Halsbandsittiche: Exotischer Besuch im Teilchenbeschleuniger

08.10.2024
Campus-News, Freizeit
Dajana Andres

Grüngefiedert und mit rotem Schnabel – ein unerwarteter Gast hat sich in den Teilchenbeschleuniger der Uni eingenistet.

Schon seit längerer Zeit kann man die Schreie der Halsbandsittiche auf dem Universitätsgelände der Johannes Gutenberg-Universität hören. Sie fühlen sich insbesondere im Botanischen Garten der Uni wohl. Doch wie es scheint, haben sie auch noch einen weiteren Ort gefunden: Die exotischen Vögel haben sich in die Hausfassade des universitären Teilchenbeschleunigers eingenistet.

Halsbandsittiche (Psittacula krameri) und wie sie zu uns kamen

Grüne Halsbandsittiche sind auch unter dem Namen „Kleine Alexandersittiche“ bekannt. Erkennbar sind sie anhand des grasgrünen Federgewandes, des rot bis schwarzen Schnabels und des bei den Männchen vorhandenen Ringes am Hals.   

Ursprünglich stammen die grüngefiederten Papageienvögel aus den Savannen Afrikas und den Ländern des indischen Subkontinents. Nach Europa kamen sie durch den Import als Ziervögel. Nachdem einige Exemplare der Gefangenschaft entflohen sind, konnten seit Ende der 1960er Jahre erstmals freie Exemplare in Köln gesichtet werden. Mit nun freien Halsbandsittichen, welche in der Stadt brüteten, breiteten sich die Vögel weiter entlang des Rheins und in der Rhein-Neckar-Region aus. 

Aufgrund der großen Parkanlagen der Städte und den damit einhergehenden immergrünen Gewächsen und Futterpflanzen, wie auch dem Vorkommen von passenden Schlafbäumen, fühlen sich sie grünen Halsbandsittiche wohl. Mit dem Klima und den Gegebenheiten der Stadt können die Vögel den Winter überstehen. In der natürlichen mitteleuropäischen Flora und Fauna stehen ihre Überlebenschancen dagegen schlecht. 

Papageien in Mainz und Wiesbaden

Universitätsmitarbeiter und Freizeit-Ornithologe Detlef Franz schätzt die Anzahl von vorhanden grünen Halsbandsittichen auf rund 4000 Exemplare. Ihr Hauptareal in der Rhein-Main-Region bildet Wiesbaden. Genauer gesagt ist ihr Hauptgebiet der Wiesbadener Schlosspark Biebrich. Die meisten der Papageienvögel schlafen in Wiesbaden und kommen dann tagsüber nach Mainz. Ausnahmen bilden hier brütende Vögel, welche sich auch gern in Mainzer Häuserfassaden einnisten.  

Die Anzahl der grünen Halsbandsittiche in Wiesbaden verringert sich jedoch, da sie in Konkurrenz mit den mehr werdenden verwilderten großen Alexandersittichen um ihr Gebiet konkurrieren müssen. Diese stammen ursprünglich aus Süd- wie auch Südostasien und kamen genau wie die Halsbandsittiche als Ziervögel hier her.

Das Nisten in Fassaden

Auf der Suche nach einem passenden Brutplatz erweitern die Halsbandsittiche die inital von Spechten in die Dämmung gehackten Löcher und vergrößern diese. In Städten ist das Angebot passender Niestmöglichkeiten rar, weswegen die Vögel auf eine Bruthöhle in dichten und isolierten Wänden ausweichen. Oft beschweren sich Hausbesitzer über die tennisballgroßen Löcher. 
Eine Möglichkeit um dies zu verhindern, wäre, mehr passende Nistkästen anzubieten. Jedoch müsste man hierbei hoffen, dass die Papageien sich darauf einlassen. Während der Brutzeit ist es Eigentümer:innen nicht gestattet, die Löcher zuzuspachteln.

Bei MAMI zu Besuch     

Auch die Hausmeister der Johannes Gutenberg-Universität plagen sich mit den Papageien. Die Vögel haben es sich in der Außenverkleidung des Teilchenbeschleunigers vom Institut für Kernphysik der Universität bequem gemacht und lassen sich nicht einfach vom Mainzer Mikrotron (MAMI) vertreiben. Der Teilchenbeschleuniger ist eigentlich nicht als Vogelunterkunft gedacht, jedoch scheinen die grünen Halsbandsittiche anderer Meinung zu sein.

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