Coronablues statt Kofferpacken: Geplatzter Traum vom Auslandssemester

08.05.2021
Studium, Internationales
hra

In Zeiten von Corona gestaltet sich ein Auslandssemester sehr schwierig. Viele Studierende verschieben deshalb ihre Erasmus-Aufenthalte – doch es gibt auch einige, die den Herausforderungen trotzen.

Es ist morgens. Der Bauch kribbelt vor Vorfreude und Nervosität, denn heute beginnt das Auslandssemester: neue Menschen kennenlernen, die vielleicht zu Freund:innen werden, in eine fremde Kultur eintauchen, einen anderen Unialltag miterleben und jedes noch so gewöhnungsbedürftige Landesgericht ausprobieren. Jetzt noch schnell die letzten Sachen in den Koffer werfen und los geht’s.

So stellen sich Studierende das Abenteuer Auslandssemester vor, doch die Realität sieht momentan anders aus. Statt sich im Ausland persönlich weiterzuentwickeln, sitzen sie zu Hause in Deutschland im Bett, lauschen einer Online-Vorlesung und fragen sich, ob sie sich nicht doch nochmal umdrehen sollen.

Ernüchterung statt Abenteuer

Aufgrund der zunehmenden Ausbreitung des Coronavirus und den damit einhergehenden Restriktionen stehen viele zukünftige Erasmus-Studierende vor der Entscheidung, ob es sich lohnt, in Zeiten wie diesen, ins Ausland zu gehen.

Viele Studierende treten ihren Aufenthalt nicht an oder kommen frühzeitig nach Deutschland zurück. Ein "normales" Erasmus-Semester, in dem man Menschen kennenlernt und in eine neue Kultur eintaucht, scheint in weiter Ferne. Für viele ist dieser Traum jedenfalls fürs erste geplatzt und die bisherige Lebensplanung durcheinandergewirbelt. Statt sich in ein neues Abenteuer zu stürzen, sitzt man nun zu Hause in einem digitalen Semester. Statt Spaniens Sonne heißt es also Bildschirmbräunen.

"Ich bin schon enttäuscht, dass es nicht klappt."

So ergeht es auch Ellen, die geplant hatte, ihr Wintersemester im Ausland zu verbringen. Aufgrund der derzeitigen Situation hat sie sich allerdings dagegen entschieden: "Ich bin schon enttäuscht, dass es nicht klappt, da ich mir unbedingt vorgenommen habe, das Auslandssemester im Bachelor zu machen." Eigentlich habe sie alles gut durchgeplant – doch die Corona-Pandemie konnte sie nicht vorhersehen. "Die Aussicht auf ein digitales Semester in einem fremden Land und ein potenzieller Lockdown haben mich abgeschreckt, daher habe ich es abgesagt", erklärt Ellen.

Statt mit neuen interessanten Kommilitonen Kaffee auf einer sonnigen Bank eines fremden Campus zu trinken, nur um sich gleich auf jenem zu verirren, heißt es: digitales Semester und Lockdown im grauen Deutschland – welches momentan noch grauer wirkt als sonst.

Im Ausland trotz Corona

Einige wenige begeben sich trotz der Unsicherheit ins Ausland – jedoch mit starken Einschränkungen im Alltag, die einen von einem normalen Unileben nur träumen lassen. Auch Safia hat sich zum Wintersemester 2020/21 nach Glasgow an die Uni begeben, um dort zu studieren. Für sie war es die letzte Chance vor ihrem Bachelorabschluss. Auch der Brexit und die damit einhergehende Unsicherheit über zukünftige Erasmus-Abkommen mit Großbritannien brachten sie zu ihrer Entscheidung.

Mittlerweile hat die britische Regierung bekanntgegeben, bis zum Sommer 2023 aus dem Erasmus-Programm aussteigen zu wollen (campus-mainz.net berichtete). Trotz des bereits vollzogenen Brexits sollen laufende und in nächster Zeit kommende Auslandssemester dort noch bezahlt werden – jedenfalls so lange, wie die Gelder ausreichen. 

Safias Auslandsaufenthalt startete im September 2020. Das Semester in Glasgow lief zwar digital ab, jedoch konnte sie sich zu Beginn ihres Aufenthalts noch mit anderen Studierenden treffen. Doch schon zwei Wochen nach ihrer Ankunft wurden die Regelungen verschärft: Treffen waren nur noch zu zweit und mit Abstand erlaubt. Einen Lockdown in einem fremden Land zu erleben, steht sicherlich nicht auf der Wunschliste derer, die ein Auslandssemester anstreben.

Safia empfiehlt anderen, das Auslandssemester aufzuschieben, bis die Corona-Pandemie vorüber ist. Ihr habe besonders das normale Campusleben und der Umgang mit anderen Studierenden gefehlt. Die Online-Kurse und das dennoch geforderte Pensum konnten das nicht kompensieren – im Gegenteil.

Zusammenhalt trotz ungewisser Zukunft

Da das Semester in Glasgow früher beginnt und endet, ist Safia direkt nach ihren Klausuren Mitte Dezember nach Deutschland zurückgekehrt. Auch wenn sie ein Semester ohne Corona vorgezogen hätte, war es ihrer Meinung nach dennoch die richtige Entscheidung, das Semester in Glasgow zu verbringen. Denn obwohl sie weniger Kontakt mit Studierenden hatte, als erhofft, behält sie die Leute dort insgesamt positiv in Erinnerung: "Die Menschen sind extrem nett und halten zusammen. Das war echt schön."

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