelegenheit, den Abend als Begegnungstreffen zu nutzen, um – gemäß seinem Mottos – "Barrieren zu brechen."

In diesem Sinne hielt sie einen Vortrag, in dem sie ihre ganz persönliche Bedeutung von Ramadan mit allen Anwesenden teilte: "Ramadan bedeutet zu stehen, während sich die Welt weiterdreht." Sie beschrieb den Fastenmonat als einen Moment der Unterbrechung des Normalen und hob die Disziplin der Selbstbeherrschung hervor. Es sei die "Freiheit des Körpers", die man kennenlerne, wenn man auf Essen und Trinken verzichtet, während alle anderen um einen herum es nicht tun. Schließlich teile jeder Einzelne eigene, ganz persönliche Erfahrungen mit Ramadan – wie auch sie, wenn sie sich an ihre ersten Fastenversuche zurückerinnere. 

"Wer einen Menschen rettet, rettet die ganze Menschheit"

Nach diesem Leitspruch präsentierte sich darauffolgend die Hilfsorganisation Tuisa e.V., die sich ehrenamtlich im humanitären, sozialen und interkulturellen Bereich engagiert und zahlreiche Kinder, Bedürftige und Kranke in verschiedenen Ländern dieser Welt betreut. Besonderer Dank ging von Tuisa e.V. an diesem Abend auch an die MHG für die Möglichkeit der Zusammenarbeit. Unter anderem wurden Spenden für aktuelle Projekte für Hilfsbedürftige gesammelt und Ansprechpartner der Organisation standen den Abend über für weitere Fragen vor Ort zur Verfügung.

Kein perfekter Abend ohne die Künstler von I,Slam

Den letzten Act des Abends präsentierten die eingeladene Poetryslammerinnen und Poetryslammer von I,Slam aus Frankfurt. Siham, Renard, Sanaa und Bilal teilten ihre Gedanken zu individuellen Erlebnissen aus ihrem Alltag oder anderen Themen, die sie beschäftigen, mit dem Publikum. Sei es die philosophisch-politische Perspektive auf Menschen inspiriert durch tägliche Bahnfahrten nach Frankfurt von Sanaa, oder die Kritik an der "All-Lives-Matter"-Parole durch die Black Lives Matter-Bewegung von Renard – alle Auftritte ergänzten den entspannten Abend auf eine künstlerische Art und Weise.

Parallel zum letzten Slammer Bilal wurde schließlich die Suppe nach marokkanischer Art als Vorspeise ausgegeben, bis dann der Gebetsruf von einem der Mitglieder der MHG ausgerufen wurde.

Die Gäste versammelten sich zum Gemeinschaftsgebet, das pünktlich mit dem Untergang der Sonne erfolgte und so den Moment des Fastenbrechens ankündigte. 

Ein Begegnungsfest der Kulturen

Den Abschluss des Abends rundete das Hauptgericht und die Varietät des Buffets, bestehend aus Köstlichkeiten, wie Tabule, Couscoussalat, Hummus, Brezeln, Shawarma oder Baklava ab. 

Stellvertretend fand sich die kulturelle Diversität und Vielfalt der Gemeinschaft nicht nur im Essen wieder, auch im Zusammenkommen unterschiedlicher religiöser, politischer und kultureller Dialoge war sie den ganzen Abend über präsent: ein offenes und herzliches Dinner des Zusammenkommens und Zusammenhalts von muslimischen Studierenden für alle Menschen.

 

Dieser Artikel wurde in Zusammenarbeit mit der MHG Mainz veröffentlicht. Die Bearbeitung für die Redaktion von campus-mainz.net übernahm Elisabeth Brachmann. Der MHG Mainz kann man auf Facebook und Twitter folgen.

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