Flüchtlinge in Mainz: Wie heißt der Campus Flüchtlinge willkommen?

23.09.2015
Campus-News, Wohnen
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Während ein Vorschlag der Mainzer Grünen leerstehende Wohnheimzimmer an Flüchtlinge zu vergeben, nicht umsetzbar erscheint, stellt die JGU drei auf dem Campus liegende Wohnungen für jugendliche Flüchtlinge, die ohne Angehörige nach Mainz gekommen sind, zur Verfügung.

Flüchtlinge - sie kommen in kleinen Booten über das Mittelmeer und stranden massenweise an den Küsten Italiens, Spaniens oder Griechenlands. Sie fahren per Schlepper vom Mittleren Osten über Ungarn nach Österreich oder Deutschland. Eine Odyssee, die viel Mut und Überlebenswillen erfordert, denn nicht selten kommt es vor, dass Boote versinken oder die Menschenmassen in den LKWs der Schlepper sterben. Deutsche Städte reagieren unterschiedlich auf die Situation. Auch auf dem Campus wird an der Unterstützung für Flüchtlinge gearbeitet.

Wann und warum werden Menschen zu Flüchtlingen? 

In Artikel 1 der Genfer Flüchtlingskonvention wird ein Flüchtling als Person definiert, die sich außerhalb des Landes befindet, dessen Staatsangehörigkeit sie besitzt oder in dem sie ihren ständigen Wohnsitz hat, und die wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalität, Zugehörigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Überzeugung eine wohlbegründete Furcht vor Verfolgung hat. Diese Person kann den Schutz ihres Heimatlandes nicht in Anspruch nehmen oder aus Furcht vor Verfolgung nicht dorthin zurückkehren. Die Hoffnung auf ein besseres und sicheres Leben für sich und verbliebene Familienmitglieder treibt immer mehr Menschen auch nach Deutschland. 

Idee: leerstehende Wohnheimzimmer an Flüchtlinge vergeben

In einer Pressemitteilung schlagen die Mainzer Grünen vor, bei zurückgehender Studierendenzahl leerstehende Wohnheimzimmer an Flüchtlinge zu vergeben. Dadurch könne eine ideale Möglichkeit zur Integration von Flüchtlingen geboten werden. Landtagsabgeordneter Gunther Heinisch erklärt, dass viele der Flüchtlinge aus Syrien selbst Azubis oder Studierende gewesen seien, bevor sie vertrieben wurden. In Studi-Unterkünften könne ihnen der Spracherwerb unter Gleichaltrigen leichter gelingen sowie erste Kontakte zu späteren Mitstudierenden geknüpft werden. 

Resonanz bei den Studierenden und der RCDS

Bei den Studierenden stößt der Vorschlag der Mainzer Grünen auf Anklang. Der Ring Christlich-Demokratischer Studenten (RCDS) der JGU Mainz steht dem Vorschlag, Flüchtlinge in Studentenwohnheimen unterzubringen, offen gegenüber. Vorstandsmitglied des RCDS und Hochschulpolitik-Referent im Allgemeinen Studierendenausschuss Umut Günc erklärt, dass den Flüchtlingen damit zum einen ein offenes, multikulturelles Umfeld geboten werde, zum anderen könne durch eine Vollauslastung der Wohnheime auch übergreifend für Preisstabilität bei den teils hohen Mieten gesorgt werden. Doch betonen sowohl er als auch Landesvorsitzender des RCDS Daniel Krause, dass die Priorität bei der Vergabe von Wohnheimplätzen immer bei den Studierenden liegen müsse.

Reaktion der Wohnheime

Das Studierendenwerk unter der Geschäftsleitung von Matthias Griem äußert sich wie folgt zu dem Vorschlag der Grünen: "Unsere Wohnheime sind bereits jetzt schon ausgebucht, daher ist für uns die Möglichkeit einer Unterbringung von Flüchtlingen nicht möglich. Zudem muss ich auch betonen, dass in der Satzung des Studierendenwerks nur immatrikulierte Studierende einen Wohnheimplatz bekommen dürfen." Sollte über einen solchen Vorschlag diskutiert werden, müsste also erstmal die Satzung per Gremienbeschluss geändert und über die Finanzierung dieses Vorschlages gesprochen werden. Wenn aber Flüchtlinge mit einem Interesse an einer weiteren akademischen Ausbildung eine Studienberechtigung bekommen sollten, wäre es auf dem formalen Weg möglich ihnen einen Wohnheimplatz zur Verfügung zu stellen. 

Andere Studierendenwohnheime wie das Achterdeck oder die Smartments Mainz finden die Ideen zur Integration von Menschen, die in Deutschland Schutz suchen, unterstützenswert, allerdings ist hier die Situation ähnlich wie beim Studierendenwerk: Die Wohnheime sind ausgebucht und eigentlich nur für immatrikulierte Studierende und Auszubildende. "Bevor eine solche Idee umgesetzt werden kann, müssten also erst die strukturellen Voraussetzungen in Form von Genehmigungen geschaffen werden. Wenn diese Voraussetzungen geschaffen sind, können wir uns auch vorstellen, Wohnungen an Flüchtlinge zu vergeben", so Saskia Föhrenbach vom Achterdeck Mainz.

Der Einsatz der JGU für Flüchtlinge

Universitätspräsident Prof. Dr. Georg Krausch bietet laut Allgemeiner Zeitung der Landeshauptstadt tatkräftige Unterstützung bei der Unterbringung von Flüchtlingen an. Krausch betrachtet es als eine Selbstverständlichkeit der Stadt Mainz bei der Bewältigung dieser "nicht einfachen Aufgabe" zu helfen. Die JGU handelt  zügig, indem sie jugendlichen Flüchtlingen, die ohne Angehörige in Mainz angekommen sind, drei 80 Quadratmeter große leerstehende Wohnungen am Friedrich-von-Pfeiffer-Weg zur Verfügung stellt. Darüber hinaus befindet sich die JGU Mainz mit dem Ministerium für Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur Rheinland-Pfalz in Gesprächen um Konzepte zur Unterstützung vorgebildeter Flüchtlinge zu entwickeln. Ein konkreter Projektvorschlag ist, akademisch vorgebildete Flüchtlinge an Hochschulen heranzuführen, um ihnen so die Möglichkeit zu geben, ihr Studium an deutschen Hochschulen fortsetzen und sich in den hiesigen Arbeitsmarkt zu integrieren. Ende September 2015 sollen konkrete Ergebnisse der Gespräche folgen. 

Wie kann man Flüchtlinge in Mainz unterstützen?

Für Studierende, sowie Bürgerinnen und Bürger in Mainz gibt es verschiedene Möglichkeiten, Flüchtlinge zu unterstützen, zu begleiten oder ihre Integration in Deutschland zu fördern. Hier eine Auswahl an Möglichkeiten in Mainz:

Mit dem Mentorenprogramm „Welcome Mainz“ begleiten ehrenamtliche Mainzerinnen und Mainzer Flüchtlinge in ihrem Alltag und unterstützen sie beispielsweise bei Behördengängen und Arztbesuchen, begleiten sie zu Sprachkursen oder können gemeinsam mit ihnen Freizeitaktivitäten unternehmen. 

Das Projekt „Teachers on the road“ hat sich bereits 2013 gegründet und sich zum Ziel genommen, die Isolation der Flüchtlinge, die sie nach Ankunft in ihrem Flüchtlingsland aufgrund sprachlicher Barrieren erfahren, durch Deutschkurse zu durchbrechen. Auch unterrichtet eine Teachers-Gruppe zweimal wöchentlich Flüchtlinge und freut sich über jegliche Unterstützung durch freiwillige Helferinnen und Helfer.

Auch auf dem sozialen Netzwerk Facebook werden diverse Gruppen gegründet, unter denen sich Menschen zusammen finden, die sich für Flüchtlinge engagieren möchten und sich gegenseitig austauschen. Unter der Gruppe Flüchtlingshilfe-Mainz können sich interessierte Mainzerinnen und Mainzer darüber informieren, wo Hilfe benötigt wird und wie man sich engagieren könnte.

Am Rheinufer der Planke Nord gibt es den Bauwagen, der als Flüchtlingscafé geführt wird. Die Idee, den Bauwagen für Flüchtlinge zu nutzen, ist während der Aktionswoche des Projekts „Platz da!?“ entstanden. Gemeinsam mit Flüchtlingen haben Mainzerinnen und Mainzer nach der Aktionswoche den Bauwagen renoviert und eingerichtet, und somit einen Ort geschaffen, an denen sie gemeinsame Tage mit Flüchtlingen gestalten, sich unterhalten und ihre Integration mit ihnen gemeinsam fördern. 

Darüber hinaus können sich interessierte Helferinnen und Helfer beim Landesflüchtlingsrat des Bundeslandes Mainz darüber informieren, welche Initiativen es vor Ort bereits gibt. Die Flüchtlingsräte vernetzen Helferinnen und Helfer mit bestehenden Initiativen und Projekten. 

Auch Pro Asyl stellt viel Informationsmaterial zur aktuellen Lage von Flüchtlingen in Deutschland auf ihrer Internetseite zur Verfügung.

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