Das ist wohl der Traum vieler Illustrator:innen und Zeichner:innen: Die Mainzer Kommunikationsdesign-Studentin Lucie Langston konnte mit ihrem Comic "Through The Dunes" einen eigenen Artikel in der New York Times (NYT) ergattern. Auf 16 Seiten verarbeitet sie die Gefühle und Ängste, die sie während der Corona-Pandemie bisher durchlebt hat.
Langston war Anfang des Jahres nach Cardiff gegangen, um in England ihr Auslandssemester zu absolvieren und dort Illustration zu studieren. Dort hat sie viel gezeichnet und Comics geschaffen, die sich beispielsweise mit dem Leid der Koalas in Australien oder der Verbreitung von Plastikmüll auseinandersetzten.
Doch dann musste sie aufgrund der Corona-Pandemie "mittendrin wieder nach Deutschland" und hat ihr Auslandsstudium in Mainz im Homeoffice beenden müssen. Gleichzeitig hatte sie jedoch die Möglichkeit, einen Kurs an der Hochschule Mainz zu belegen, in dem sie vor allem mit der Professorin Monika Aichele zusammenarbeitete. Diese war es auch, die sie dazu animierte, sich bei dem Online-Tagebuch der NYT "Art in Isolation" zu bewerben, in dem Künstler:innen ihre Erfahrungen inmitten der Pandemie und Isolation veröffentlichten.
Gesagt, getan: Zwei Monate arbeitete Langston an ihrem Comic, bis zu zehn Stunden täglich. Als sie dann ihren Comic per Mail verschickte, musste sie zwei Wochen auf die Zusage warten. Als sie schon längst nicht mehr damit gerechnet hatte, meldete sich die NYT begeistert zurück und machte zu Langstons Überraschung zwei Monate später einen eigenen Artikel daraus, der am 20. Juli 2020 in der Rubrik "Opinion" der NYT online erschienen ist.
Der autobiografische Comic Langstons stellt die eigenen Gefühle und Ängste der Künstlerin in der Selbstisolation dar. Er zeigt sie selbst, wie sie damit kämpft, nicht in eine Depression zu rutschen, und wie sie sich der Isolation, Angst und Depression entgegenstellt. Daneben illustriert sie auch die vermeintlich alltäglichen Dinge, wie Tee trinken und Kuchen backen, die in der Isolation Halt und Liebe geben können. Langston selbst habe "ein bewegtes Leben" gehabt und gehe offen mit ihren Ängsten um, um sie zu bewältigen, anstatt sie zu verdrängen. Dazu reflektiere sie viel und fokussiere sich aktiv auf ihr Wohlbefinden, wodurch sie Eindrücke verarbeiten könne.
Auch der Spaziergang in dem Naturschutzgebiet Mainzer Sand spielt eine zentrale Rolle in ihrem Comic. Den Prozess, sich nach langer Zeit zu Hause auf den Weg nach draußen zu machen, beschreibt Lucie Langston dort mit den Worten "I am surprised to see how strong I can be".
Langston habe sich schon "ziemlich lange" für autobiografische Comics von Frauen interessiert. Inspiriert wurde sie dabei vor allem von Künstlerinnen wie Ulli Lust oder Julia Bernhard. Durch sie habe Langston den Mut gefunden, ihre eigenen Geschichten zu erzählen. So findet sie Comics von Frauen wichtig, da "wir sonst immer nur gezeigt bekommen, wie die Gesellschaft zu funktionieren hat" und somit Klischeebilder verbreitet würden. Comics seien deshalb für jegliche gesellschaftlichen Minderheiten eine Darstellungsform, um sich auszudrücken.
Durch die Veröffentlichung ihres Comics in der Op-Ed der NYT konnte Langston Menschen auf der ganzen Welt erreichen. Die Op-Ed generiert mit ihrem Platz gegenüber der ersten Textseite eine große Reichweite. So bekam sie Nachrichten aus New York, Delhi, Südafrika, Litauen und auch Deutschland. Die Menschen seien dankbar für Langstons ehrliche Darstellung gewesen und fühlten sich verstanden und berührt.
Mit der Verbreitung ihres Comics habe sich auch ihr Selbstverständnis geändert. "Es ist etwas anderes, wenn du dir wünschst, etwas zu erreichen, und es dann wirklich passiert." Sie nehme sich nun wirklich als Illustratorin und Comiczeichnerin wahr und setze "kein Fragezeichen mehr dahinter", wenn sie von sich selbst erzähle. Ihr Selbstwertgefühl als Illustratorin sei gestiegen und es gebe viele Anfragen wegen ihrer Arbeit. So sei sie z. B. im September auf den Stuttgarter Comictagen eingeplant.
Als nächstes Ziel hat Lucie Langston zunächst ihre Bachelorarbeit im Blick, bei der sie ebenfalls hofft, dass daraus ein Comicbuch entstehen wird. Auch hier beschäftigt sie sich mit einem aktuellen gesellschaftskritischen Thema: Rassismus. Dabei möchte sie am Beispiel ihrer eigenen Person den unbewussten Rassismus in der Gesellschaft aufarbeiten und sich kritisch damit auseinandersetzen. Darüber hinaus möchte sie ihr Portfolio an Zeitungen und Magazine schicken und auch in Zukunft gerne "viel illustrieren".
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