Ein Abend in der Rollenspiel-Szene

Viele erwarten bei Rollenspielen Verkleidungen, sonderbare Dialoge und Menschen, die sich in einer Welt einschließen. Das trifft auf Pen-&-Paper-Rollenspiele überhaupt nicht zu. Eher erwarten dich nette, unterschiedliche Menschen sowie die Chance, Kreativität und Toleranz zu beweisen und Neues zu entdecken.

Pen-&-Paper ist eine Mischung aus improvisiertem Theater, Brettspiel und Geschichtenerzählen, das im gemeinsamen Erzählen am Tisch geschieht. Dabei werden Gegner besiegt und Probleme gemeinsam gelöst. Die Spieler übernehmen Charaktere und interagieren mit dem Spielleiter, der den Rahmen wie Schauplätze und mögliche Ereignisse vorgibt. Papier, Bleistift, Würfel und Landkarte sind für das Spiel die wichtigsten Elemente.

Jeder Charakter besitzt verschiedene Eigenschaften, welche beim Handeln unterwürfelt werden müssen. Wenn man beispielsweise jemanden mit dem Bogen abschießen will, würfelt man, ob man die Handlung ausführen darf oder nicht. Die Spieler sind normal zwischen 14 und 35 Jahre alt, dadurch finden junge Leute immer eine passende Gruppe, vor allem als Studi. 

Einen Abend lang habe ich bei dem Rollenspielverein Zeitreisen e.V. einen Einblick in die Szene gewinnen können und war positiv überrascht. Dafür sorgte die Aufgeschlossenheit der Anwesenden, die mir alles, was ich nicht verstanden habe, sofort erklärten und mich gerne in die Runde aufnahmen. Wir spielten das schwarze Auge - Deutschlands bekanntestes Rollenspiel.

Als Anfänger ist es zu Beginn etwas kompliziert, aber nach gut einer Stunde hat man sich in die Regeln reingespielt. Entgegen meinen Erwartungen war es eine lockere Runde, in der wir uns auch beim Spielen unterhielten, Süßigkeiten aßen und Spaß hatten. 

Wir begaben uns auf eine Reise nach Aventurien, den Schauplatz, in dem unser Abenteuer begann. Grob gesagt bestand unsere Aufgabe darin, zwei Morde aufzuklären. Ich übernahm den Charakter einer Waldläuferin namens Tasia, welchen ich mir zuvor aus einem Rollenspielbuch ausgesucht hatte. 

Während des Spielens ergaben sich Kampfszenen, neue Entdeckungen und Bekanntschaften. Vor allem aber neue Handlungsstränge, was dem Ganzen Spannung verlieh. Das Schöne dabei ist, dass man verkörpern kann, wen oder was man will, dann seinen Charakter weiterentwickelt und in sich wachsen lässt. Als Spieler ist man Teil des Prozesses und kann sich in ihm selbst verwirklichen.

Fazit des Abends

Es ist definitiv eine Überlegung wert, in das Pen-&-Paper spielen reinzuschnuppern. Allein schon um sich zu überzeugen, dass man vorher doch keine Ahnung hatte, wie Rollenspiel eigentlich funktioniert. Anfangs ist es sicher ungewohnt, aber der Schlüssel liegt darin, sich darauf einzulassen, in eine zauberhafte Welt einzutauchen. Durch die anderen Spieler kann man dem sowieso nicht entgehen.

Betrachtet es wie viele Spieler als Flucht aus dem Alltag. Seine eigene Welt zu formen und zu beherrschen hat auch einfach seinen Reiz – also keine Scheu, probiert es aus!

Da die meisten lokalen Spielgruppen innerhalb Freundeskreisen entstehen und es auf Eigeninitiative ankommt, ist es manchmal schwer Anlaufstellen zu finden - nicht aber in Mainz. Es gibt zwei bekannte Spielläden, den OrcishOutpost und Merlins Spiele und Verspieltes. Hier könnt Ihr jederzeit an Spielrunden teilnehmen und euch über die Szene informieren.

Zusätzlich steht euch die Tür zum Zeitreisen e.V., in dem ich auch mitgespielt habe, jeden Dienstag um 19:30 Uhr im Haus der Jugend offen. Eine Konvention zum Rollenspiel, die DraCon, wird vermutlich im September 2016 stattfinden. Dazu findet ihr aber zu späterem Zeitpunkt auf der Internetseite des Vereins alle Angaben. Zu guter Letzt gibt es auch eine lokale Pen-&-Paper Facebook-Gruppe in der ihr immer Leute findet, um zu spielen und Bekanntschaften zu knüpfen.