Bundespräsident diskutiert mit Mainzer Studis

23.03.2018
Campus-News
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Im Rahmen seines Antrittsbesuchs in Rheinland-Pfalz diskutierte Bundespräsident Steinmeier am Dienstag mit knapp 30 Studis über die gesellschaftliche Rolle der sozialen Medien und ihren Einfluss auf die Politik.

Der Bundespräsident schien gut gelaunt, als er vergangenen Dienstag zusammen mit seiner Frau Elke Büdenbender und Ministerpräsidentin Malu Dreyer den Raum im ersten Stock des Georg-Forster-Gebäudes betrat. Begrüßt wurde er von der Sprecherin des Forschungsschwerpunktes Medienkonvergenz Prof. Dr. Birgit Stark, anschließend stellten Prof. Dr. Tanjev Schulz und Simon Kruschinski (beide vom Institut für Publizistik, IfP) zwei aktuelle Studien des IfP vor.

Steinmeier eröffnete die Diskussion zum Thema "Demokratische Debatten im digitalen Zeitalter" mit ein paar einleitenden Worten an die Teilnehmer. Auch er nutze zunehmend soziale Medien, wenn auch nur in begrenztem Ausmaß. Dabei falle ihm aber vor allem auf, dass das Lesen von Kommentaren starke Auswirkungen auf seine Laune habe.

Interessiert verfolgte er die Debatte und ging regelmäßig auf die Wortmeldungen der knapp 30 Publizistik-Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) ein. Steinmeier lenkte die Diskussion dabei auf die für ihn besonders relevante Frage, wie groß der Einfluss der sozialen Medien auf die Politik sei.

"Digitalcourage" als Teil der Internetkultur?

Gestaltete sich die Debatte zu Beginn noch etwas schleppend, so entwickelte sich zunehmend ein reger Meinungsaustausch. Der Bundespräsident machte deutlich, dass die Studis "Teil der digitalen Generation" seien, die die Politik in Deutschland zunehmend stärker beeinflusse und präge. Schnell griffen die Teilnehmer das anfangs angesprochene Thema Internetkommentare auf. Ein Studi merkte an, dass man sich bei Debatten in den sozialen Medien immer wieder bewusst machen müsse, dass das dortige Meinungsbild nicht gesellschaftlich repräsentativ sei. Das Niveau in den Kommentarspalten sei oft so abschreckend, dass sich viele Nutzer erst gar nicht an Internetdiskussionen beteiligten.

Ministerpräsidentin Malu Dreyer sah es dagegen als Pflicht aller Internetnutzer, "Digitalcourage" zu zeigen und in den Kommentaren präsent zu sein, um einen kultivierten Meinungsaustausch in den sozialen Medien zu ermöglichen. Die Studis entgegneten ihr jedoch, dass sie eine ständige Moderation der Diskussionen im Netz für aussichtslos hielten, da es zu viele Menschen gebe, die die Anonymität des Internets für beleidigende und unreflektierte Aussagen nutzten. 

Steinmeier: "Medien eher neu als sozial"

Auf die Frage, wie sich die Politik an den durch die neuen sozialen Medien geprägten digitalen Zeitgeist anpassen könne, antwortete Steinmeier: "Für mich sind die Medien eher neu als sozial", und sorgte damit für Schmunzeln bei den Anwesenden. Ernster führte er aus, es sei die Aufgabe der Politik, ein nachhaltiges Konzept zu entwickeln, um dem digitalen Zeitgeist gerecht zu werden.

Abschließend ging Steinmeier noch auf ein Thema ein, das besonders für viele der anwesenden Publizistik-Studierende interessant war. Er sprach die veränderte Rolle des Journalismus an und kritisierte, dass sich im Netz vor allem Sensationsjournalismus finde, der sich lediglich an Schlagzeilen orientiere. Dieser Umstand müsse sich in Zukunft wieder ändern. Es sei die Aufgabe des Journalismus, die Leser mit Hintergründen und Argumenten zu versorgen, damit sich diese in den sozialen Netzwerken an sachlichen Debatten beteiligen könnten.

Im Anschluss an die knapp 40-minütige Diskussion trug sich der Bundespräsident in das goldene Buch der JGU ein, bevor er sich zu einem Besuch an der Georg-Forster-Gesamtschule in Wörrstadt aufmachte. Unipräsident Univ.-Prof. Dr. Georg Krausch beendete die Diskussion sichtlich zufrieden: "Vielen Dank an alle, die heute hier waren und sich an der Debatte beteiligt haben. Das war eine sehr gelungene Veranstaltung."

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