Die Wohnsituation der Mainzer Studis

19.12.2022
Campus-News, Wohnen
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Wie in den meisten Hochschulstädten ist die Wohnsituation in Mainz problematisch. Die Suche nach einer bezahlbaren Wohnung, WG oder einem Platz im Studierendenwohnheim kann zur großen Belastung werden.

Die Wohnsituation in Mainz ist problematisch. Nach einer Wohnung oder WG zu suchen kann für viele Studierende, die in einer neuen Stadt ankommen, zu einer wirklichen Herausforderung werden. Ein Blick in das beliebte Wohnungsportal "wg-gesucht" zeigt, dass eine Vielzahl der angebotenen Zimmer in Mainz in einer Preisspanne von 400 bis 600€ liegen. Die Miete ist demnach um einiges höher als die im BAföG enthaltene Wohnpauschale, die erst zum aktuellen Wintersemester auf 360€ erhöht wurde. 

In den letzten zehn Jahren ist die Zahl der Einwohner:innen in Mainz um ca. 20.000 Menschen gestiegen. Als Schwarmstadt und bedeutender Medien- und Hochschulstandort zieht die Stadt viele Studierende und junge Berufstätige an. Somit wächst der Bedarf an bezahlbarem Wohnraum. Allerdings baut die Stadt Mainz keine Wohnungen in Eigenregie und ist demnach auf Initiativen von Wohnungsbauunternehmen angewiesen.

Studiwohnheim als einfache Lösung?

Über das Studierendenwerk Mainz stehen den Mainzer Studierenden rund 4.200 Wohnplätze zur Verfügung. Von Einzelappartements über Paar- und Familienwohnungen bis hin zu WGs bieten die Wohnheime vielfältige Wohnformen. Die Standorte sind über die ganze Stadt verteilt, liegen somit unterschiedlich weit vom Campus der Johannes Gutenberg-Universität Mainz entfernt und bieten demnach sowohl Vor- als auch Nachteile. Zudem ist die Zukunft des Wohnheims in Hechtsheim ungewiss. Mit der vollständigen Schließung im März 2023 würde ein beliebtes und vergleichsweise günstiges Wohnheim wegfallen (campus-mainz.net berichtete).

Das Wohnheim "Inter 2" sticht durch seine direkte Lage auf dem Campus der JGU hervor. Genau neben dem Campus und in unmittelbarer Nähe zur Hochschule Mainz befindet sich das K3, das mit Appartements ab 413€ Monatsmiete allerdings vergleichsweise teuer ist. Im Radius von knapp zehn Minuten von der Universität können die Wohnheime am Kisselberg, in Münchfeld und am "Binger Schlag" erreicht werden. Ein kleines Stück weiter liegen die Wohnheime in der Oberstadt und in der Wallstraße. Von dort braucht es knapp 20 bis 30 Minuten zu Fuß, bis die Universität erreicht ist. Am weitesten von der JGU Mainz liegt das Wohnheim in Mainz-Weisenau. Studierende benötigen von dort knapp 30 Minuten mit dem ÖPNV. 

Mit durchschnittlich 353€ liegen die Mieten zwar innerhalb der BAföG-Wohnpauschale von 360€, allerdings fast 100€ über dem deutschen Bundesdurchschnitt von 2019. Dies entspricht dem höchsten Wert in ganz Deutschland. Bereits bei der Erhebung des Deutschen Studentenwerks für die Jahre 2014 und 2015 waren die Mietpreise der Mainzer Wohnheime die höchsten in ganz Deutschland. Damals kostete ein Wohnheimzimmer im Schnitt 345€ und lag sogar 107€ über dem Bundesdurchschnitt. Die Mietpreise des Studierendenwerks Mainz scheinen sich somit seit mehreren Jahren immer weiter vom Gesamtpreisniveau zu entfernen.

Neben den Wohnheimen des Studierendenwerks Mainz stehen den Mainzer Studierenden auch private Angebote wie Campo Novo oder die Zimmerei zur Verfügung. Diese sind jedoch deutlich kostenintensiver und demnach nicht für jede:n Student:in bezahlbar. In der Zimmerei liegt das günstigste Zimmer bei 550€. Ein Zimmer in einer Zweier-WG im Campo Novo kostet 326€ plus Nebenkosten. Diese sind in den Wohnheimen des Studierendenwerks Mainz bereits im Mietpreis miteinbegriffen. 

35.000 Studierende auf Warteliste für Wohnheim

Im September dieses Jahres standen mehr als 35.000 Studierende auf den Wartelisten für einen Wohnheimplatz bei den deutschen Studierendenwerken. Hierzu kommentierte Matthias Anbuhl, Generalsekretär des Deutschen Studentenwerks: "Der Mangel an bezahlbarem Wohnraum ist für Studierende ein Riesenproblem. Die BAföG-Wohnkostenpauschale von 360€ reicht in den allermeisten Hochschulstädten nicht aus, um davon ein Dach über dem Kopf zu finanzieren". Auch mit der Erhöhung der Wohnpauschale auf 360€ für das Wintersemester 2022/23 können sich folglich trotzdem nur sehr wenige Studierende ein WG-Zimmer in ihrer Hochschulstadt leisten. Dies zeigt außerdem, dass auch ein Wohnheimplatz als vermeintlich günstigere Alternative zu einer WG oder Wohnung äußerst schwer zu bekommen bzw. zu finanzieren sein kann. 

Bündnis Bezahlbarer Wohnraum

Das "Bündnis Bezahlbarer Wohnraum" wurde zum Jahresbeginn 2022 von Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD) ins Leben gerufen. Es handelt sich um eine Initiative des "Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen". Bis 2026 sollen 14,5 Milliarden Euro an Bundesmitteln für sozialen Wohnraum, unter den auch Studirendenwohnheime fallen, aufgewandt werden. Auch das Studentenwerk Deutschland e.V. ist einer der Bündnispartner. 

Am 12. Oktober 2022 verabschiedete das Bündnis ein "Maßnahmenpaket für Bau-, Investition- und Innovationsoffensive" zur jährlichen Schaffung von 400.000 bezahlbaren Wohnungen, von denen 100.000 öffentlich gefördert werden sollen. Neben bezahlbarem Wohnraum wird auch auf den Aspekt der Nachhaltigkeit Wert gelegt werden. 

Innerhalb des Bündnisses soll das Bund-Länder-Programm "Junges Wohnen", welches im Koalitionsvertrag der Bundesregierung versprochen wurde, als Maßnahme dienen. Hierbei ist geplant ab 01. Januar 2023 die Schaffung und Sanierung von bezahlbarem Wohnraum bei Studierendenwerken zu fördern. 

MLP-Studentenwohnreport 2022

Am 21. September 2022 wurden die Ergebnisse des diesjährigen MLP-Studentenwohnreports vorgestellt. Bei MLP handelt es sich um ein Finanzdienstleistung-Unternehmen, das jedes Jahr Hochschulstandorte in Deutschland untersucht und den Wohnungsmarkt für Studierende analysiert. Den jährlichen Report gibt es seit 2019. Im Jahr 2022 seien die Mietpreise für Studierendenwohnungen im Schnitt um 5,9 % zum Vorjahr gestiegen. Der Wohnzuschlag im BAföG-Höchstsatz reiche nur in zwei von 36 untersuchten Hochschulstädten für die Deckung der Miete aus. Mainz ist keine der beiden. In den vergangenen Reporten wurde bereits jeweils eine Mietsteigerung im Vergleich zum Vorjahr festgestellt. 

"Hohe Mieten? Nein, danke!"

Bereist 2019 setzte sich der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni Mainz in einer Wohnraumkampagne dafür ein, auf die schwierige Wohnsituation vieler Studierender aufmerksam zu machen. Gefordert wurden hier ausreichend bezahlbarer Wohnraum und mehr Unterstützung durch das Land. Die gestellten Fragen bleiben allerdings unbeantwortet. An der Problematik der Wohnsituation für die meisten Studis hat sich kaum etwas getan. Auch das Bündnis "Genug ist Genug", in dem auch der AStA der Uni Mainz aktiv ist, fordert einen Preisdeckel für Mieten. Mit Blick auf die vergangene Entwicklung der Mietpreise in den Studierendenwohnheimen und in der Stadt Mainz kann von einer weiteren Steigerung in den nächsten Jahren ausgegangen werden. Neben Corona-Pandemie, Ukraine-Krieg und Energiekrise sehen sich die Studierenden durch die hohen Mieten mit weiteren ernstzunehmenden Problemen konfrontiert. 

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