Eingangstest kann Abbrüche des Wirtschaftsstudiums eindämmen

20.05.2020
Campus-News, Studium
lki

Fast jede:r vierte Studierende der Wirtschaftswissenschaften bricht das Studium ab. Mainzer und Berliner Forscher:innen entwickelten nun einen Eingangstest, mit dem diese Quote sinken könne.

Ein spezieller Eingangstest taugt besser als ein Intelligenztest oder die Abiturnote dazu, den Erfolg von Studierenden der Wirtschaftswissenschaften im ersten Studienjahr vorherzusagen. Das geht aus dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Forschungsprojekt "WiWiSET: Validierung eines Studieneingangstests in der Fachdomäne Wirtschaftswissenschaften" hervor. Für ihre repräsentative Erhebung konnten Prof. Dr. Olga Zlatkin-Troitschanskaia von der JGU Mainz und Prof. Dr. Hans Anand Pant von der Humboldt-Universität zu Berlin (HU) knapp 4.000 Wirtschaftsstudierende von insgesamt 41 Hochschulen gewinnen.

Eingangstest prüft wirtschaftliches Denken vor Studienaufnahme

Der fachspezifische Eingangstest TEL-D ist eine Adaption des in den Vereinigten Staaten bewährten "Test of Economic Literacy" (TEL-IV) auf den deutschen Hochschulkontext. Er soll ermitteln, wie gut Studienanfänger:innen bereits vor Antritt ihres Studiums gesamt- und einzelwirtschaftliche Zusammenhänge, z.B. das Prinzip von Angebot und Nachfrage, verstehen. Dabei handele es sich um Wissen, das z.B. in einer kaufmännischen Ausbildung oder einem Schulleistungskurs Wirtschaft erworben werde, so die Pressemitteilung vom 12. März 2020.

Auch das notwendige mathematische und statistisch-methodische Verständnis, das für ein Wirtschaftsstudium notwendig sei, werde oftmals von angehenden Wirtschaftswissenschaftler:innen unterschätzt, kritisiert Prof. Dr. Pant: "Über 80 Prozent der Studierenden wissen nicht, was das wirtschaftswissenschaftliche Studium konkret bedeutet."

Zuverlässige Vorhersage von Studienabbrüchen

Dieses fehlende Wissen sei ein Grund für die hohen Abbruchquoten in dem Studienfach: Beginnen in Deutschland etwa 450.000 junge Menschen jedes Jahr ein ökonomisches Studium, bricht fast jede:r Vierte dieses wieder ab.

Die Ursachen dafür liegen u.a. darin, dass sie über verschiedene Wege Zugang zum Wirtschaftsstudium finden, aber auch darin, wie sehr sich die Bundesländer in den Schwerpunkten der Sekundarstufe voneinander unterscheiden, wodurch das Fachwissen unterschiedlich erlangt wird. Deshalb ist laut Zlatkin-Troitschanskaia und Pant weder die Abiturnote noch ein Intelligenztest in der Lage, die erwartbaren Studienleistungen und damit einhergehend den Studienerfolg zu prognostizieren. Bislang hat an der JGU maßgeblich der Abiturdurchschnitt, der sogenannte Numerus clausus, über die Zulassung zum Wirtschaftswissenschaftsstudium entschieden.

Der von Zlatin-Troitschanskaia und Pant angewendete Eingangstest soll vorhersagen können, wie erfolgreich jemand im Wirtschaftswissenschaftsstudium ist. Innerhalb von drei Jahren fanden zwei Erhebungsrunden statt. Studienteilnehmer:innen wurden zunächst vor Beginn ihres Studiums und am Ende des zweiten bzw. zu Beginn des dritten Semesters befragt. Dabei zeigte sich nicht nur, dass die Noten in allen Studienmodulen vorhergesagt werden konnten, sondern sich auch die Studienabbrüche prognostizieren ließen.

"Wie wir gesehen haben, kommt es bei der Studienvorbereitungsphase darauf an, welche Fähigkeiten die Studierenden mitbringen", so die Wirtschaftspädagogin Zlatkin-Troitschanskaia. Fehlende Fähigkeiten der Studienanfänger:innen könnten so mit dem Studieneingangstest TEL-D nach Einschätzung der Universität innerhalb von dreißig Minuten künftig effizient und unkompliziert ermittelt werden.

FB 03 verzichtet auf Umstellung

Auf Anfrage beim Fachbereich (FB) 03 erklärt Dr. Eva Heinemann, eine der Geschäftsführer:innen des Dekanats, jedoch, dass es weder Überlegungen zur Einführung eines Eingangstests in den Masterstudiengängen Accounting and Finance, Management und International Economics and Public Policy noch im Bachelorstudiengang Wirtschaftswissenschaften gebe. Denn für die Zulassung zum Master wie auch zum Bachelor hätten sich die bisherigen Voraussetzungen, zum einen die der Abiturnote als Hochschulzugangsberechtigung und zum anderen die der Wartezeit, bewährt.

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