Bücherklau – das wird teuer

01.05.2015
Campus-News, Studium
sp

Einigen Studierenden der Johannes Gutenberg-Universität Mainz ist in den vergangenen Wochen der Bibliotheksausweis abhanden gekommen. Statt den gefundenen Ausweis abzugeben, wurden Bücher ausgeliehen. Bücher, für die nun Studierende aufkommen müssen.

Für viele Studierende wird der Campus über die Semester hinweg ein zweites Zuhause. Und in einem Zuhause sollte man sich sicher und geborgen fühlen. Ereignisse zu Beginn des Semesters lassen aber erahnen, dass für manche dieses Sicherheitsgefühl gefährdet zu sein scheint. In den vergangenen Tagen haben sich fast ein halbes Dutzend Studierende bei der Campus Mainz Redaktion gemeldet, weil ihre UB-Ausleihkarte für die Ausleihe von mehreren, zum Teil mehr als 20, Büchern missbraucht wurde. Wobei eine Ausleihe eigentlich auch die Rückgabe voraussetzt. Diese ist in einigen, vor allem den härtesten Fällen, bis heute nicht geschehen. Die Ausleihfrist ist längst überschritten. Die Hoffnung, dass die Bücher noch zurückgegeben werden, schwindet. Dann wäre es wohl Diebstahl.

Diebstahl von Studierenden an Studierenden

Eine der Betroffenen ist Emine Alsan, Soziologiestudentin an der Johannes Gutenberg-Universität. In der Facebook-Gruppe Free your Craft Mainz, die für Gesuche und Angebote von nicht-materialistischer Hilfe gedacht ist, bat die Studentin um Aufrichtigkeit. Denn wenn die 23 Bücher, die auf ihre UB-Ausleihkarte gebucht wurden, nicht zurückgegeben werden, dann muss sie selbst für den Schaden aufkommen. Konkret bedeutet dies, dass die UB eine so genannte Verlustmeldung erstellt und versucht die Bücher zu ersetzten. Je nach Alter und Verfügbarkeit des Buches kann dies mal schneller und mal langsamer gehen und ebenso teurer oder günstiger sein. Viele Studierende sind darüber erzürnt, sie fühlen sich ungerecht behandelt und von der Universitätsbibliothek unzureichend beschützt. Emine und einige anderen, deren Ausleihkarte benutzt wurden, haben inzwischen Anzeige gegen Unbekannt bei der Polizei erstattet. Das Problem ist, dass die Ausleihhalle der UB nicht videoüberwacht wird, so dass es für die Polizei keinerlei Hinweise gibt, wer hinter dem Bücherdiebstahl steckt. 

Studicard + Ausleihkarte im Kopierer vergessen

Emine hatte ihre Karte, die seit einiger Zeit als Studicard genutzt werden kann, im Kopierer stecken lassen. Diese Unachtsamkeit bemerkte sie aber erst dann, als es schon zu spät war. Die Karte war weg und wurde auch nicht am Infoschalter abgegeben, wie sie auf Nachfrage erfuhr. Einige Tage später dann der Schock: Auf ihrem Ausleihkonto stehen 23 Bücher, die sie nicht ausgeliehen hat. Alle wurden ausgeliehen, nachdem sie ihre Karte verloren hatte. Bei einem Großteil der Bücher handelt sich um Lehrbücher aus dem chemischen Bereich, eine Fachrichtung, mit der Emine in ihrem Studiengang Soziologie nie in Berührung kommt. 

„Das ist eine ziemlich unglückliche Geschichte“

Chemiestudierende, die diese Bücher noch aus ihren eigenen Anfangssemestern kennen, gehen auf Facebook von einem Verkaufswert von etwa 2000 Euro aus. Ob dies auch die Summe ist, die auf Emine zu kommen könnte, ist nicht gesagt. Elisabeth König-Frank, Mitarbeiterin der UB Mainz, konnte keine Aussagen darüber machen, welche Kosten konkret auf Emine zu kommen könnten. Ihr Fall und auch die Fälle der anderen Betroffenen sind der UB aber natürlich bekannt: „Das ist eine ziemlich unglückliche Geschichte“. Nichtsdestotrotz ist von UB Seite keine Hilfe zu erwarten. König-Frank sagt hierzu, dass die UB diese Fälle nicht als Beweis für eine Sicherheitslücke sieht. Paragraph 7 der Benutzungsordnung stellt solche Fälle klar in den Verantwortungsbereich der Nutzerinnen und Nutzer. Dort steht, dass die Karteninhaberinnen und -inhaber für alle über dieses Konto ausgeliehenen Medien verantwortlich sind und im Falle eines Verlustes dafür aufkommen müssen. Wenn die Karte verloren geht, haben die Studierenden nicht nur für die umgehende Sperrung der Karte zu sorgen, sondern tragen auch die Verantwortung für alles, was vor der Sperrung der Karte passiert.

UB: Missbrauch selten

Laut König-Frank kommen solche Fälle der Ausleihe von einer großen Anzahl von Büchern auf fremden Karten aber eher selten vor. Ihrer Erfahrung nach werden die meisten Karten innerhalb einer Stunde nach Verlust gesperrt, so dass es nur alle paar Jahre zu Fremdausleihungen von zwei oder drei Büchern kommt. Die Reaktion auf den Facebookpost von Emine sind jedoch ein Indiz, dass der Missbrauch – zumindest momentan – ein häufiges Problem an der Uni ist. In den Kommentaren fanden sich schnell mehrere Studierende, die das gleiche oder ein ähnliches Problem haben. Andere berichteten, dass sie jemanden kennen, dem es auch passiert sei. 

Die Aufregung im Netz ist groß

Zwar wird wiederholt im Internet von der UB eine stärke Kontrollmaßnahme, wie das Vorzeigen des Personalausweises bei der Ausleihe am Schalter, eingefordert, aber vor allem herrscht ein starkes Entsetzen und Unverständnis für die unbekannten Täterinnen oder Täter. „Leute gibt´s“ und „das ist ja mal richtig asozial“, sind nur einige der Kommentare unter Emines Aufruf zur Aufrichtigkeit. Die UB stellt klar, dass sie sich nicht in der Lage sieht, weitere Kontrollmaßnahmen einzuführen. Daher bleibt den Studierenden nur, aufmerksam und aufrichtig zu sein. Wer eine Karte findet, sollte diese bei einem Mitarbeiter der UB abgeben, wer seine Karte verliert oder vergisst, sollte diese so schnell wie möglich sperren lassen. Zu Dringlichkeit ist zu raten, denn ein solcher Bücherklau geht schnell. Im vorliegenden Fall wurden nicht nur Bücher über den persönlichen Ausleihschalter ausgeliehen, sondern auch über die elektronischen Ausleihautomaten. Eine der Betroffenen hatte vergessen sich auszuloggen; kurz darauf wurden Bücher auf ihrer Karte verbucht. Dieser Fall ging aber gut aus, da die Bücher kurz vor Fristende abgegeben wurden. Für Emine, auf deren Karte immer noch 23 Bücher ausgeliehen bleiben, besteht nur die Hoffnung, dass die Bücher doch noch zurückgegeben werden. Sonst wird es extrem teuer.

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!