#Ausland | Universität in Argentinien?

03.04.2017
Studium, Internationales
Laura

Unialltag mal anders: in Argentinien. Schnell stellt man viele Unterschiede fest. Professoren, Vorlesungen, Unisystem, Freistunden – über die größten berichtet #Ausland Bloggerin Laura.

Studium und Unisystem

Das Unisystem unterscheidet sich allein schon dadurch, dass die Licenciatura (der Bachelor) vier Jahre dauert. Ob dadurch auch mehr gelernt wird, ist jedoch fragwürdig. Das Gefühl, dass vor allem in den Wirtschaftsfächern in den höheren Semestern Themen vermittelt werden, die ich in meinem ersten Semester in Mainz schon gehört habe, blieb bis zum Ende meines Auslandsaufenthalts. Das kann ich aber natürlich nur auf meine Universität in Belgrano beziehen.

Vorlesungs- und Abgabechaos gab es dort wöchentlich. Das Studium in ganz Südamerika gestaltet sich mehr oder weniger durch Abgaben von Trabajos prácticos, praktischen Arbeiten wie wöchentlichen Referaten, kurzen Hausarbeiten und Hausaufgaben. Zusätzlich rauben einem die Parciales, die Zwischenprüfungen, während des Semesters den Nerv. Der einzige Vorteil ist, dass man für eine Abgabe hier 2 Stunden braucht, für welche man in Deutschland Tage arbeiten müsste, das heißt, der Aufwand ist geringer.

Universidad de Belgrano

Das heißt, im Grunde ist das Studium viel entspannter. Zwar hat man immer ein wenig Arbeit auf dem Schreibtisch, aber während der Klausurenphase hat man nie das Gefühl von Ordnern erschlagen zu werden. Auch die Finales, die Endklausuren, sind nicht so wild – das heißt, ein Semesterende ohne Prokrastination und Nervenzusammenbruch. Auch mal was Schönes. 

Das gute an meiner Uni ist vor allem das enge Verhältnis zu den Professorinnen und Professoren. Auch die extrem kleinen Säle sind kein Vergleich zum RW1 Hörsaal in Mainz. Statt mit 800 war ich teilweise mit nur acht Leuten in einem Modulkurs. Abhängig vom Studienfach wird ein nationaler Fokus gesetzt, das bedeutet, dass ich in Wirtschaft sowie Kulturwissenschaften größtenteils nur aus argentinischer Perspektive etwas lernte. Alles war mehr oder weniger speziell zugeschnitten.

Fragwürdige Lehre und verspätete Dozenten

Obwohl alles recht entspannt abläuft, sind es die Dozenten manchmal zu sehr. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass ich niemals zuvor von Dozenten hörte, die zwei Stunden zu spät zur Abschlussprüfung kommen und dann erstmal ihren Mate-Tee auspacken. Manche Professoren halten sogar eine halbe Stunde Verspätung zu jeder ihrer Vorlesungen für unbedingt für nötig.

Auch klingelnde Handys waren unter ihnen gern gesehen – ihre eigenen versteht sich. Nicht nur einmal stand ich mitten im Vortrag vorne und der Professor nahm sein Smartphone und stürmte raus, um mit Freunden zu telefonieren. Fragwürdig war die Lehre des Öfteren auch inhaltlich, aber andere Länder andere Sitten.

Skripte braucht man nicht?

…das war sozusagen das Motto meiner Universität. Die Vorlesungen, die in Deutschland eher Seminare wären, bestanden meistens aus einer ewigen Diskussion. Die meiste Zeit sprachen meine Professoren über Gott und die Welt, schweiften ständig ab und redeten am Ende mit uns über Veranstaltungen in der nächsten Woche. Darüber will ich mich ehrlich gesagt aber auch nicht beschweren.

Trotz allem habe ich einiges mitgenommen und in manchen Fächern mein Wissen erneuert und aufgefrischt, vor allem auch auf Ebene meiner Allgemeinbildung über politische und wirtschaftliche Themen. Da jedes Land ein anderes System hat, wird eben auch in jedem anders gelehrt. Schlussendlich ist das Studium kein Vergleich zu einem deutschen Studium, was Vorteile, aber auch Nachteile hat.

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