Filmkritik | Die letzte Sau

26.11.2016
Freizeit
kan

"So geht es nicht weiter" - Mit seinem Film "Die letzte Sau" stellt Regisseur Aaron Lehmann auf eindrückliche Art die moderne Lebensmittelproduktion in Frage.

Der Wecker klingt. Es ist 5:30 Uhr und der Beginn eines wirklich schlechten Tages für Schweinebauer Huber. Erst bricht sein Bett zusammen und am Ende gibt auch sein Traktor den Geist auf.

Irgendwo zwischen Schwaben und Bayern bewirtschaftet Huber einen kleinen Bauernhof. Neben den alltäglichen Katastrophen macht ihm und vielen anderen kleinen Landwirtschafts- und Handwerksbetrieben im Dorf seine finanzielle Situation zu schaffen. Das Fass läuft über, als ein Komet in seinem Hof einschlägt. Bauer Huber reicht es. 

Moped, Sau und Ideale

Kurzerhand setzt er seine letzte Sau in den Beiwagen seines Mopeds und fährt einfach los. Unterwegs trifft er skurrile Charaktere und tragische Helden. Etwa den Imker, der früher Investmentbanker war, und dem bei einem Autounfall seine ganzen Bienen aus dem Kofferraum geflogen sind. Oder das alte Ehepaar, das sein Haus an die Bank verloren hat, aber nicht ausziehen will. 

Für Huber wird immer klarer, dass etwas gewaltig schief läuft in der Welt und jemand mal auf den Tisch hauen muss. So beginnt er in Mastbetriebe einzubrechen und die Tiere freizulassen. Allerdings mit ungeahnten Folgen.

Ein Film wie das Leben 

Mal lustig, mal bitterböse, traurig oder nachdenklich: "Die letzte Sau" lässt sich in keine Schublade stecken. Irgendwo zwischen Tragikomödie, Märchen und Roadmovie nimmt Drehbuchautor und Regisseur Aaron Lehmann den Zuschauer mit auf Hubers Reise. 

Schöne Farben und eine einfallsreiche Kameraführung machen diesen Film, neben seiner spannenden Geschichte, zu einem Erlebnis. Eine weitere Besonderheit: Alle Schauspieler sprechen im Film Dialekt. Besonders Golo Euler als Schweinebauer Huber ist großartig. Mit großen Augen und einer Portion Naivität beobachtet er die Welt um sich herum, bevor er beschließt, dass etwas anders werden muss.

Ein Aufruf zur Revolution? 

Für Regisseur Lehmann ist offensichtlich, dass die Art und Weise wie unsere Lebensmittel produziert werden, nicht richtig ist. Seiner Ansicht nach haben viele Menschen den Bezug zu Nahrungsmitteln verloren. Es interessiere niemanden, "wo die Bärchenwurst eigentlich herkommt". Deswegen war es ihm wichtig zu zeigen, wie etwa Ferkel von Bauer Huber kastriert werden oder ein Schwein von ihm beim Dorfmetzger geschlachtet wird.

Lehmann ist bereits zum zweiten Mal beim FILMZ dabei. "Die letzte Sau" ist sein dritter Spielfilm.

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