Ersti auf Abstand: Jedem Anfang wohnt ein Zoom-Call inne.

29.04.2021
Studium
sho

Der Traum vom Studierendenleben lockt auch zum Sommersemester 2021 wieder zahlreiche Erstis nach Mainz. Doch statt Party und Stadtbummel heißt es immer noch Maske, Abstand und Online-Semester.

Nach zwölf (in manchen Bundesländern auch nach 13) Jahren ist es endlich geschafft: Das Abitur ist in der Tasche und ein neuer Lebensabschnitt beginnt. Nun stehen viele neue und spannende Erfahrungen an: der Auszug von daheim, eventuell ein Auslandsjahr oder ein Freiwilliges Soziales Jahr, und eben auch ein Studium. Für viele junge Menschen steht ein Studium natürlich auch dafür, neue Freund:innen kennenzulernen, über sich selbst hinauszuwachsen, Studierendenpartys zu feiern und das Leben nochmal in vollen Zügen zu genießen, bevor schon bald der richtige Arbeitsalltag losgeht.

Doch seit nun mehr als einem Jahr ist dies alles mehr Wunschdenken als Realität. Da aufgrund der Corona-Pandemie alle Vorlesungen und Seminare weiterhin online stattfinden und auch das Freizeitleben weiterhin stark eingeschränkt ist, bleibt vom typischen Studierendenleben momentan wenig übrig.

Allein in einer fremden Stadt

"Studierende:r sein heißt ja auch, dass man in die Uni geht und seine Kommiliton:innen kennenlernt. Dass man gemeinsam feiert und sein neues Zuhause erkundet – und dass man in gewisser Weise auch erwachsen wird", so Tobias, der im Wintersemester 2020/21 als Corona-Ersti sein Studium begonnen hat. Seine Erwartungen und die Vorfreude auf das Studium wurden durch die Corona-Pandemie jedoch schnell ausgebremst. Denn an ein persönliches Kennenlernen und Vorlesungen im Hörsaal ist aktuell nicht zu denken.

Genauso geht es momentan vielen neuen Studierenden. Mitstudierende kennt man oft nur aus den zahlreichen Online-Konferenzen und die eigene Universität hat man zumeist noch gar nicht von innen gesehen.

Außerdem kann man zurzeit kaum auf Erkundungstour in Mainz gehen, denn all die Orte, die die Stadt normalerweise ausmachen, sind nun weitestgehend geschlossen. Hinzu kommt, dass die Kontaktbeschränkungen Treffen in Gruppen begrenzen und damit eine Erweiterung des Freundeskreises erschweren. Und so kommt es, dass man sich als Ersti in Corona-Zeiten ganz schnell alleine fühlt.

Social ist zurzeit nur Social Media

Vorlesungen aus dem Homeoffice sind eine Herausforderung, aber für Tobias gibt es derzeit noch ein wichtigeres Problem: "Momentan ist es ja so, dass man, wenn überhaupt, seine Mitstudierenden nur über soziale Netzwerke wie Instagram und Co. näher kennenlernen kann. Es fehlt aber richtig, sich im wahren Leben mit anderen zu vernetzen und neue Freunde zu finden."

Viele Fachschaften bieten Online-Kennenlern-Abende an, damit sich neue Studierende auch in Zeiten von Corona mit anderen austauschen können und offene Fragen und Anliegen schnell klären können. Auch jenseits dieser Veranstaltungen stehen sie gemeinsam mit vielen anderen virtuellen Ansprechpartner:innen zur Verfügung (campus-mainz.net berichtete). Zudem können Neuankömmlinge beim virtuellen Campusrundgang den Mainzer Unicampus kennenlernen und sich mal einen ersten Überblick verschaffen.

Dies alles kann man aber natürlich nicht mit dem normalen Studierendenalltag vergleichen. Online-Kennenlern-Veranstaltungen seien für Tobias zwar "eine schöne Idee", bei der man "wenigstens ein paar" Kommiliton:innen kennenlernen könne. Diese digitalen Treffen würden jedoch nicht an reale und zwischenmenschliche Kontakte heranreichen. Für Tobias ist klar: "Das Gefühl von Freiheit, Spaß, das Abenteuer des Studiums – all das können Zoom und Co. leider nicht ersetzen."

Vorlesung statt im Hörsaal nun im Bett

Einen Vorteil hat das Corona-Semester aber dennoch: Anstatt am ersten Vorlesungstag panisch und planlos über den Campus zu irren, um den Hörsaal zu finden, kann man sich nun bequem von zu Hause aus in das Online-Meeting einloggen. "Man hat morgens keinen großen Stress mehr. Man kann sich noch einmal einen Kaffee holen und sich mit einer Jogginghose ins Bett legen, das würde normalerweise ja nicht funktionieren", erzählt Tobias.

Andererseits birgt das digitale Semester auch Nachteile: Zwar hat die JGU ihre Lehrenden in der Vergangenheit bereits mehrfach aufgefordert, so wenige unterschiedliche Plattformen wie möglich zu nutzen, doch der Appell findet nicht überall Gehör: "Es dauert echt lange, bis man da mal durchblickt, wer wann was wo hochlädt. Das gleiche gilt auch für Seminare, Abgaben und Hausaufgaben", beklagt Tobias. Auch hier fehlt für ihn das Gespräch mit Gleichgesinnten: "Da hilft es normalerweise schon, wenn man sich mit anderen Studierenden austauschen kann, die eben in derselben Situation, also genauso planlos sind wie man selbst."

Das Hoffen auf Normalität

"Natürlich ist das Ganze hier auch ein bisschen Jammern auf hohem Niveau", gibt Tobias zu Bedenken. Denn das Studium könnten die Corona-Erstis nichtsdestotrotz weiterführen. "Ich freue mich aber trotzdem schon auf die Zeiten, in denen wir alle wieder zusammen feiern gehen können und uns in den Armen liegen", sagt er voller Vorfreude, "Auf Zeiten, in denen man dann auch endlich mal im Hörsaal oder in der Bib sitzt. Auf ein richtiges Studierendenleben eben."

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