Der Uniclub des Staatstheaters startet durch

11.02.2016
Freizeit, Veranstaltungen...
mgw

Das Staatstheater hat ein neues Angebot ins Leben gerufen: den Uniclub. Er soll Studierende ansprechen, sich künftig mit wechselnden Themen zu beschäftigen,diese auf die Bühne zu bringen und die Zusammenarbeit mit der Uni zu stärken.

Antigone reloaded: Annäherung an zwei Texte

Eng gedrängt sitzen zehn Leute an einem Tisch in der Probebühne 2 des Staatstheaters Mainz. Vor sich ausgebreitet haben sie Sophokles‘ Antigone und Daja Stockers Neuinterpretation Nirgends in FriedeAntigone.

Antigone ist eine weltbekannte, antike Tragödie, die den Zwiespalt von politischen und religiösen Idealen behandelt, Stockers Text hingegen setzt sich speziell mit dem Arabischen Frühling auseinander. Es sind Studentinnen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, die ein neues Projekt des Staatstheaters mitgestalten.

Theaterpädagoge Felix Berner wollte mit dem Uniclub endlich mal die Über-20-Jährigen ansprechen, und nicht "nur" Kinder und Jugendliche, also besonders Studierende der hiesigen Unis und Hochschulen. "Azubis oder Über-30-Jährige sind natürlich genau so willkommen", ergänzt er. Unterstützt wird er von Schauspielerin Lilith Häßle, die seit der Spielzeit 2014/15 in Mainz arbeitet. 

Beim gemeinsamen Lesen beider Stücke verhält sie sich ruhig, während Berner die Mitwirkenden zum Hinterfragen und Diskutieren der Inhalte anregt. "Ich halte mich zurück, weil ich selber noch viel dabei lernen kann", meint Häßle. "Ich bin ja selber erst Anfang 20 und hatte Lust auf die Arbeit mit Gleichaltrigen.“ Bei den künftigen Proben werde sie einen Blick auf die Gruppe haben und leichte schauspielerische Impulse geben. "Ob man das Schauspiel-Unterricht nennen kann? Ich weiß nicht."

Wer sucht, der findet: lesen, fragen, kritisieren

In der Spielzeit 2015/2016 erarbeiten alle vier theaterpädagogischen justmainz-Clubs (spieldrang, Tanzmainz club, uniclub, zeitraum) Projekte zum Thema Widerstand. Laut Berner ein schwieriges, komplexes und weitläufiges Thema, das im Theater schwer verhandelbar sei. "Noch befinden wir uns in einer großen Findungsphase", betont er. Häßle und er hätten im Vorhinein viel gelesen und verworfen.

Aus der Not, dass sich nur Frauen für das Angebot meldeten, haben sie eine Tugend gemacht. Diese rein weibliche Besetzung sei besonders interessant mit dem Blick auf die teilweise sexistischen Texte des Königs Kreon. Momentan seien die insgesamt 16 Leute noch auf der Suche nach dem richtigen Zugang zu den Texten und der möglichen Visualisierung. 

Der Fokus solle dabei auf der Sprache liegen, aber die Einbindung von Tanz und Musik sei durchaus erwünscht. Noch stolpere man beim Lesen über einige Formulierungen, aber alle beschäftigen sich aufmerksam, konzentriert und gespannt mit beiden Dramen. Wie könnten die Texte zusammengeführt werden? Inwiefern ließe sich das antike Werk auf die Gegenwart beziehen? Fragen, die es in einer gemeinsamen Ideensammlung und Reflexion zu klären gilt.

Körper-Action: Arbeit und Spaß gehen Hand in Hand

Selbstverständlich lebt Theater nicht nur vom Text. Nach dem gemeinsamen Lesen und Diskutieren geben Berner und Häßle ein Beispiel hervorragender physischer Einfühlung in die Bühnenpräsenz: Reaktionsfähigkeit, Schnelligkeit, Aufmerksamkeit – das körperliche Theatertraining ist wichtig zur Beobachtung und Selbstbeobachtung.

Durch mehrere Warm-Ups, deren spielerische Grundzüge auch theaterinteressierten Leuten schon bekannt sein dürften, stimmen sich die Darsteller aufeinander ein. Hier jedoch um einen Zacken schärfer, als man es bisher vielleicht erlebt hat. 

Alle haben Spaß an diesem rasanten Spiel, stoßen auf ihre Grenzen und lernen sich und die anderen besser kennen. Letzteres sei besonders wichtig, meint Berner. Deshalb habe er mit Häßle nicht von vornherein ein komplettes Konzept erarbeitet; ein persönlicher Bezug zum Spiel und zum Text solle gefunden werden.

Momentan probt die bunt gemischte und motivierte Gruppe einmal pro Woche zweieinhalb Stunden. 

Berner hofft bei den nächsten Spielzeiten auf eine größere Öffentlichkeitswahrnehmung und möchte sich durch den Uniclub gern einer engeren Zusammenarbeit mit den hiesigen Theater- und Filmwissenschaftlern öffnen. Die Premiere der diesjährigen Workshop-Ergebnisse wird am 10. Juni 2016 im U17 des Staatstheaters stattfinden. Wer Lust hat, bei der nächsten Spielzeit ab November mitzumachen – auch Männer! – kann sich auf der Homepage des Staatstheaters informieren.

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