Nach etwa vier Jahren Stillstand kommt wieder Bewegung in das Bauprojekt um die Campusbrücke über die Koblenzer Straße. Die Bauarbeiten für die Bustrasse bis zum Eugen Salomon-Kreisel haben begonnen und sollen bis Ende August abgeschlossen sein. Das berichtet die Allgemeine Zeitung (AZ). Demnach könnten schon Ende dieses Semesters Linienbusse der Mainzer Verkehrsgesellschaft (MVG) die drei neuen Haltestellen am Hahn-Meitner-Weg, Hochschule Mainz/Campusbrücke und Plaza bedienen.
Auf der Homepage der MVG wurden die Routen der beiden Campuslinien 76 und 78 bereits ergänzt. Für die Linie 76 bedeutet das drei neue Haltestellen zwischen Duesbergweg und Kisselberg und die Endhaltestelle der Linie 78 wird künftig zum Plaza verlegt. Jochen Erlhof, Geschäftsführer der Mainzer Verkehrsgesellschaft, bestätigt, „die Linien sind seit dem Fahrplanwechsel so angelegt, dass sie auch unterjährig auf ihre geplanten Routen wechseln können, die derzeitigen Routen laufen bei uns als Umleitungen“. Man sei in Abstimmung mit der Stadt und könne kurzfristig reagieren.
Aber lange werden die beiden Buslinien wohl nicht über die Campusbrücke fahren. Im kommenden Dezember ist nämlich schon ein Fahrplanwechsel geplant. Der sieht laut Erlhof nur die "Linie 9 als Anbindung des inneren Universitätsgeländes und als Verbindung des Campusgeländes mit dem Erweiterungsgelände vor". In dem AZ-Artikel kritisierte ein Leser, dass die Brücke künftig nur von einer Linie genutzt werden solle, die lediglich vier Mal pro Stunde fahre.
Erlhof stellt jedoch gegenüber Campus Mainz klar, dass die konkrete Taktung und die Bedienungszeiten für den Fahrplanwechsel im Dezember noch nicht endgültig feststünden. Die konkrete Nutzung der Linie sei auch abhängig von der baulichen Entwicklung des Erweiterungsgeländes. Damit ist das Gebiet zwischen Saarstraße, Eugen-Salomon-Straße und Opel-Arena gemeint. Dort erwägt die Stadt lau AZ den Bau einer Integrierten Gesamtschule und einer Großsporthalle. Außerdem soll die Hochschule erweitert werden.
Wie konkret diese Pläne sind, bleibt jedoch offen. Die Stadtpresse ließ eine Anfrage von Campus Mainz zu dem Baufortschritt und den (zusätzlichen) Kosten der Bustrasse sowie dem Stand der Planungen auf dem Erweiterungsgelände bis zum Redaktionsschluss dieses Artikels unbeantwortet.
Laut Erlhof sei das Ziel der Haltestellen entlang der Bustrasse nun eine Verknüpfung mit den anderen Angeboten des öffentlichen Nahverkehrs, also der Straßenbahn am Plaza sowie den Buslinien unter der Campusbrücke, und die "Feinerschließung" des Campusgeländes.
So viel zur Theorie, doch wie sieht das in der Praxis aus? "Ich finde die Brücke nicht nützlich. Ich weiß noch nicht mal, wo die genau hinführt", meint eine Passantin am Bushaltestellenhäuschen am Hahn-Meitner-Weg. Eine Mitarbeiterin vom Max-Planck-Institut für Chemie findet, dass die Brücke mit dem breiten Gehweg komfortabel sei. "Die Planung war aber sehr unorganisiert. Zum Beispiel, als vor Kurzem die Brücke ohne Vorwarnung gesperrt wurde und alle versucht haben, sie an der Seite zu umgehen. Das ist schon eine Chaos-Brücke", lacht sie. Außerdem frage sie sich, wer die neue Buslinie überhaupt nutzen werde. Die Haltestelle Kisselberg sei doch nah genug.
Eine Bewohnerin des Wohnheims K3 findet die Brücke sehr nützlich. "Ich laufe meistens zur Uni. Die Straßenbahn nutze ich eigentlich nur, wenn die Brücke gesperrt ist, ich es eilig habe oder in die Stadt muss". Je nachdem wie die Routen aussähen, werde sie auch die Buslinien nutzen, die über die Campusbrücke fahren.
Als das Bauwerk im Frühjahr 2015 eröffnet wurde, lagen die Kosten bereits bei 3,4 Millionen Euro, Dann folgte der Baustillstand. Die Bustrasse inklusive dem jeweils 4,5 Meter breiten Geh- und Radweg zwischen Campusbrücke und dem Eugen-Salomon-Kreisel kostet nun offenbar weitere 1,25 Millionen Euro. Dass das Bauprojekt jahrelang seinen ursprünglichen Zweck – den einer Busbrücke – nicht erfüllen konnte, sorgte immer wieder für Kritik. Schließlich war die Brücke seit 2015 nur für Radfahrer und Fußgänger passierbar.
Der Grund für die Verzögerung der Bauarbeiten von vier Jahren ist ein peinlicher Planungsfehler der Stadt: Das Bauprojekt stand eigentlich schon im Frühjahr 2015 vor dem Abschluss. Lediglich die Straßenanbindung an die Brücke fehlte. Dafür hätte einfach nur ein Teil der angrenzenden Felder in eine asphaltierte Straße umgewandelt werden müssen. Eigentlich keine große Sache, doch die Stadt hatte versäumt, die betroffenen Grundstücke zu kaufen. Die städtischen Bagger hatten sogar schon begonnen auf den Feldern zu buddeln, als die verärgerten Eigentümer auftauchten und den sofortigen Baustopp erwirkten. Eine Vereinbarung mit den Grundstückseigentümern ergab sich lange Zeit nicht.
Momentan sieht es jedoch so aus, als könne die Stadt Mainz ihre Brückenpleite bald abhaken.
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