Energieverschwender Uni Mainz? JGU in der Kritik

25.03.2023
Studium, Campus-News
ar

Der vom Rechnungshof Rheinland-Pfalz veröffentlichte Jahresbericht kritisiert den hohen

Energieverbrauch der JGU. Die Uni rechtfertigt sich und klärt über Gründe und Zukunftspläne auf.

Im Februar 2023 veröffentlichte der Rechnungshof Rheinland-Pfalz den Jahresbericht für 2021/2022 und bemängelt unter anderem den hohen Energieverbrauch der Johannes Gutenberg-Universität. Sie sei eine der Liegenschaften des Landes mit den höchsten CO2-Emissionen und einem allgemeinen hohen Energieverbrauch.

Auf Nachfrage begründet die JGU den hohen CO2-Abdruck insbesondere durch die im naturwissenschaftlichen Bereich genutzten Großgeräte, wie beispielsweise einem Teilchenbeschleuniger in der Physik sowie einem Hochleistungsrechner.

Als weitere Ursache benennt die Uni Mainz in ihrer Stellungnahme den Sanierungsstau im Gebäudebestand. Laut ihnen kann "nur ein bislang noch ausstehendes umfängliches Sanierungsprogramm für den Campus […] mittel- und langfristig zu einer nachhaltigen Reduktion des Energieverbrauchs führen". Die Vorarbeit für eine dementsprechende Hochschulstandortentwicklungsplanung (HSEP) sei daher erfolgt.

Weitere Kritikpunkte des Rechnungshofes RLP

Der Rechnungshof kritisiert neben den hohen CO2-Emissionen die fehlende Klimaschutzstrategie der JGU. Mit Blick auf die Treibhausgasemissionen der Strom- und Wärmeverbrauch der Gebäude sei diese Strategie jedoch ein zentraler Faktor.

Darüber hinaus werden die strategischen Ziele und Umsetzungskonzepte der Energiesparmaßnahmen beanstandet: Es seien bisher nur vereinzelte Maßnahmen realisiert worden. Die Überprüfung der energierelevanten Anlagen sei nur unzureichend und erst nach Auffälligkeiten von der JGU wahrgenommen worden.

Reaktion der Uni Mainz

Die JGU widerspricht dem Vorwurf, kein wirksames Energiecontrolling zu verfolgen. Es werde bereits seit 2010 aktiv daran gearbeitet, die Verbräuche zu senken. Laut eigenen Angaben konnten so zwischen 2011 und 2021 der (spezifische, witterungsbereinigte) Wärmeenergieverbrauch um 20% gesenkt werden. Durch die Anschaffungen zusätzlicher Großgeräte und der technischen Infrastruktur konnte der Stromverbrauch geringfügig reduziert werden. Die Heizenergieeinsparungen aufgrund des Ukrainekriegs seien durch das vorhandene Energiemanagement im vierten Quartal 2022 im Vergleich zum Vorjahresquartal um 25% gesenkt worden.

Um das Energiemanagement der JGU ausbauen zu können, wird sie 2023 durch das Land Rheinland-Pfalz mit zwei neuen Personalstellen unterstützt.

Geplante Energiesparmaßnahmen

Auf die Frage, welche zukünftigen Energiesparmaßnahmen geplant sind, benennt die JGU die Optimierung der Nacht- und Wochenendabsenkung der Heizungs- und Lüftungsanlagen. Mittelfristig sei die energetische Optimierung der gesamten Heizungsanlage geplant. Dabei solle vor allem ein hydraulischer Abgleich sowie der Austausch von Heizungspumpen gegen Effizienzpumpen angestrebt werden.
Im Außenbereich ist die Beleuchtung fast vollständig auf LED umgestellt worden. Es wird nun angestrebt, diese Maßnahme nun auch im Innenbereich umzusetzen und zu realisieren. Dies soll möglichst im Rahmen von Gebäudesanierungen erreicht werden.

Die JGU erklärt außerdem, dass sie eine Machbarkeitsstudie für die Nutzung der Abwärme des neuen Rechenzentrums beauftragt habe. Damit soll ein substanzieller Beitrag zur Einsparung von Heizungsenergie auf dem Universitätsgelände erreicht werden. Das neue Rechenzentrum mit der JGU als Bauherrin soll 2025 in Betrieb gehen.

Zusammenarbeit zwischen Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung und JGU

Im Regelfall ist nicht die Universität für die Durchführung von Bau- und Sanierungsmaßnahmen zuständig. Stattdessen obliegt dies in den meisten Fällen dem Eigentümer der Liegenschaft, der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB).

Der LBB arbeitet bei seinen Projekten auf der Grundlage des Konzeptes der energieeffizienten, klimaneutralen Landesgebäude. Es werde dabei versucht, dieses Konzept durch eine enge Zusammenarbeit bei der Umsetzung von Baumaßnahmen auf dem Campus diese den jeweiligen Anforderungen der Hochschulgebäude anzupassen.

Aktuell sei eine Hochschulstandortentwicklungsplanung (HSEP) im Auftrag der JGU und in Zusammenarbeit mit dem LBB und dem Wissenschafts- und Finanzministeriums in Arbeit. Auf dessen Grundlage solle ein umfassendes Sanierungskonzept für die Uni Mainz entwickelt werden. Für die JGU stelle dies eine zentrale Voraussetzung da, die Klimaziele des Landes sowie die eigene Nachhaltigkeitsstrategie wirksam verfolgen zu können.

Auf Anfrage von campus-mainz.net an die LBB, wie die HSEP genau aussieht, wann das Sanierungsprogramm umgesetzt werden soll und seit wann an dem Konzept gearbeitet wird, wurde nicht reagiert.

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