Freizeitkolumne | Interview mit Stefan Nink

04.08.2015
Freizeit
Nina Rathemaker

Nina vom Mainzer Wohnzimmer hat mit dem Meenzer Kopf Stefan Nink ein Interview über sein Buch "Donnerstags im Fetten Hecht" geführt und empfiehlt es uns als Semesterferienlektüre

Er ist Buchautor, Reisejournalist, Moderator und Mainzer. Kürzlich habe ich sein wunderbares Buch „Donnerstags im Fetten Hecht“ gelesen und war neugierig, wer Stefan Nink eigentlich so ist.

Liest man das Buch "Donnerstags im Fetten Hecht" merkt man sofort, dass da jemand schreibt, der sich in den Ländern auskennt. Waren sie in allen beschriebenen Ländern?

Ja, war ich. Es gab eine Zeit in meinem Leben, in der ich wie ein Flummi durch die Welt gedotzt bin. Da kommt dann schon ein bisschen was zusammen. Auch die Figuren, die im Roman auftauchen, sind mir alle begegnet. Ich habe sie natürlich umbenannt und hier und da etwa überzeichnet.

Es gibt - oder gab - sie aber wirklich - den Leibgardisten des Himalayakönigs genauso wie den australischen Schnellredner, die chinesischen Oktoberfestbesucher und die steinalten Feministinnen, die beim Dinner Werbemelodien aus ihrer Kindheit singen.

Bei Lesungen sage ich immer: Das Buch - auch die beiden anderen - lebt von den Krümeln meiner Recherchen. Von all den Momenten und Begegnungen, die einem während einer Reise passieren, von denen man aber von Anfang an weiß, dass sie in der Reportage keinen Platz finden werden.

Wie kam es zu der Geschichte und vor allem zu dem Namen "Siebeneisen"?

Die Figur Siebeneisen existierte lange vor den Romanen. Ich habe sie erfunden, als ich für einen Kunden eine Las-Vegas-Reportage recherchieren sollte und vor Ort dann irgendwann feststellte, dass eigentlich schon jeder Aspekt dieser Stadt totbeschrieben war.  

Ich habe mich dann mit einer Art Short Story gerettet, in der ich den armen Siebeneisen ins Verderben schickte: Er wettet zuhause in Oer-Erkenschwick, dass er aus tausend Euro Einsatz in Vegas ein Vermögen machen kann.  Was natürlich entsetzlich schief geht.

Die Story hat damals den Deutschen Reisejournalistenpreis gewonnen, und anschließend habe ich die Hauptfigur immer dann eingesetzt, wenn ich Schwierigkeiten hatte, ein Thema anders originell umzusetzen. Siebeneisen war für die Süddeutsche Zeitung zum Beispiel im irischen Dauerregen und in der Antarktis unterwegs. Den Text über seine Abenteuer dort hat dann ein Literaturagent aus Berlin gelesen, und so hat das mit den Romanen begonnen.

Der Name? Als ich die Figur erfunden habe, musste ich gerade aus beruflichen Gründen Golf spielen lernen. Was ja neben Schlagzeugspielen so ziemlich das Komplizierteste ist, was man seiner Motorik zumuten kann. Irgendwann aber trifft jeder Anfänger einen Ball, der wie von selbst und scheinbar mühelos in den Himmel steigt und in kerzengerader Linien davon fliegt, und fast immer ist das bei einem  Schlag mit dem 7er Eisen so (das ist jener Golfschläger, der am meisten verzeiht - aber das weiß man meistens erst viel, viel später).  Als ich einen Namen für die Figur suchte, war ich gerade in dieser Lernphase. Und zack - hatte er Mann seinen Namen, die arme Sau.

Inzwischen gibt es auch das Folgebuch “Freitags in der Faulen Kobra” und “Sonntags im Maskierten Waschbär” erscheint im Oktober. Was passiert eigentlich samstags?

Samstags ist Fußball. 15:30 Uhr, Coface-Arena, P-Block. Was für eine Frage!

Das Leben als Reisejournalist: Traumjob oder von vielen unterschätzt? Wieviele Tage im Jahr sind Sie unterwegs?

Das hat sich im Laufe der Zeit immer mehr reduziert. Die reisejournalistische Tätigkeit ist ja längst nur noch ein kleiner Teil meiner Arbeit; ich moderiere beim SWR, leite Schreibseminare, gehe auf Lesereisen und schreibe über andere Themen.

Den Beruf Reisejournalist gibt es auch eigentlich nicht mehr. Die Konditionen sind so schlecht geworden, dass man das hauptberuflich nur noch dann machen kann, wenn man bereit ist, ein Gehalt unterhalb der Armutsgrenze zu akzeptieren.  Oder man wird Hobby-Reiseblogger und twittert jeden Tag solche Sachen wie "Als ich meinen Lieblings-Pub in Dublin fand" oder "Archiv: Mit der Soundso nach Oslo."

Wenn man so viele Orte auf der Welt kennengelernt hat, warum haben sie sich Mainz als Lebensmittelpunkt ausgesucht? Was gefällt Ihnen besonders, was fehlt?

Ich bin ja schon ewig hier.  Ich habe in Mainz studiert, war parallel dazu Pauschalist bei der Mainzer Rhein-Zeitung und seit Ende der Achtziger beim damaligen SWF.  Gemocht habe ich die Stadt schon immer, mit der Zeit aber ist sie mir sehr, sehr ans Herz gewachsen.

Ich mag ihre Größe, dieses lässige Wir-sind-keine-Großstadt-Flair und die allgemeine Unaufgeregtheit. Und, dass man sich hier zu völlig fremden Menschen an den Weinstubentisch setzen und plaudern kann. Versuchen Sie das mal in Norddeutschland! Finden Sie mal 'ne Weinstube in Norddeutschland!

Was ist Ihr Lieblinigsplatz in Mainz?

So viele! Eine bestimmte Bank am gegenüberliegenden Rheinufer. Der Volkspark beim Weinfest. Den P-Block nach einem Tor. Diese kleinen Läden, die in den letzten Jahren überall eröffnet haben. Draußen vorm Hafeneck, wenn der ehemalige Opernsänger von nebenan auf die Straße kommt und plötzlich eine kurze Arie schmettert.

Gibt es eine Interview-Frage, die sie schon immer hören wollten, aber noch nie gefragt wurden?

Es gibt eher die Fragen, die ich immer wieder gestellt bekomme: Sind Sie Siebeneisen?, zum Beispiel. Oder die nach meinen Lieblingsreisezielen und den Orten, an die ich unbedingt noch möchte.  Fragt mich doch mal nach Autoren, die ich bewundere!

Ok, na dann: Welche Autoren bewundern Sie?

Ich würde gerne so schreiben können wie Alexander Gorkow von der Süddeutschen. Oder wie Cordt Schnibben. Ich bewundere Mordecai Richler, Joseph Roth und Terry Pratchett. Margaret Atwood ist großartig. T.C. Boyle auch. Und wahrscheinlich hab ich jetzt ganz viele vergessen.

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