FILMZ geht in die 15. Runde: Der Eröffnungsabend

24.11.2016
Freizeit
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Mit der Tragikomödie DIE HANNAS startete das FILMZ-Festival des deutschen Kinos am Dienstag, den 22. November, in ein sechstägiges abwechslungsreiches Filmprogramm. Die Eröffnungsgala lockte auch viele Studierende ins Residenz & Prinzess Filmtheater.

Jedes Jahr Ende November wird Mainz ein bisschen gelber. Die FILMZ-Plakate und der "gelbe Teppich" weisen cinephilen Mainzern den Weg zum Filmfestival.

Mit einem lachenden und einem weinenden Auge

Am ersten Abend des diesjährigen Festivals zieht es ein großes Kinopublikum in die Altstadt. Nachdem die Langfilmgruppe im vergangenen Jahr so mutig war mit Babai (Regie: Visar Morina) ein ernstes Flüchtlingsdrama zur Eröffnung auf die Leinwand zu bringen, durfte man nun mit Die Hannas wieder eine Komödie erwarten.

Aber Wehmut schwingt auch mit: Es ist die letzte Eröffnungsgala, die im Mainzer Kino Residenz & Prinzess am Schillerplatz stattfindet. So betonen auch die beiden Leiterinnen Sabina von Paleske und Stella Dresselhaus bei ihrer Eröffnungsrede, dass sie den Abriss der traditionsreichen Spielstätte, der für 2017 geplant ist, zutiefst bedauern.

Da FILMZ ein ehrenamtlich organisiertes Festival ist, das vom persönlichen Engagement des Vereins Brainstream e.V. abhängt, gilt der Dank der Leitung, neben dem Veranstalter Stadt Mainz und zahlreichen Sponsoren, auch eben diesen Mitarbeitern. In besonderer Weise wird außerdem auf das dreitägige Symposium hingewiesen, das unter der Leitfrage "Wer ist WIR? Deutscher Film von Migration bis Queer" ein Zeichen für Respekt und Toleranz setzen wolle und mit der Unterstützung der Filmwissenschaft der JGU, dem LGBT-Zentrum Bar jeder Sicht und dem Deutschen Filmmuseum in Frankfurt stattfindet.

Der Eröffnungsfilm

Und dann wird es auch schon dunkel im großen Saal – die Leinwand füllt sich mit Nahaufnahmen von Menschen bei der Massage und beim Essen. Man taucht ein in die intime Welt der "Hannas": So werden Anna und Hans, die bereits seit 15 Jahren zusammen sind, in ihrem Freundeskreis genannt. Das scheinbar für immer eingeschworene Bündnis der beiden wird auf die Probe gestellt, als sie auf die starken Schwestern Nico und Kim treffen. Beide beginnen – ohne das Wissen des jeweils anderen – Affären, und das Chaos nimmt seinen Lauf. Der Film deckt ein großes emotionales Spektrum ab: Von lautem Lachen über Ausrufe der Empörung bis hin zu betretenem Schweigen rufen die Torturen der Protagonisten beim Residenz-Publikum einige Reaktionen hervor.

Dieses bekommt im Anschluss an den Film auch die Gelegenheit mit den Filmemachern und Schauspielern selbst zu sprechen. Zu Gast sind Regisseurin und Drehbuchautorin Julia C. Kaiser, Produzentin Milena Klemke sowie die Darsteller und Darstellerinnen Till Butterbach (Hans), Ines Marie Westernströer (Nico) und Julia Becker (Kim).

Bereitwillig stellen sie sich den vielen Fragen, die aus den Zuschauerreihen kommen: Das Ideenreichtum der Filmschaffenden wird vom Publikum bewundert, ob es um die kleinen, verblüffenden Momente oder die großen, Lebens- und Liebesgestaltung anrührenden Fragen des Films geht. Kaiser, die durch ihren vorherigen Film Das Floß! (2015) schon einmal auf dem FILMZ und in der deutschen Kinolandschaft vertreten war, will mit Die Hannas weiter dem Gedanken nachgehen, dass "die Probleme bei der Liebe nicht aufhören, sondern erst anfangen."

Auch die Arbeitsweise des Filmteams ist ungewöhnlich. Obwohl es sich nicht um einen reinen Improvisationsfilm handele, so sei er doch durch Improvisation geprägt und entwickele einige Ideen erst im Prozess des Filmemachens. Die Kamera, die durch ihre Nähe an Gesichtern und Körperfragmenten Sehgewohnheiten durchbricht, trage dazu bei, dass Die Hannas die ganz eigene, subjektive Wirklichkeit seiner Protagonisten erfasse.

Nach dem Filmerlebnis

"Ich fand, dass es ein sehr sinnlicher Film war, der mich auch sehr stark zum Nachdenken angeregt hat, gerade was die Frage nach diesem Verweilen oder Sich-in-Bewegung-setzen angeht", meint Julia, die im 3. Mastersemester Mediendramaturgie an der JGU studiert. Auch dass das Filmteam so stark vertreten gewesen sei und die Regisseurin bewusst Raum für die Interpretation der Geschichte gelassen habe, habe ihr sehr gefallen.

Zufrieden mit der Vorführung und dem Filmgespräch ist auch Stella Dresselhaus. Nachdem sie im letzten Jahr die Presseleitung übernommen hatte, ist sie nun neben Hadiel Alchrbji, Cornelius Kern und Sabina von Paleske Leiterin des FILMZ-Festivals. Ob es machbar sei, ihr Studium der Unternehmenskommunikation und die Organisation eines Filmfestivals zu vereinen? "Man steckt viel Energie und Arbeit rein, aber wenn man dann an einem Abend wie heute so ein volles Kino hat und einen schönen Film, dann lohnt sich das auch, was man geschafft hat."

Und so verlagern sich die sichtlich gut unterhaltenen Gäste und die Mitwirkenden schließlich zur Eröffnungsparty im Lomo, wo im vollen Keller zur Livemusik der Indieband The Cash Crops das Tanzbein geschwungen wird.

Für die kommenden Tage FILMZ heißt es ganz klar: Es wird sich weiter in Bewegung gesetzt (Richtung Kino).

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