#Ausland | Feo tan Castellón

15.03.2016
Studium, Internationales
Hannes

Farbenfrohes Spektakel: Valencias Nachbarstadt Castellón lud zum Run of Colors und einer Stadtführung ein. Die Organisation für die Erasmus-Gruppe lief nicht ganz wie geplant.

“Unbeständig und recht kalt“ – Wetter.de kann Anfang März wohl nur wenig Euphorie in Deutschland entfachen. Hier unten ist es ein klein wenig anders. Abgesehen von den paradoxerweise permanent eiskalten valencianischen Wohnungen ist der Frühling hier längst angekommen: T-Shirt und dünne Jacke sind mehr als ausreichend und der Strand eine permanente Versuchung.

Auch andere Aktivitäten sind verlockend, insbesondere für Austauschstudenten, und die Veranstalter wissen das ganz genau. Und so ging es neulich zum absoluten Schnäppchenpreis zum Colorrun nach Castellón. Ein knapp 30 Euro teures Paket, welches neben dem selbstverständlich sehr hochwertigen T-Shirt und einem schicken Armband noch das Startgeld, eine Tüte mit Farbe und eine Stadtführung sowie den Bus in das rund 70 Kilometer entfernte Castellón enthielt.

Mein Mitbewohner fand das recht amüsant. Als ich ihm von Rennen und Stadtführung erzählte, lachte er erst einmal ausgiebig. In Valencia gäbe es ein geflügeltes Wort, welches bezeichnend für die Schönheit Castellóns wäre: Feo tan Castellón – hässlich wie Castellón. Ich fragte ihn, ob es eine gewisse Rivalität zwischen den Städten gäbe, ein Verhältnis wie es die Mainzer zu Wiesbaden kennen. “No, the city just sucks.“ Ein Urteil, das ich rückblickend nicht ganz bestätigen kann.

Aufbruch nach Castellón

Sonntagmorgens ging es dann in aller Frühe los. Etwa eine Stunde Fahrt, an einem klaren, sonnigen Tag, eine halbe Stunde in der noch sehr frischen Morgenluft warten bis die beiden Busse endlich entladen waren und dann die erste Überraschung: Es gab einen gigantischen Menschenauflauf.

Ich hatte vielleicht 500 bis 1.000 Menschen erwartet, wenn überhaupt - ein gemütlicher Stadtlauf, an dem hauptsächlich Studenten beteiligt sein würden. Diese Zahl war deutlich zu niedrig angesetzt, es war viel eher ein Volksfest-ähnliches Spektakel, mit rund 10.000 Besuchern, verteilt über die vollständige demographische Palette.

Auch einer weiteren Fehleinschätzung bin ich erlegen: Die Veranstaltung hätte einen zumindest ansatzweise sportlichen Charakter, ja, dass beim Run of Colors tatsächlich gerannt wird. Dem war nicht so, nicht im Geringsten. Ein Böllerwagen wäre angemessener gewesen als Sportschuhe und Jogginghose, knapp eine Stunde brauchten wir um die fünf Kilometer Distanz zu überbrücken.

Fiesta statt sportlichem Wettkampf 

Anders als erwartet heißt aber selbstverständlich nicht schlecht. Es war eine riesige Party. Eine ziemlich bunte Party. Jeder erfolgreich absolvierte Kilometer wurde mit Farbkanonen und Musik gefeiert. Im Schritttempo schob sich die endlose Karawane vorwärts über den staubigen Boden. Die einst weißen T-Shirts wurden erst rot, dann blau, grün und schließlich zu irgendeinem Mischmasch aus allen möglichen Farben. Bevor schließlich der große Abschluss mit Live-Bands, diversen Tanz-Auftritten und noch viel mehr Farbe kam.

Über die eigentlich noch geplante Stadtführung wurde kein Wort mehr verloren, die Veranstalter waren längst in der Menge verschwunden. Einzig der Treffpunkt für die Rückfahrt war bekannt. Statt Sightseeing ging es also in den nahegelegenen McDonalds, dessen Putzpersonal wohl einen Albtraum durchleben musste. Anschließend genossen wir die Frühlingssonne noch ein Weilchen, ehe es zurück nach Valencia ging.

Wie schön oder hässlich Castellón ist, weiß ich nicht – an diesem Tag war es aber eine sehr bunte Stadt.

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