Das Provence-Rosé-Paradox und die „perfect-dining-experience“

24.06.2015
Essen, Mensablog
daniel

Mensabog (24.06.2015): Studierende haben hohe Erwartungen an die Verpflegungsbetriebe des Studierendenwerks. Dabei geht es sehr oft nur um den Geschmack und die Inhaltsstoffe der Gerichte aber nie um die wirklich wirklich wichtigen Sachen, die eine "perfect-dining-experience" ausmachen.

Das die Mensa keine fünf Sterne-Küche ist, sollt jedem klar sein und das es nicht schmeckt wie bei Mutter ist auch klar, denn Gerichte wie bei Mutti kann es kein zweites Mal geben (Naturgesetz!). Doch immer wieder bemerke ich, wie hoch die Studierenden die Latte für Mensen auf dem Campus legen, erwarten sie doch immer mehr als man erwarten sollte, bei einer Mensa, die eben trotz aller Nörgeleien täglich alleine in der Zentralmensa über 5.000 Personen satt und glücklich macht. Auch Wissenschaftler haben dies Phänomen schon untersucht und herausgefunden, dass nicht allein das Essen ausschlaggebend ist, für eine „perfect-dining-experience“. Vielleicht liegt es ja daran?

Die Präsentation der Gerichte ist dabei äußerst wichtig. Gästen schmeckt das Essen besser, wenn das genutzte Besteck schwerer ist, da das mit teuren Restaurants verbunden wird und nicht mit dem Fastfood-Besteck bei beliebigen Fastfoodketten. Selbst die Farbe des Tellers und des Tabletts formen den Geschmack.  Weiße Teller und graue Tabletts mindern den Geschmack. Ich glaube, bis auf die weißen Teller ist die Mensa hier gut aufgestellt. Das Besteck besteht, gefühlt, aus gußeisernem Stahl und die Tabletts sind zum Teil orange. In der KHG-Mensa gibt es sogar dreieckige Tabletts – Crazy.

Wir kennen das ja auch alle von früher, dass wir damals, als wir klein waren, einen Lieblingslöffel hatten und damit das Essen viel besser geschmeckt hat. Ich kann mich noch an meinen Max-und-Moritz-Löffel erinnern und esse noch heute damit Zuhause meinen Joghurt. Es ist der beste Joghurt der Welt! Das lässt sich natürlich nur in den Campus Mensen umsetzten, wenn keine Löffel des Stuwerks mehr bereitliegen würden und jeder seinen eigenen mitbringen muss. Aber wer spült dann den Löffel? Die netten Damen und Herren und der große Spühlroboter gehören natürlich auch zu einer „perfect-dining-experience“. Das gleiche Phänomen tritt natürlich auch bei den vielen persönlichen Kaffeetassen auf, die bis aufs Blut verteidigt werden und in vielen tausend Hängeschränken in den Büros dieser Welt stehen.  Bei den Kaffeetassen klappt’s doch auch, warum nicht mit einem Löffel?

Ein weiterer Trick, für eine „perfect-dining-experience“, ist einfach den Namen der Gerichte zu ändern. Schneckengrütze würde sich auf Französisch bestimmt ganz zauberhaft anhören... Über einen attraktiven Namen kann man die Kunden z.B. dazu bringen gesündere Gerichte zu essen oder den Ansturm auf dem Campus besser lenken, indem man in der Zentralmensa Gerichte wie „Cordon Bleu in Rotweinsoße“ anbietet, während man in der Georg-Forster-Bau Mensa einfach „Gefülltes Fleisch mit Soße“ verkauft.

Wer jetzt nicht überzeugt ist, dass „gutes“ Essen von viel mehr abhängt, als den Zutaten und der Zubereitung, dem erzähle ich jetzt eine Geschichte aus der Provence, die in meinem Fall eher in der Toskana liegt. Aber am Ende der Geschichte werdet ihr sehen, dass das eigentlich egal ist. Ich war in der Toskana im Sommerurlaub. Zwei Wochen Camping, bei niemals unter 30 Grad im Schatten. Meer, mediterran und Berge mit Bergdörfern, mit Bergrestaurants und unglaublichem Blick aufs… genau, das Meer. Wir saßen in der Sonne, tranken unglaublichen guten Wein und aßen Pizza, die göttlich schmeckte. Sofort wurden ein paar Flaschen Wein gekauft, die Pizza wäre leider kalt gewesen, bis nach Deutschland. Zuhause angekommen war das Wetter immer noch sommerlich, aber wenig mediterran, und der Wein schmeckte gar nicht mehr so gut. Das Provence-Rosé-Paradox hatte mich getroffen. Die Atmosphäre isst also mit, ist genauso wichtig wie das Essen selbst, ist aber schwierig zu reproduzieren in Mensen, die darauf ausgelegt sind, die Massen an Studierenden und Mitarbeitern in der Mittagspause zu versorgen. Ich empfehle daher zumindest im Sommer das Essen draußen zu essen, um zumindest der Sonne ein Stück näher zu sein. Dann wird euch auch das Essen auf dem Campus besser schmecken. Vertraut der Forschung!

Bonustipp: für die GFG Mensa würde ich übrigens folgendes vorschlagen: Hintergrundmusik hat einen großen Einfluss auf unser Essverhalten. Bei schneller und lauter Musik, essen die Gäste auch schneller. Während der Mittagszeit von 11 bis 15 Uhr empfehle ich also eine Aerobic-CD der Neunziger mit den Hits von Blümchen- schön laut!

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