Depressionen mithilfe von Fruchtfliegen besser verstehen

07.02.2023
Campus-News, Studium
jge

In der Küche sind sie nervig, im Labor äußerst nützlich: Forschende der JGU Mainz erhoffen sich nun von den Tierchen Erkenntnisse über die Linderung von Depressionen

Dass die Drosophila, besser bekannt als die Taufliege, dank ihrer geringen Chromosomenzahl zu den bestuntersuchten Spezies zählt, ist vermutlich vielen Menschen bekannt. Wie jede WG-Küche weiß, sind sie außerdem sehr pflegeleicht, vermehrungsfreudig und freuen sich über nahezu jede Art von Nahrung. All das macht sie zu idealen Forschungsobjekten und so mussten die kleinen Tierchen im Laufe der Zeit einiges über sich ergehen lassen – von Stummelflügeln bis hin zur Veränderung der Augenfarbe. Wissenschaftler:innen um Prof. Dr. Roland Strauss aus dem Institut für Entwicklungsbiologie und Neurobiologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz haben Drosophila nun auf die Linderung depressiver Zustände untersucht und erhoffen sich, ihre im August 2022 veröffentlichten Erkenntnisse auch auf den Menschen anwenden zu können.

Um die Tiere in einen „depressionsartigen Zustand“ zu versetzen, seien sie drei Tage lang mildem, wiederkehrendem Stress ausgesetzt – etwa, indem ihr Untergrund vibrierte, sie weniger Nahrung bekamen und zudem einer überbevölkerten Umgebung ausgesetzt waren. Diese Faktoren führten laut der Studie dazu, dass die Taufliegen langsamer laufen, weniger bereit sind Risiken einzugehen und zufällig entdeckten Zucker nicht zu sich nehmen – sie entwickelten also eine Art Depression.

Linderung durch Ayurveda?

Anschließend seien Naturstoffe aus der traditionellen asiatischen Heilkunde, beispielsweise aus dem Bereich des Ayurveda, in extrahierter Form an die Fliegen weitergegeben und ihr Verhalten untersucht worden. Die Vermutung der Forschenden war, dass einige dieser extrahierten Stoffe antidepressiv wirken oder die Resilienz gegenüber chronischem Stress stärken könnten. Sie fanden heraus, dass die Art der Zubereitung des Naturstoffes einen großen Stellenwert in dessen Wirkung auf die Fliegen hat – etwa, ob die Substanzen mit Wasser oder mit Alkohol extrahiert wurden.

Resilienz stärken

Die Wissenschaftler:innen fanden zusätzlich heraus, dass der depressionsartige Zustand der Fliegen durch abendliche Belohnungen verhindert werden kann, etwa, indem die Tierchen Futter mit erhöhtem Zuckergehalt erhielten. Dies habe ihr Belohnungszentrum angeregt, sodass unter anderem auch Dopamin ausgeschüttet wurde. Schließlich seien die Genome der Tiere auf mögliche Resilienzfaktoren untersucht worden, welche Individuen widerstandsfähiger gegenüber Stress machen.

Die Erkenntnisse, so die Hoffnung der Forschenden, können auf uns Menschen angewandt werden, unser Wissen vertiefen und Depressionen mithilfe der untersuchten Naturstoffe in ferner Zukunft besser behandeln oder gar vorbeugen. 

Depressionen können jede:n treffen. Solltet auch ihr Schwierigkeiten in der Bewältigung von Studium und/oder Alltag haben, könnt ihr euch an die Psychotherapeutische Beratungsstelle der JGU wenden, die vielfältige Unterstützungsformate anbietet. Daneben könnt ihr eure psychische Gesundheit im me@JGU Portal unkompliziert online stärken.

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!