Ausverkaufte Filmz-Eröffnung in neuem Ambiente

29.11.2017
Freizeit
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Am Dienstag, 28. November, feierte das 16. Filmz Festival des deutschen Kinos erstmals im Frankfurter Hof Eröffnung – mit einem Film über den wohl ältesten Kriminalfall der Menschheitsgeschichte.

Alle Jahre wieder zeigt sich Mainz kurz vor der Adventszeit von seiner cinephilen Seite. Das noch immer von Ehrenamtlichen und größtenteils von Studierenden ausgerichtete Filmz Festival, bei dem das deutsche Kino geehrt wird und das Publikum die Gewinner küren darf, ist in seiner nun 16. Ausgabe angelangt. Dieses Jahr erstmalig mit einer Neuerung: Der große Eröffnungsabend des Filmfests fand nun nicht mehr im Mainzer Kino Residenz & Prinzess Filmtheater am Schillerplatz statt, das immer noch kurz vor seinem Abriss steht und seit 8. Januar 2017 nicht mehr in Betrieb ist. Stattdessen richtete der Frankfurter Hof in der Augustinerstraße die Gala aus, wo es mit dem Eröffnungsfilm Der Mann aus dem Eis direkt hoch hinaus in felsiges Alpengebirge ging. 

Volles Haus 

Das Foyer des Frankfurter Hofs war schon vor Beginn der Veranstaltung gefüllt. "Die Gala ist komplett ausverkauft", berichtete Florian Reichinger von der Festivalleitung. Gemeinsam mit den anderen Organisatorinnen Irene Brischkowski, Inga Degenhard und Stella Dresselhaus begrüßte er die Gäste und eröffnete damit die Festivaltage. 

Programmhighlights seien dieses Jahr wieder das mehrtägige Symposium, das unter dem Titel Fantastisches in dunklen Sälen mithilfe der Filmwissenschaft der JGU Elemente der Fantastik im deutschen Kino beleuchte. Aber auch das Stummfilmkonzert am Donnerstag sei nicht zu verkennen, bei dem der Klassiker Der müde Tod von Filmemacher Fritz Lang in der Mainzer Altmünsterkirche gezeigt und von einer Live-Vertonung begleitet werde. Der Schwerpunkt des Fantastischen werde bei der Preisverleihung am Sonntag mit Werner Herzogs Inszenierung Nosferatu von 1979 abgeschlossen, bei welcher auch Jörg Schmidt-Reitwein, ein langjähriger Kameramann Herzogs, vor Ort sein werde. Insgesamt zeigt das Filmz in diesem Jahr 78 Filme im Programm. Darunter Kurz-, mittellange sowie Langfilme, Dokumentarfilme und erstmalig auch speziell Kinderfilme. Alle Mainzer Kinos sind involviert und sogar das Mainzer Landesmuseum fungiert als Spielstätte. 

Auch Ehrengäste von Stadt und Land antizipierten die kommenden Festivaltage: "Wir hoffen zu zeigen, wie abwechslungsreich und hochwertig der deutsche Film sein kann", sagte Staatssekretär Prof. Dr. Salvatore Barbaro am Eröffnungsabend. Marianne Grosse, Kulturdezernentin der Stadt Mainz, erwarte dieses Jahr besonders die mittellangen Filme gespannt. 

Eismumie Ötzi gab den Auftakt 

Nach dem Flüchtlingsdrama Babai von 2015 und der Tragikkomödie Die Hannas aus dem vergangenen Jahr, eröffnete das historische Survival-Abenteuer Der Mann aus dem Eis von Regisseur Felix Randau den Langfilmwettbewerb und damit das gesamte diesjährige Filmz Festival. In Randaus drittem Spielfilm schlüpft Schauspieler Jürgen Vogel in die Rolle des Ötzis, den spektakulären Menschenfund aus der Jungsteinzeit. Die rund 5000 Jahre alte, wohl ermordete Gletschermumie wurde überraschend 1991 in den Ötztaler Alpen entdeckt. Randau widmet dem Mann aus dem Eis eine Geschichte: Der Ötzi, im Film Kelab genannt, begibt sich auf eine Reise durch verschneite Gebirge, um die Mörder sowohl seiner Familie, als auch seiner gesamten Sippe zu rächen und sich eine wertvolle und gleichzeitig mysteriöse Schatulle zurückzuerobern. Zunehmend an die Struktur eines Westernfilms angelehnt, setzt sich Der Mann aus dem Eis mit den Anfängen der Menschheitsgeschichte auseinander. Dabei kommt er fast gänzlich ohne Dialog aus, der wiederrum nur aus einer unverständlichen frühen Form der rätischen Sprache besteht, aber auch ohne Untertitel verständlich ist. Das Racheabenteuer wurde exklusiv vorab auf dem Filmz ausgestrahlt, bevor es am 30. November regulär in den deutschen Kinos anläuft. 

Zwischen Authentizität und Abenteuer 

Sowohl der Felix Randau als auch Hauptdarsteller Jürgen Vogel konnten nicht zur Gala erscheinen, gab die Festivalleitung mit Bedauern kund. Das Team feiere parallel die Premiere des Films in Bozen und könne deswegen nicht bei der Eröffnung dabei sein. Stattdessen waren der Komponist des Films Beat Solèr und der betreuende ZDF-Förderer Burkhard Althoff vor Ort, um den Film im Anschluss zu diskutieren. Auf die Frage nach historischer Authentizität betonten beide, es sei Randau sehr wichtig gewesen, die Lebenswelt der frühsteinzeitlichen Menschen besonders authentisch darzustellen. Die Inszenierung beruhe auf aktueller Forschung. Althoff bezeichnete den Ötzi-Fund als den "bekanntesten Kriminalfall der Menschheitsgeschichte" und der Film sei eine "Verbindung zwischen Authentizität und Abenteuer".

Solèr wurde tiefgreifender zu seiner Filmmusik befragt. Unter anderem erklärte er den Kompositionsprozess des "steinzeitlichen" Klanges der Musik, den er mit einem "Ötzi-Instrumentarium" aus Trommeln und einem Sinfonieorchester erreichte. Zudem hob er die zusätzliche Gewichtung der Musik und die Lenkung der Emotionen durch den geringen Dialoganteil hervor.

Zum Umzug des Festivals aus dem Residenz & Prinzess Filmtheater in den Frankfurter Hof merkte Filmwissenschaftstudentin Katharina an, dass die Veranstaltung viel kleiner wirke durch die neuen Räumlichkeiten. Doch mit dem Frankfurter Hof sei trotz allem eine gute Alternative gefunden worden. 

Nach der Diskussion wurde der Eröffnungsabend in den Keller des Lomo am Ballplatz verlagert. Dort wurde zu Musik der Mannheimer Indie-Rockband Cinemagraph ein weiteres Jahr des Mainzer Festivals gefeiert. Bis kommenden Sonntag heißt es in Mainz also von nun an: "Film(z) ab!"

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