#Ausland | Erste Eindrücke einer pandemiemüden Stadt

18.05.2021
Studium, Internationales
Henriette

Henriette erzählt aus Wien von kurzen Einblicken in das Universitätsgebäude und der Coronapolitik in einem anderen Land.

Im ersten Blogeintrag habe ich davon erzählt, wie mein langer Weg nach Wien aussah. Nach fünf Tagen erfolgreicher Quarantäne und einem frisch negativen Antigen-Schnelltest konnte ich mich nun endlich daran machen, meine Heimat der nächsten Monate zu erkunden. Trotz typischen Aprilwetters, dessen seltsamer Höhepunkt Schnee während eines Gewitters war, stürzte ich mich ins Getümmel.

Von Erholung und Ermüdung

Dabei war ich besonders am Anfang allerdings etwas unsicher, denn seit dem 1. April gilt im Bundesland Wien ein strenger Lockdown mit 24 Stunden Ausgangssperre, die nur zum Zweck der Erholung gebrochen werden darf. Was genau dieser weitgefasste Begriff der "Erholung" allerdings beinhaltete und wie weit ich mich zu diesem Zwecke von meinem Wohnheim entfernen durfte, war mir nicht klar. Dementsprechend vorsichtig war ich am ersten Tag, als ich die nahelegende Donauinseln und die örtlichen Supermärkte erkundete. 

Allerdings scheine ich mich ohne Grund unwohl gefühlt zu haben. Denn es gibt keine klaren Regeln für die Erholung und demensprechend sind Menschenmengen unterwegs. Das führt dazu, dass ich mich in den letzten Wochen mehrfach dabei ertappt habe, vergessen zu haben, dass die Ausgangssperre überhaupt existiert. 

Man merkt der Stadt deutlich an, dass sie der Pandemie müde ist, nicht zuletzt an den wöchentlichen Demonstrationen der Gegner:innen der örtlichen Coronapolitik. Dennoch gilt es für mich, weiterhin vorsichtig zu sein. In geschlossenen Räumen wie in den öffentlichen Verkehrsmitteln und auch an manchen belebteren öffentlichen Plätzen gilt die FFP2-Maskenpflicht. Zudem habe ich mein Fläschchen Desinfektionsmittel immer griffbereit. Ich kann mir nichts Schlimmeres vorstellen, als coronapositiv 14 Tage in meinem Zimmer zu verbringen. Schließlich gilt es, die begrenzte Zeit hier auszunutzen.

War schön, dich mal von innen zu sehen, Unigebäude.

Mein erster Weg führte mich das erste und einzige Mal in die Universität, um meine Ankunft bestätigen zu lassen und meinen Studierendenausweis abzuholen. Den Moment, in dem ich die U-Bahn-Treppen hochstieg, mich via Google Maps orientierte und feststellen musste, dass das imposante Gebäude vor mir die Universität Wien ist, werde ich so schnell nicht vergessen. Sind wir mal ehrlich: Der Eingangsbogen der JGU hat einen, sagen wir, "rustikalen" Charme, aber gegen dieses Gebäude im Stil der italienischen Hochrenaissance inklusive Arkadenhof reicht er bei weitem nicht heran. Als ich orientierungslos durch das verzweigte Gebäude streifte, wurde ich nochmal trauriger darüber, dass meine Veranstaltungen dort nicht stattfinden werden. 

Nach der Odyssee durch das Universitätsgebäude nutzte ich es aus, den Weg in die Innenstadt gemacht zu haben. Denn die Uni befindet sich direkt an der bekannten Ringstraße, und das Rathaus, das Burgtheater, das Parlament und die Hofburg sind nur wenige Gehminuten entfernt. Bei diesem ersten Weg durch die Innenstadt fiel mir auch zum ersten Mal auf, wie windig es in der Stadt ist. Wer Wien besucht, sollte auf jeden Fall immer die richtige Kleidung dabeihaben. Ich, voll auf warmes Wetter eingestellt, bin zunächst frierend durch die Gegend gelaufen. 

Sightseeing im Lockdown

Die ersten Tage nach der Quarantäne verbrachte ich also damit, Wien allein zu erkunden. Zuerst zu Fuß und, nachdem ich mir mein Semesterticket gekauft hatte, auch mit der Bahn. Besonders empfehlenswert sind hier die Straßenbahnlinie 2 und die U-Bahnlinie 6. Erstere fährt auf der imposanten Ringstraße u.a. an der bereits erwähnten Hofburg und der Staatsoper vorbei. Letztere heißt zwar Untergrundbahn, fährt aber zum Großteil auf Viadukten auf Höhe der Häuser und bietet eine tolle Aussicht auf die Straßen.

In den ersten vier Wochen konnte ich unter anderem Schloss Schönbrunn, Schloss Belverdere und die Innenstadt erkunden. Die Hoffnung darauf, die Gebäude inklusive ihrer Museen von innen sehen zu können, schob sich mit der wöchentlichen Verlängerung des Lockdowns immer weiter nach hinten. Dieser erste Verlust gab mir allerdings die Möglichkeit, die zahlreichen Parks und Grünflächen rund um die Donau zu erkunden. Für eine Stadt dieser Größe hat Wien sehr viel Flora und Fauna zu bieten. Das ist sicher auch einer der Gründe, warum die Stadt als eine der grünsten und lebenswertesten Städte der Welt gilt. Ich habe mich trotz der Beschränkungen in sie verliebt und hoffe, sie in Zukunft auch mit den neu gewonnenen Freund:innen erkunden und genießen zu können. 

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