Das Buch erschien im März 2025 unter dem englischen Originaltitel "Sunrise on the Reaping" und wurde sofort zum internationalen Bestseller. Dieses Mal stehen die 50. Hungerspiele im Fokus und mittendrin kein Geringerer als Haymitch Abernathy – der spätere Mentor von Katniss Everdeen. Bereits in "Das Lied von Vogel und Schlange" (2020) warf Collins einen Blick in die Jugend von Coriolanus Snow, dem späteren Präsidenten von Panem – nun folgt mit Haymitch eine zweite, nicht minder eindrucksvolle Vorgeschichte.
"Ein Gutes hat es, am Tag der Ernte Geburtstag zu haben: Man kann ausschlafen. Das war’s aber auch schon an Vorteilen." (S. 11)
Haymitch Abernathy lebt im verarmten Distrikt 12 – mit wenig Perspektive, aber einem klaren Plan: überleben, arbeiten, sich um seine Familie und Freundin kümmern. Doch sein Leben ändert sich schlagartig, als sein Name bei der alljährlichen Ernte ausgerufen wird. Es sind die 50. Hungerspiele, ein sogenanntes Jubel-Jubiläum, und das bedeutet, dass doppelt so viele Tribute in die Arena geschickt werden. Nur eine:r wird überleben und als Sieger:in gekrönt werden.
Gemeinsam mit drei anderen Tributen aus Distrikt 12 reist Haymitch ins Kapitol und muss dort schnell erkennen: Der Kampf beginnt lange vor der Arena. Schon im Vorfeld muss er sich gegen die Spielmacher und die anderen Tribute behaupten. Er wird zur Zielschreibe eines Systems, das nichts dem Zufall überlässt. Haymitch muss sich entscheiden, ob er mitspielt oder dagegen ankämpft.
Fans kennen Haymitch Abernathy als zynischen, sarkastischen Alkoholiker – den widerwilligen Mentor, der Katniss und Peeta durch die Hungerspiele begleitet. Bereits in der Original-Trilogie erhalten wir Hinweise auf seine Vergangenheit, doch "Der Tag bricht an" lässt ihn nun selbst zu Wort kommen. Haymitch erzählt seine schmerzhafte Geschichte und die Fans können sich auf neue Perspektiven und emotionale Tiefe freuen. Wer denkt, er kennt Haymitch schon, wird hier eines Besseren belehrt.
"Die Ernte findet sowieso statt, egal, was ich glaube. So sicher, wie morgen ein neuer Tag anbricht." (S. 22)
Wie alle Bücher im Panem-Universum ist auch dieser Band hochpolitisch. Es geht um die Macht von Propaganda, gesellschaftliche Kontrolle und Manipulation durch Medien. Ein zentrales Thema ist zudem ein Philosophisches: die “implizite Unterwerfung“, inspiriert von den Theorien des schottischen Philosophen David Hume. Warum akzeptieren ganze Völker die Herrschaft von wenigen? Warum rebellieren die Massen nicht gegen ein offensichtliches Unrecht? Komplexe Fragen, die geschickt erzählt und gut verdaulich in die spannende Handlung eingebettet werden.
Die Verfilmung ist bereits in Arbeit. "The Hunger Games: Sunrise on the Reaping" soll im November 2026 in die Kinos kommen. Wie bereits bei den Vorgängern soll auch wieder in Berlin gedreht werden. Die Regie übernimmt erneut Francis Lawrence, der schon vier der fünf vorangegangenen Filme inszenierte. In der Rolle des jungen Haymitch soll Joseph Zada zu sehen sein.
Doch so spannend die Filmadaption auch wird: Das Buch lohnt sich unbedingt. Haymitchs Charakter kommt gerade durch clevere innere Monologe und moralische Konflikte zur Geltung.
Wer wissen will, was hinter dem grummeligen Typ mit Hang zur Flasche steckt, der sollte dieses Buch lesen. Zwischen Propaganda, Philosophie und purer Überlebensstrategie bekommt Haymitch in "Der Tag bricht an" endlich die Bühne, die er verdient.
Perfekt für alle, die sich beim Lesen gerne unterhalten lassen – und dabei vielleicht auch ein bisschen mitdenken wollen.
P.S.: Das "L" im Titel steht für die römische Zahl 50.
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