Das Bali Bistro: Kurzurlaub auf dem Unicampus

28.01.2021
Essen
sho

Studierende der JGU Mainz müssen für eine Auszeit nicht mehr weit reisen: Das Bali Bistro lockt auf dem Campus mit exotischem Essen und Urlaubsfeeling. Doch aktuell ziehen auch dunkle Wolken auf.

Betritt man das Bali Bistro, so fällt sofort die ungewöhnliche Dekoration aus Surfbrettern, Palmen und ähnlichem auf – man bekommt direkt das Gefühl, in eine andere Welt einzutauchen. Und auch das Essen erweckt Sehnsucht nach Sonne, Strand und Urlaub. Von Fleischgerichten über Fisch bis hin zu veganer Küche ist hier für alle etwas dabei. Eigentlich lebt das Restaurant von seinen Besucher:innen und dem Miteinander. Doch aufgrund des momentanen Lockdowns und der Corona-Pandemie, gibt es das Essen seit Dezember nur to go. Zurzeit ist das Bali Bistro außerdem in Winterpause.

Auch wenn die Speisen an gehobene Küche angelehnt sind, sind sie trotzdem nicht teuer. Denn das zentrale Konzept hinter dem Bali Bistro ist für den Inhaber Ben Sumadiwiria, gutes und gehobenes Essen für alle, unabhängig vom sozialen Status und den finanziellen Mitteln, zugänglich zu machen. Der gebürtige Balinese verkörpert die entspannte und positive Atmosphäre seines Restaurants. Um einmal genauer hinter die Fassaden des neuen Restaurants auf dem Unicampus zu blicken, haben wir uns zum virtuellen Gespräch mit Ben getroffen.

 

Dem Klischee zum Trotz

Wie bist du zum Kochen gekommen?

Ben: Man sucht ja irgendwie Bedeutung im Leben. Man muss darauf aufpassen, was für einen bedeutungsvoll ist im Leben. Ich habe damals, mit 18, im Studentenwohnheim in London gelebt und dort habe ich jeden Tag für meine Freunde gekocht. In Deutschland hat das Kochen ja nicht den besten Ruf, so nach dem Motto: Wer nichts wird, wird Wirt. Koch zu sein ist hierzulande etwas für Loser – natürlich nur nach dem Klischee – und ich wollte ja kein Loser sein. Also kam dieser Beruf für mich erstmal nicht in Frage. Außerdem wird Essen hier in Deutschland kaum zelebriert – in anderen Ländern und an anderen Orten hingegen schon, so etwa in London. Meine Freunde haben es immer zelebriert, wenn ich für sie gekocht habe. Mein bester Kumpel hat mich dann gefragt, warum ich denn nicht Koch werde. Ich hatte ja schon länger darüber nachgedacht und bin dann daraufhin doch in die Kochschule gegangen.

Wie bist du auf die Idee gekommen, das Bali Bistro zu übernehmen?

Ben: Ursprünglich hatte ich ein Restaurant in London, das dann aber aufgrund von Corona leider schließen musste. Das war erstmal schlimm, ich hatte nichts zu tun und konnte auch vorerst nicht zurück nach London fliegen. Dann habe ich mich also entschlossen, erstmal in Deutschland zu bleiben und zu schauen, wie sich die Situation entwickelt. Eigentlich bin ich ein totaler Workaholic – nichts zu tun zu haben, war erstmal auch entspannt, aber dann doch auch langweilig. Mein Vater hat mich dann auf die Idee gebracht, das jetzige Bali Bistro auf dem Mainzer Unicampus zu übernehmen. Das Restaurant "Ratatouille", das vorher da war, gehörte einem guten Freund der Familie. Mein erster Gedanke war: Wo ist Mainz überhaupt? Ich habe mir das Restaurant dann angeschaut und fand die Location echt cool. Also bin ich, nach zehn Jahren im Ausland, von jetzt auf gleich nach Mainz gezogen.

"Ich möchte eine Community schaffen, ein Miteinander."

Was ist das Konzept, das hinter dem Bali Bistro steckt? Was möchtest du mit deinem eigenen Restaurant erreichen?

Ben: Ich bin generell ein Fan von richtig feiner Sterneküche und habe u. a. schon für eine Menge Celebrities gekocht. Ich fände es schade, wenn sich nur reiche Leute solches Essen leisten könnten. Ich habe mich dann eben gefragt, warum ich nicht alles unter zehn Euro anbieten kann, damit sich die ganze Welt das Essen leisten kann. Mein Konzept ist es, dass sich eben jeder da draußen gehobenes Essen leisten kann, unabhängig vom sozialen Status. Vielleicht kann ich da ja einen Unterschied machen.

Woher kommt eigentlich der Name "Bali Bistro"?

Ben: Meine Familie kommt aus Indonesien, genauer gesagt aus Bali. Wenn ich in Indonesien bin, dann lebe ich daher auch auf Bali. Außerdem hat das Bali Bistro eben diesen typischen Bistro-Style: Ein Ort, an dem man abhängen kann, eine Community. Und eben ein Ort, an dem Leute, die von zu Hause weg sind, ein Zuhause finden können. Hier an die Mainzer Uni kommen ja viele Studierende aus dem Ausland. Ich möchte eine Community schaffen, ein Miteinander. Ein Zuhause für Leute, die gerade weg von ihrem Zuhause sind.

Bali macht Lust auf Urlaub. Spiegelt sich das auch in eurem Konzept und dem Essen wider?

Ben: Auf jeden Fall. Wir haben einfach diesen lockeren Insel-Style.

"Wir sind 90 Prozent unter unseren normalen Einnahmen"

Der Unicampus ist ein besonderer Standort für ein Restaurant. Siehst du Vorteile an der Lage?

Ben: Ich sehe da keinen großen Vorteil – der Unicampus liegt außerhalb, kaum einer kann hier hin, man kann hier nicht parken. Die meisten Leute, die momentan hierherkommen, sind auch Mitarbeiter der Uni oder eben Studierende. Aber für Leute, die in der Stadt leben, ist das Restaurant echt schwer zu erreichen. Jetzt sind wir mittlerweile wieder im Lockdown.

Wie nehmt ihr die momentane Lage wahr? Inwiefern betrifft euch die Corona-Pandemie?

Ben: Super schlimm, es lohnt sich halt nicht mehr. Es lohnt sich nicht, Essen in Papiertüten verpackt zu servieren. Vor allem eben nicht im Winter, wo Leute dann nur draußen stehen können zum Essen. Es macht eben keinen Spaß und keinen Sinn, deswegen sind wir momentan auch in Winterpause und haben die Pause auch verlängert. Ich hoffe aber, dass es bald weitergeht.

Und habt ihr momentan große finanzielle Einbußen?

Ben: Oh ja! Wir sind 90 Prozent unter unseren normalen Einnahmen. Wir machen momentan nur knapp zehn Prozent Umsatz, das ist echt schwierig. Zum Glück habe ich noch meinen YouTube-Kanal, mit dem ich das Bali Bistro grundlegend finanziere. Wir machen daher zwar keine Verluste, kommen am Ende aber bei null raus – ein Fortschritt ist momentan also nicht drin.

"Nicht nur ein Restaurant"

Habt ihr schon Pläne, Wünsche und Konzepte für die Zeit nach Corona?

Ben: Jede Menge: Wir wollen samstags ein "offenes Mikrofon" anbieten – hier können Leute ihre Musik performen. Es soll Live-Musik geben, jeder kann nach vorne gehen, sich das Mikrofon greifen und singen. Außerdem wollen wir morgens Yoga-Kurse anbieten. Das Bali Bistro ist groß und bietet viel Platz, morgens ist der Raum ja auch leer. Generell wollen wir nicht nur ein Restaurant sein, sondern eine Community schaffen, in der Leute ein Zuhause finden können. Unser Restaurant in London war auch mit einer Kirche verbunden, wir haben außerdem mit Obdachlosen gearbeitet. Jeder soll eine Chance bekommen. Wir sind gespannt, was die Zeit in Mainz noch so mit sich bringen wird.

Gibt es trotz allem etwas, das dir oder euch momentan Spaß macht an der Arbeit?

Ben: Naja, ich freue mich auf jeden Fall, dass ich etwas zu tun habe. Das ist momentan der größte Segen. Ich sehe meine besten Freunde jeden Tag, weil ich eben nur mit meinen besten Freunden zusammenarbeite.

Und was macht am wenigsten Spaß? Was vermisst du am meisten?

Ben: Neue Menschen zu treffen, mit denen ich lange und bedeutungsvolle Unterhaltungen führen kann. Richtig Dinner zu haben, mit Leuten essen zu gehen. Normalerweise setze ich mich dazu, wenn Leute hier essen gehen. Es fehlt eben dieses Community-Ding.

Ganz herzlichen Dank für dieses Interview.

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