Blick in den Kühlschrank - Wohnen in Wiesbaden

26.04.2016
Wohnen, Wohnblog
Nadine

Schließe einmal die Augen und stelle dir einen typischen studentischen Kühlschrank vor. Na, wie sieht dieser aus? Bei jedem sieht es sicherlich ein wenig anders im Kühlschrank aus und auch der gemeinsame Gebrauch von Lebensmitteln ist überall unterschiedlich… und Chaos ist sowieso programmiert.

„Na, wie war dein Tag?“, frage ich meinen Mitbewohner, während er seine braunen Champignons in Viertel teilt. Moment – seine braunen Champignons? Hatte ich mir nicht auch welche gekauft? Naja, er wird schon wissen, was ihm gehört, denke ich, bestimmt liegen meine noch unversehrt im Kühlschrank. Ich vermeide das Nachschauen, um vor ihm nicht als Kontrollfreak dazustehen und konzentriere mich wieder auf das Gespräch. 

Am nächsten Morgen werfe ich aus reiner Neugierde einen Blick in unser gemeinsames Gemüsefach. Ich sehe keine braunen Pilze mehr, nur eine Schachtel mit weißen, kleinen Pilzen von einer mir unbekannten Marke. Das waren dann wohl doch meine Pilze gestern. Dieser Vorfall erinnert mich an eine andere ähnliche Situation. 

Damals ging es um das Tiefkühlgemüse meiner Mitbewohnerin. Den leeren Karton in der Hand haltend fragte sie mich damals, ob ich ihr Gemüse geleert hätte. „Ich esse keine tiefgekühlten Karotten“, gab ich ihr als Antwort zurück. Damit stand der Täter fest, dennoch fragte sie in unserer WG-Gruppe noch einmal nach dem Gemüsevernichter. 

Unser männliches WG-Mitglied antwortete: „Sorry, dachte es wäre meines, weil es in meinem Fach lag.“ Sein Fach? Wir schauten uns verwirrt an. Unser Tiefkühler hat nur zwei Fächer und keiner von uns beiden konnte sich daran erinnern, dass wir die Fächer aufgeteilt hatten. Anders als im Kühlschrank darüber. Dort besitzt jeder sein eigenes Fach. Zwei weitere Fächer, die Stellfläche in der Tür und das Gemüsefach teilen wir uns.

Wem gehört was?

Genauso oft wie Verwechslungen vorkommen, passiert es auch, dass Dinge aus dem Kühlschrank niemandem gehören. Je länger etwas in einem von unseren Gemeinschaftsfächern liegt, desto mehr zweifle ich an meinem Gedächtnis. Hatte ich die Zucchini gekauft? 

Doch ich vergesse immer wieder die anderen beiden zu fragen, bis mich meine Mitbewohnerin schließlich eines morgens mit den Worten begrüßt: „War die vergammelte Zucchini dir?“ „Eventuell, wieso?“, frage ich verschlafen. „Ich habe sie mal weggeschmissen und die Stelle an der sie lag sauber gemacht. Sie war nicht mehr wirklich erkennbar.“ Ups, denke ich nur. Zum Glück vergammelt Kohlrabi nicht so schnell. Der liegt nämlich auch seit einer Ewigkeit im Fach, gehört aber definitiv nicht mir.

Mehr oder weniger funktionierende Regelungen

Neben dem Kühlschrank haben wir noch ein Regal, in dem wir Lebensmittel verstauen. Hier hat ebenfalls jeder sein eigenes Fach. Gerne lasse ich Gäste raten, wem welches Fach ist. Denn die Inhalte könnten nicht unterschiedlicher sein, genauso wie die Ordnung darin. Hier zeigt sich, wer ein Stapelkünstler ist oder wer gerne Vorräte bunkert. 

Außerdem haben wir auch hier noch zwei Gemeinschaftsfächer. Wir teilen uns einiges, Zwiebeln, Marmelade, Zucker, Honig, Kakao, Kräuter, Öl und einiges mehr. Hierfür führen wir eine Einkaufsliste, auf die jeder das Produkt und den Preis schreibt, den er bezahlt hat. Eigentlich wollten wir die Liste ab und zu mal abrechnen, damit, falls größere preisliche Unterschiede entstehen, wir diese ausgleichen können. Doch bisher hatte noch keiner von uns dreien wirklich Lust sich darum zu kümmern. Es könnte also bessere Lösungen dafür geben. 

Eigentlich besitzen wir auch eine kleine Tafel, auf die wir schreiben könnten, wenn etwas leer gegangen ist, damit der nächste es kauft. Doch die Tafel wird gerade von einem Gemälde meiner Mitbewohnerin geziert und niemand hat Lust, es wegzuwischen. 

Dadurch merkt man immer, wer das Produkt am meisten benutzt, denn derjenige kauft es in der Regel auch nach, da er es am ehesten vermisst.

Ein Gemeinschaftsgefühl

Mir geben das Chaos im Kühlschrank und der Umgang mit den gemeinsamen Produkten irgendwie ein Gefühl von Familie. Denn auch wenn Verwechslungen vorkommen, niemand nimmt es dem anderen richtig übel, sondern lacht eher darüber. Außerdem sind Mitbewohner sehr praktisch, wenn man länger nach Hause fährt. Denn dann werden die nicht so haltbaren Sachen schnell mal jemand anderem angedreht. 

Um kurz noch unseren Kühlschrankinhalt zusammen zu fassen – er sieht nicht so aus, wie man sich einen typischen studentischen Kühlschrank vorstellt.  Momentan befindet sich keine Tiefkühlpizza im Gefrierfach (wobei man das ändern sollte, nur für den Notfall), es stehen (meistens) keine fünf Bierflaschen im Getränkefach und wenn wir alle da sind, ist er gut gefüllt mit frischen Produkten und Lebensmitteln, mit denen man mehr als ein Katerfrühstück zaubern kann. Auch an Obst mangelt es uns nicht, im Gegenteil, unsere zwei Obstschalen reichen nicht mal aus. Demnach sind wir eigentlich eine recht gut und gesund ernährte WG. Aber Ausnahmen bestätigen wie immer die Regel.

Ich glaube, ich gehe jetzt mal rumfragen, wem denn der Bacardi im Kühlschrank gehört… Da weiß ich auch nicht mehr, ob der eventuell von mir war…

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!