Bestrebungen für mehr Nachhaltigkeit auf dem Campus

14.05.2021
Studium, Essen
rf

Maßnahmen, Projekte und Forderungen für mehr Nachhaltigkeit sind in vielen Lebensbereichen präsent. Auf dem Campus der JGU Mainz gibt es ebenfalls Fortschritte und Chancen, sich einzubringen.

Auch abseits der globalen Klimastreiks und weitläufigen Demonstrationszüge gibt es für Studierende an der JGU Mainz zahlreiche Möglichkeiten, sich mit dem Klimawandel und seinen Folgen auseinanderzusetzen. Sie können im digitalen und analogen Vorlesungssaal ihren Wissenshunger stillen, gemeinsam neue Projekte und Ideen für den Campus erarbeiten oder andere Interessierte vielfältig an den vielseitigen Themenkomplex heranführen.

Auch der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der JGU, die Universitätsleitung und das Studierendenwerk haben eigene Maßnahmen eingeleitet, um den Campus und das Studium nachhaltiger zu gestalten. Einige Initiativen bestehen seit mehreren Jahren und haben bereits Früchte getragen, bei anderen bleibt derzeit noch Luft nach oben.

Wissenschaftliche Projekte und Initiativen

Die Wissenschaft bringt essenzielle Erkenntnisse über den Klimawandel und seine Folgen. Auch in den naturwissenschaftlichen Fächern der JGU werden dazu beispielsweise die bisherige Entwicklung des Klimas und Zukunftssimulationen erforscht. Doch auch die Geisteswissenschaft setzt sich mit dieser Thematik auseinander: In der Ethnologie, Theologie, Philosophie und Germanistik werden der Klimawandel, seine Auswirkungen und gegensteuernde Maßnahmen betrachtet und bewertet.

Initiativen wie die "Grüne Schule" im Botanischen Garten dienen der Aufklärung und Bewusstseinsbildung über die vielfältige biologische Umwelt. Ihr Programm soll den Teilnehmenden aller Altersgruppen die Bedeutung einer nachhaltigen Nutzung und Förderung der Natur näherbringen. 

Eine weitere Initiative ist das Projekt "Freiraum Campus" der Kulturgeograph:innen an der JGU. Das hochschul- und fachübergreifende Projekt beschäftigt sich mit der Wechselwirkung der menschlichen Wahrnehmung mit deren Umwelt. An der JGU wurden dafür u.a. Studierende und Mitarbeitende befragt, welche Bedeutungen sie den Freiflächen auf dem Campus im Alltag zuschreiben. Daraufhin haben die Kulturgeograph:innen die gewonnenen Erkenntnisse in Entwürfe umgesetzt. Einer davon ist die "Neue Mitte" (campus-mainz.net berichtete), die zwischen Muschel und Philosophicum mit mehr Grünflächen gestaltet werden soll.

Baumpflanzaktion am Campus

Bei einer Bestandsaufnahme der Bäume am Campus wurden 4.640 Bäume gezählt. Einem Gutachten zufolge kann der Baumbestand noch um 20 Prozent erhöht werden. Deshalb sollen nun pro Jahr rund 200 bis 300 Jungbäume eingepflanzt werden. Mit seiner Baumpflanzaktion will der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) bis 2023 rund 1000 Bäume am Campus der JGU pflanzen (campus-mainz.net berichtete) .

Maßnahmen für mehr Nachhaltigkeit in den Mensen  

Die Mensen auf dem Campus betreibt das Studierendenwerk Mainz. Beim Einkauf von Lebensmitteln achte es nach eigener Aussage auf eine positive Ökobilanz, fairen Handel und regionale Produkte. So würden Obst und Gemüse, Getränke und Nudeln weitestgehend regional bezogen. Das Fischsortiment sei MSC-zertifiziert und Thunfisch gebe es nicht im Sortiment.

2019 unterstützte das Mainzer Studierendenwerk die Klimastreikwoche mit einem nachhaltigen Essensangebot. Täglich wurde ein klimafreundliches Gericht in verschiedenen Mensen angeboten und über CO2-Emissionen der Zutaten aufgeklärt. Zusätzlich gab es einen vegan/vegetarischen Tag unter dem Motto "Fleischfrei fürs Klima".

Seit knapp drei Jahren gibt es zudem den "ConCup" in verschiedenen Mensen der JGU (campus-mainz.net berichtete). Er ist eine nachhaltige Alternative zu den Einwegbechern und kann auch über den Campus hinaus bei allen teilnehmenden Mensen, Bäckereinen und Cafés abgegeben werden. Er ist aus recycelbarem Kunststoff hergestellt und kann bis zu 250 mal wiederverwendet werden.

Viele Verpackungen in den Mensen sind laut Studierendenwerk komposttierbar oder anderweitig umweltschonend. Sie bestehen zum Teil aus sogenanntem “Biokunststoff“, der 100 Prozent abbaubar ist. Dennoch entsteht Verpackungsmüll durch Plastiktüten für Ketchup, Majo, Zucker etc., der theoretisch durch größere Spender vermieden werden könnte. Dem Studierendenwerk zufolge sparen die Türen der Kühlgeräte im Café insgrüne im Philosophicum über 40 Prozent Energie. Allerdings besitzen beispielsweise die Kühlgeräte in den Mensen im Georg Forster-Gebäude und im Gebäude für Rechts- und Wirtschaftswissenschaften keine Türen.

Die ökologische Studierendenvertretung

Der Arbeitsbereich für Ökologie und Mensa des AStA der JGU setzt sich für "eine ökologisch-soziale Gestaltung" der Universität ein. Er will die Vernetzung umweltpolitischer Akteur:innen am Campus fördern und Universitätsangehörige für ökologische Themen sensibilisieren. Bisher hat er sich u.a. in einem offenen Brief an rheinland-pfälzische Ministerien gewandt, um zusammen mit anderen Hochschulvertretungen die Etablierung von Nachhaltigkeitsbüros, sogenannten "Green Offices", zu fordern (campus-mainz.net berichtete). Darüber hinaus hat er eine AG für den "Campus der Zukunft" gegründet (campus-mainz.net berichtete), um u.a. Strategien zu entwickeln, wie das Müllaufkommen auf dem Campus reduziert und die "Neue Mitte" nachhaltiger umgesetzt werden kann.

Hochschulgruppen mit dem Fokus auf Nachhaltigkeit

Abseits der politischen Hochschulgruppen, die sich im AStA und im Studierendenparlament engagieren, setzt sich u.a. die Fridays for Future-Bewegung auch in Mainz für mehr Nachhaltigkeit ein (campus-mainz.net berichtete). Die Students for Future Mainz unterstützen zusammen mit den Scientists for Future dabei den Klimastreik an Hochschulen und bieten diverse Möglichkeiten zur Teilnahme.

Am 17. Mai startet die vierte Public Climate School, in der deutschlandweit die Students for Future Gruppen Online-Veranstaltungen Rund um das Thema Klimabildung anbieten (campus-mainz.net berichtete). 

Die Naturschutzjugend (NAJU) im Naturschutzbund (NABU) Rheinland-Pfalz bietet Studierenden u. a. die Möglichkeit, im Naturschutz aktiv zu werden und als "Teamer:innen" Kinder- und Jugendfreizeiten zu begleiten.

Auch die Organisation Viva con Agua betreibt eine lokale Gruppe in Mainz. Das internationale Netzwerk setzt sich für den nachhaltigen Zugang zu sauberem Trinkwasser weltweit ein. Die Mainzer Gruppe plant und bewirbt u.a. diverse lokale Veranstaltungen wie Konzerte und Sponsor:innenläufe, um auf Wassermangel und fehlende Hygiene als globales Problem aufmerksam zu machen.

Im Dezember 2019 forderte die Hochschulgruppe Politik und Gesellschaft in einem offenen Brief die Hochschulleitung der JGU dazu auf, die Stromversorgung der Universität ab 2020 komplett auf Ökostrom umzustellen (campus-mainz.net berichtete). Auf eine redaktionelle Nachfrage, ob die Bestrebungen zu einem Erfolg geführt haben, hat die Hochschulgruppe (Stand April 2021) noch nicht geantwortet.

Klimafreundliche Mobilität

Das Semesterticket ermöglicht es allen Studierenden, kostenlos mit Bus und Bahn in der Umgebung zu fahren. Ein beliebtes Fortbewegungsmittel ist bei Studierenden aber auch das Fahrrad. Wer kein eigenes hat, kann sich in Mainz gegen Gebühr eines leihen. Das "meinRad" der Mainzer Mobilität kann via App ausgeliehen und an der nächsten Station wieder abgegeben werden. Eine Stunde fahren kostet für Studierende 50 Cent und das Jahresabo ist für 36 Euro zu erhalten.

Seit Juni 2019 gibt es in Mainz zahlreiche E-Scooter, die man sich ebenfalls über die passende App ausleihen kann. Zwar dürfen die elektrischen Tretroller aus versicherungstechnischen Gründen nicht direkt am Campus abgestellt werden, doch am Rande des Geländes, beispielsweise an der Saarstraße, sind sie meistens nicht weit.

Ende 2020 eröffneten die ersten Carsharing-Stationen am Campus (campus-mainz.net berichtete). Sie befinden sich am Haupteingang der Universität an der Albert-Schweitzer-Straße und auf dem Parkplatz vor dem Max-Planck-Institut am Duesbergweg. Dort stehen verschiedene Fahrzeuge zur Verfügung. Im Laufe des kommenden Jahres sollen auch Elektroautos dazu kommen, kündigte das Unternehmen book-n-drive an.

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