#Ausland: Andere Uni, andere Regeln (2)

22.11.2022
Studium, Internationales
Maren

Im vergangenen Sommersemester 2022 habe ich mir einen lang ersehnten Traum erfüllt: Ich habe ein Semester lang an der Universidade Nova de Lisboa in der portugiesischen Hauptstadt Lissabon studiert. In diesem Blog teile ich meine Eindrücke und Erfahrungen mit euch.

Mein Auslandsstudium in Lissabon lief trotz Sprachbarriere und für mich ungewohnte Klausurenphasen ganz gut. Vorher hatte ich mir viele Gedanken gemacht, ob ich die nötigen Credit Points erreichen werde, um das Erasmus-Stipendium nicht zu verlieren. Mit der Zeit verflogen diese Bedenken aber immer mehr und ich habe gemerkt, dass ein Auslandsstudium machbar ist.  

Studi-Ausweis? Fehlanzeige!

Weniger gut hat die bürokratische Organisation meines Studiums vor Ort funktioniert: Nach einigem Hin und Her habe ich meine Erasmus-Dokumente zwar alle ausgefüllt und unterschrieben bekommen, meinen Studi-Ausweis an der Gastuni habe ich jedoch bis heute nicht erhalten, obwohl er zwei Mal beantragt wurde. 

Generell habe ich in Portugal gelernt, dass man mit Dienstleistungen etwas Geduld haben muss. Als ich meine U-Bahn-Karte verloren hatte und neu beantragen musste, war ich an drei verschiedenen Schaltern und habe drei verschiedene Infos zum Ablauf bekommen. Am Ende habe ich sechs Euro gezahlt und erhielt meine neue Karte zwei Tage später wieder. Als eine Freundin ihre Karte wenige Wochen später verlor, musste sie zwölf Euro zahlen und zwei Wochen auf die neue Karte warten. 

Ein portugiesischer Bekannter hat mal gesagt: „Wir Portugiesen verdienen so wenig, da sehen wir es nicht ein, mehr zu arbeiten als nötig. Deshalb sagen wir oft, dass das nicht unser Zuständigkeitsbereich ist oder dass wir da nix machen können. So nach dem Motto: Soll sich doch ein anderer drum kümmern.“ Kann ich irgendwo auch verstehen! Am Ende hab ich meine U-Bahn-Karte aber problemlos wieder bekommen und durfte auch ohne Studi-Ausweis Bücher aus der Bib ausleihen und in der Mensa essen. 

Belebtes Campus-Leben

Das Leben auf dem Campus der Universidade Nova hat mir insgesamt aber sehr gut gefallen. Meinen Soziologie-Kurs hatte ich in einem pompösen Gebäude, das von außen sehr an ein Schloss erinnerte. Innen sahen die Räume aber älter und weniger modern aus als die auf dem Campus in Mainz. Die wenigsten Räume hatten ein Smartboard, stattdessen wurden die Folien der Professor:innen mit einem Beamer auf die weiße Tafel oder an die Wand geworfen. Und manche der Stühle, auf denen wir Studierenden saßen, standen nicht vor einem Tisch, sondern hatten eine ausklappbare Schreibfläche wie man sie aus alten Filmen kennt. Das war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, mit der Zeit aber ganz normal. 

Meine Ethnologie-Kurse hatte ich auf dem älteren aber auch zentraleren Campus der Universidade Nova. Dort gab es zwar Tische, die Unterrichtsstoffe wurden aber ebenfalls durch Folien auf dem Beamer vermittelt. Was mir an diesem Campus allerdings so gut gefallen hat, war, dass er so mit Leben gefüllt war. Nach vier Online-Semestern in Mainz hatte ich schon fast vergessen, wie schön das Campus-Leben sein kann. 

Zwischen den Kursen habe ich mich ich mich immer mit meiner deutschen Uni-Freundin, die ich direkt am ersten Tag dort kennengelernt habe, auf eine Tasse Kaffee und eine „pastel de nata“ im Café auf unserem Campus getroffen. Und nach den Kursen bin ich oft noch in die aus allen Nähten platzende Bib gegangen, um an meinen Hausarbeiten zu schreiben oder meine Notizen für die Klausuren zu übersetzen. Dort hatte ich das Gefühl, bei gutem Wetter nicht alleine drinnen leiden zu müssen. Und ich konnte ich mich besser konzentrieren als in meiner Unterkunft mit sieben Leuten, einem jungen Hund und einer bipolaren Katze. 

Typisch Mensa

Während ich die Bib und das Café auf dem Campus immer gerne besucht hab, war die Mensa nicht gerade mein Lieblingsort. An meinem ersten Tag an der Universidade Nova habe ich mich hoffnungsvoll in der Mensa-Schlange angestellt und mit meinem gebrochenen Portugiesisch versucht, mir ein vegetarisches Gericht zu bestellen. Bekommen habe ich trockene Nudeln mit ungewürztem Seitan. Immerhin gab’s noch einen Apfel zum Nachtisch. Seinem schlechten Ruf macht das Mensaessen aber wohl überall auf der Welt alle Ehre. Die Preise für ein Mittagessen in der Mensa haben die Preise im Café aber deutlich geschlagen. Deshalb bin ich doch nicht selten auf ein Mittagessen in der vollen Mensa ausgewichen. Und in guter Begleitung ließ sich auch dort die Mittagspause gut verbringen. 

Wie ich in Lissabon Anschluss gefunden habe und wie ich meine Freizeit neben der Uni so verbracht habe, erfahrt ihr in meinem nächsten Blog-Beitrag. 

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!