Vor dem Einlass reihten sich zwei lange Schlangen durch das ReWi. Eines Campino also durchaus würdig, wenn es auch bei weitem an keines seiner Konzerte heranreichte. Die Karten waren jedoch ähnlich schwierig zu bekommen.
Zu Beginn flimmerte der Dokumentarfilm über die Toten Hosen „Nichts als die Wahrheit“ von Eric Friedler über die Leinwand des Hörsaals. Ein gelungenes Werk, welches mit Szenenapplaus bedacht wurde. Insbesondere die Szene über das „Sexspiel“ der Hosen wurde lachend aufgenommen: „ Küssen war 1 Punkt, Fummeln 2 Punkte und ihn hinter die Linie bringen 3 Punkte“.
Danach das Interview mit Campino und Dokumentarfilmer Friedler. Der Frontman der Toten Hosen nahm auch hier das Heft in die Hand. Das Gespräch litt aber sehr unter der Gesprächsführung des SWR Moderators Fritz Frey, der seinen gesamten Text emotionslos vom Blatt ablas und von Campino für die eine oder andere Frage auch heftig kritisiert wurde. Die als provokant gemeinte Frage, warum im Film ein Bandmitglied gezeigt werde, welches Betten machte, unterbrach Campino sofort mit dem Satz: „So hat der Spiegel auch in den 70ern über Punk berichtet, inzwischen müsste man sich journalistisch doch weiterentwickelt haben.“ Trotz allem gelangen interessante Einblicke in den Menschen hinter dem Frontsänger Campino. Der war übrigens auch mal Mustersoldat bei der Bundeswehr, bevor er den Wehrdienst verweigerte. Unterbrochen wurde dies aber, als der SWR sich an Situationskomik versuchte und mit einer Heino Parodie von SWR1 Moderator Hanns Lohmann auf den auf das Jahr 1984 zurückgehenden Streit der Toten Hosen mit dem Schlagerbarden zurückgeht. Die Parodie „des wahre Heino“ hatte der Band bei einen Gerichtsprozess eine Strefe von 10.000€ eingebracht. Beim Publikum und wohl auch bei Campino kam das nicht ganz so gut an. Mit mäßigem Applaus bedacht und zur bösen Miene Campinos zog der Imitator in den Saal. Vielleicht ließ Campino sich hier deshalb dann zu einem Seitenhieb auf den Sänger hinreisen, der vom Feuilleton der Zeitungen für sein aktuelles Coveralbum in den Himmel gelobt wird. „Er ist immer noch einer der hässlichsten Sänger Deutschlands. Nein - ich bin mit Heino befreundet, hab früher mit ihm Steine in Kreuzberg geworfen.“ Anders war seine Meinung zur Debatte um Stefan Raab als Moderator für das Kanzlerduell zu den anstehenden Bundestagswahlen. Er sei gespannt auf Raab: "Der kommt aus einer Ecke, dass man den nicht für voll nimmt und der kann Fragen stellen, völlig unvoreingenommen, der ist nicht gekauft, der muss nicht um seinen Job fürchten und deswegen kann der auch gefährlich werden.".
Die anschließenden Zuschauerfragen waren geprägt durch unmoralische Angeboten von Fans und Danksagungen an den Sänger. Sollte Mainz allerdings 5:0 in Düsseldorf verlieren, darf sich ein Student dann bald auch auf eine Übernachtung in Campinos Wohnung freuen. Leider wurde die Fragerunde viel zu früh abgebrochen.
Eine schöne Veranstaltung auf der Universität und ein gelungener Abend für alle Fans der Toten Hosen und Musikliebhaber. Aber bei einem UniTalk wäre doch auch mal ein Student als Moderator eine Idee -den Versuch wäre es wert, lieber SWR. Vielleicht entdeckt man ja den nächsten Markus Lanz.
Bleibt noch die Frage, wann kommen die Toten Hosen live zum Konzert auf den Campus?! Vor genau dreißig Jahren waren sie kurz nach ihrer Gründung schon einmal auf dem AStA Sommerfest aufgetreten.
Wer nicht live dabei sein konnte, hat die Möglichkeit den UniTalk am Sonntag, 24. März 2013 um 22.15 Uhr auf tagesschau24 (um 20.15 Uhr wird die Doku "Nichts als die Wahrheit" gezeigt) oder am 30. März 2013 um 23.15 Uhr in EinsPlus zu sehen.
(Patrick Keipert)
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