„Wenn fünfzig Prozent der durchschnittlich 700 Euro, die Studierende monatlich haben, für das Wohnen draufgeht, wird Wohnen zum Luxus“, waren die klaren Worte von Daniel Krause (RCDS), dem derzeitigen AStA-Vorsitzenden. Am 7. Mai fand im Philosophicum genau zu diesem Thema ein Podium statt: „Darf Wohnen Luxus sein?“ Sie war Teil der AStA-Wohnkampagne, die seit Herbst letzten Jahres läuft.
308 Euro Kaltmiete zahle eine studierende Person durchschnittlich für ein Zimmer in Mainz, wie Oberbürgermeister Michael Ebling (SPD) ausführte. Gerade billige Wohnheimsplätze suchen viele Studierende vergebens. "Eigentlich sollte die Bafög-Wohnpauschale für das Wohnen reichen“, sagte Matthias Griem, Geschäftsführer des Studierendenwerks Mainz. In seinem Portfolio, das aus zehn Wohnanlagen mit rund 3600 Plätzen besteht, liegen aber nur noch die Zimmer des „nicht sanierungsfähigen“ (Griem) Inter I in diesem Rahmen." Elf Quadratmeter kosten dort derzeit 213 Euro, die Bafög-Pauschale für Studis, die nicht mehr bei den Eltern wohnen, beträgt 224 Euro. Das 1966 eröffnete Wohnheim wird zudem nach Angaben von Griem im Herbst 2014 geschlossen und umgenutzt. Dafür werden bis 2014 gut 1000 neue Plätze am Kisselberg und Binger Schlag entstehen, so der Geschäftsführer. Dann stelle seine Organisation für 14 % der Mainzer Studierenden eine Wohnung bereit.
Griem rechtfertigte die Preise der Studierendenwerks, die sich meist zwischen 270 und 370 Euro – alles inklusive – bewegen, mit Bau- und Sanierungskosten. Das Inter II auf dem Campus etwa ist erst kürzlich energetisch saniert worden. Aber die neue Technik verursache laut Griem neben Einsparungen an Primär-(Heiz-)Kosten auch neue Wartungskosten. „Die Vorschriften zum energetischen Bauen könnten geändert werden“, schlug denn auch Franz Ringhoffer, Geschäftsführer der Wohnbau Mainz GmbH vor. „Weniger Dämmen, dafür billiger Wohnen“ lautete sein Vorschlag.
Ein anderes Ärgernis: Die Stellplatzabgabe. Demnach fordere die Kommune Parkplätze für alle Wohnbauten, wie Siegfried Schlegel vom Bildungsministerium erläuterte. Sonst drohen Strafzahlungen. „Das tut bei einem Bauprojekt richtig weh“, sagte Schlegel. Bei diesem Punkt war die Spannung zwischen Stadt und Land zu spüren, als OB Ebling dagegen eine „klarere Haltung in der Landesbauordnung“ anmahnte.
Was also tun als Studi auf Wohnungssuche? "Sich auf allen Kanälen zu bewerben" empfahl Franz Ringhoffer. Das heißt: Sich bei privaten, Studierendenwerk-Wohnanlagen sowie der Wohnbau Mainz als Interessent anmelden; Zeitungen, Internet-Börsen und schwarze Bretter an der Uni durchforsten. Der Mainzer AStA baut gerade eine eigene Wohnbörse auf, die sich auf dieser Homepage befindet. Um sich zu wappnen, empfahl Ringhoffer auch Mietervereine, bei denen man sich als Mitglied etwa kostenlose Rechtsberatung holen kann.
Oberbürgermeister Ebling wies auf die bundespolitische Kampagne hin, die per Mietrecht horrende Mieterhöhungen bei Auszügen eindämmen soll. Die Erhöhung der Ausbildungsförderung war eine Forderung von Daniel Krause, der neben der Moderatorin Jana Schneiß die Studierenden vertrat.
Diese Klientel, um die es ging, war bei der Veranstaltung übrigens unterrepräsentiert: 20 Gäste saßen im Publikum, vornehmlich aus dem AStA oder dessen Umfeld. Bei 35000 Uni-Studierenden, von denen immerhin etwa zwei Drittel in Mainz wohnen, eine jämmerliche Zahl. Das liegt aber auch an der Öffentlichkeitsarbeit der Veranstalter selber: Nur einen Tag vorher ging die Einladung an die Presse, die Plakate auf dem Campus waren auch spärlich.
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