Auf dem Unigelände geboren und beheimatet: Die Mainzer Campus-Katzen

18.11.2015
Freizeit
aw

Mit etwas Glück sieht man sie manchmal durchs Gebüsch oder an parkenden Autos vorbei huschen: die Campus-Katzen. Wo kommen die Tiere eigentlich her und wer kümmert sich um sie? Campus Mainz hat Nicole Eichner von der Katzenhilfe Mainz e.V. getroffen, um mehr über die Campus-Katzen zu erfahren.

Bilder von Katzen gehen immer. Das dachte sich auch unsere Redaktion. Und so war Anfang August 2015 als Bild der Woche ein Kätzchen vom Campus zu sehen. Wie erwartet gab es viele Likes und positive Kommentare – wer kann sich dem Bild von einem süßen Kätzchen schon einfach so entziehen? Es zeigte sich aber auch: Viele Studierende kennen die Campus-Katzen scheinbar noch gar nicht.

Die Katzen vom Mainzer Campus 

Ein weißes Fellknäuel, das vorsichtig aus dem Gebüsch schaut oder schnell zwischen ReWi und Physikalischer Chemie über den Weg huscht. Einige Studierende haben sicher schon mal Bekanntschaft mit den Campus-Katzen gemacht, wenn auch nur für einen kurzen Augenblick, denn die Kätzchen sind meist blitzschnell wieder verschwunden. 

Die Campus-Katzen seien grundsätzlich gegenüber fremden Menschen scheu, erklärt Nicole Eichner. Und das sei auch gut so. „Es gibt ja nicht nur Leute, die Katzen gern haben.“ Für die Katzen sei die Scheuheit ein wichtiger Schutz. 

Nicole Eichner ist von der Katzenhilfe Mainz e.V. und kümmert sich um die auf dem Campus lebenden Katzen. Von den 35 Katzen, die die Katzenhilfe im Jahr 2011 auf dem Campus aufgesammelt und kastriert hat, lebten heute noch 29, erzählt Eichner. Für diese gebe es insgesamt vier Futterstellen, die über das gesamte Campus-Gelände verteilt liegen.

Die ersten Kätzchen

Die Geschichte der Campus-Katzen beginnt im Sommer 2011. Die Katzenhilfe habe einen Anruf von einer Dame erhalten, die auf einer Baustelle am Ackermannweg gearbeitet und dort drei Katzen versorgt hatte, erzählt Eichner. Da ihre Arbeit nun beendet sei, habe sie sich Sorgen gemacht, wer sich denn zukünftig um die Katzen kümmert. Und so hat Nicole Eichner damit begonnen, die Tiere zu versorgen.

Nach und nach wurden immer mehr Katzen entdeckt, die auf dem Campus lebten. In kurzer Zeit habe man 35 Katzen gesichtet, erzählt Eichner. Die Katzenhilfe Mainz habe sich darum gekümmert, dass alle Katzen kastriert werden, sodass es seit 2012 keine neuen Katzenbabys auf dem Campus mehr gegeben habe. Dementsprechend seien seitdem auch keine neuen Campus-Katzen mehr hinzugekommen, erklärt Nicole Eichner.

„Hier verbleibt wirklich nur das, was hier geboren und beheimatet ist.“

Die Konsequenz sei natürlich, dass es irgendwann keine Campus-Katzen mehr geben werde.

Das Leben der Streunerkatzen

Die Versorgung der Tiere durch die Katzenhilfe sei wichtig, sagt Eichner. Es sei ein „absolutes Ammenmärchen, dass Katzen sich draußen alleine durchschlagen.“ Für die Katzen sei es schwierig, alleine im Freien zu überleben und sich nur von selbst gejagten Tieren wie Vögeln und Mäusen zu ernähren. Würden die Katzen nicht regelmäßig gefüttert, würden sie anfangen zu betteln oder im Müll nach Futter suchen, vermutet Eichner.

Das Leben als Streunerkatze sei also nicht so schön, wie es vielleicht scheint. Hinzu komme noch, dass die Katzen zunehmend von freilaufenden Hunden gejagt würden, beklagt Eichner, obwohl auf dem Campus offiziell Leinenpflicht herrsche.

Dennoch sei der Kontakt mit der Universitäts-Leitung anfangs schwierig gewesen, erzählt Nicole Eichner. Dieser sei es am liebsten gewesen, wenn die Katzen alle vom Campus verschwinden.

Daher habe sich die Katzenhilfe auch allein um die Bewältigung der hohen Kastrationskosten kümmern müssen. Eine Unterstützung durch die Universität habe es nicht gegeben, sagt Eichner. Die Kastration aller Katzen sei schließlich durch einen Artikel in der Allgemeinen Zeitung und die darauf folgenden vielen Spenden ermöglicht worden. 

Mittlerweile gibt es Eichner zufolge aber keine Probleme mehr. Die Leitung der Universität habe die Katzen und ihre Versorgung akzeptiert. Schade findet Nicole Eichner aber, dass die Uni-Leitung den Vorschlag der Katzenhilfe, am Ackermannweg ein kleines Gartenhäuschen für die Katzen einzurichten, weiterhin ablehne.

Dort hätten die Katzen die Möglichkeit, bei Regen im Trockenen zu schlafen und zu fressen. Bislang gebe es als Schutzmöglichkeit nur die Futterkisten, die jedoch nicht für alle Katzen ausreichen, sowie mit Heu gefüllte Styroporboxen zum Schlafen. 

„Kastration ist Katzenschutz“ 

Das Ziel der Katzenhilfe auf dem Campus sei zunächst vor allem die Kastration aller Katzen gewesen. „Wir machen das nicht einfach just for fun“, sagt Eichner. „Man macht sich keine Vorstellung davon, wie viele Katzen unkastriert draußen rumlaufen oder ausgesetzt werden.“

Die Kastrierung von Katzen sei wichtig, um die unkontrollierte Vermehrung der Streunerkatzen zu stoppen. Katzen vermehren sich sehr schnell, erklärt Eichner. Bereits mit vier bis fünf Monaten würden die Tiere geschlechtsreif. Pro Jahr könnten sie zwei Mal Junge bekommen, worunter dann jedes Mal mindestens drei, möglicherweise aber auch vier bis sechs Kätzchen seien. 

Die Katzenhilfe Mainz betont, dass jede unkastrierte Hauskatze mit Freigang zum Wachstum der Streunerpopulation beitrage. Das Leben dieser Tiere sei geprägt von Hunger, Krankheiten und ständiger Fluchtbereitschaft. Daher hält der Verein alle Katzenbesitzer dazu an, ihre Tiere kastrieren zu lassen, auch Wohnungskatzen.  

Warum müssen die Katzen bleiben?

Die Frage, warum die Campus-Katzen nicht ins Tierheim gegeben und in ein neues Zuhause vermittelt werden, kommt häufiger auf. So forderte beispielsweise Jan Krollmann von der LHG Anfang des Jahres, die Katzen sollten an Familien vermittelt werden. 

„Natürlich würden wir sie gerne in treusorgende Familien vermitteln, aber es ist einfach nicht möglich“, erklärt Nicole Eichner. Zum einen sei eine Vermittlung deshalb schwierig, weil die Katzen größtenteils scheu seien: „Wer schafft sich eine scheue Katze an, die man nicht kuscheln kann?“ Das Tierheim sei schließlich voll mit „Kuschelkatzen“. 

Zum anderen seien sie das Leben in geschlossenen Räumen nicht gewohnt. Wenn sie in einem Haus oder einer Wohnung leben müssten, würden sie sich nicht wohl fühlen und wahrscheinlich unsauber werden, erklärt Eichner. 

Außerdem leben die Katzen auf dem Campus in Gruppen zusammen, aus denen man sie nicht herausreißen sollte. Entgegen der verbreiteten Annahme, Katzen seien Einzelgänger, handele es sich um soziale Tiere. Bei den Campus-Katzen könne man ein „richtiges Gefüge“ erkennen. So gebe es zum Beispiel ranghöhere Tiere, die zuerst fressen dürften und Aufpasser, die über die anderen Katzen wachen, während diese fressen.

Die tägliche Versorgung der Tiere 

Die Campus-Katzen werden jeden Abend, wenn auf dem Campus langsam Ruhe eingekehrt  ist, gefüttert, erklärt Eichner. Unterstützt werde sie bei der Fütterung derzeit tageweise von zwei Freiwilligen. Um alles andere kümmere sie sich, sagt Eichner. Sie prüfe regelmäßig, dass alles benötigte wie Futtertöpfe, Wasser, etc. vorhanden sei und kümmere sich um kranke Tiere. 

„Die Katzen werden von uns versorgt mit allem, was sie brauchen“, sagt Eichner. Zusätzlich zu ihrem täglichen Fressen bekämen die Katzen von ihr noch Leckerlies sowie Quark, Joghurt oder rohes Hähnchen am Wochenende. 

Ein weiteres Füttern durch Unbeteiligte sei nicht notwendig und auch nicht gewünscht. Die Fütterung ohne vorherige Absprache mit der Katzenhilfe sei vor allem deshalb problematisch, weil die Katzenhilfe dann keine Kontrolle mehr über die Katzen und ihre Fressgewohnheiten habe. So würden sie zum Beispiel nicht merken, wenn eine Katze nichts mehr frisst, weil sie krank ist.

Außerdem gebe es natürlich hygienische Gründe. Wenn die Katzen einfach gefüttert würden und die Reste im Gebüsch liegen bleiben, locke das Ungeziefer an. „Wir halten hier wirklich alles sauber“, betont Eichner. 

Auch die Futterstellen seien für Unbeteiligte tabu. Diese dienten als Rückzugsort für die Katzen und es müsse sichergestellt bleiben, dass die Katzen dort ungestört fressen können. Eichner erklärt, sie merke sofort, wenn jemand Fremdes an den Futterstellen war, da die Katzen dann sehr verunsichert seien. 

Fütterer werden: „keine einsame Angelegenheit“ 

Für interessierte Studis gibt es natürlich trotzdem die Möglichkeit, der Katzenhilfe bei der Versorgung der Campus-Katzen zu helfen. „Ich bin immer auf der Suche nach Leuten, die mich unterstützen“, sagt Eichner. Bestimmte Voraussetzungen dafür gebe es keine. Das Futter werde durch die Katzenhilfe zur Verfügung gestellt. „Es kostet nichts, nur die Zeit“. 

Das Füttern der Katzen sei auch „keine einsame Angelegenheit.“ Die Katzen gewöhnen sich relativ schnell an neue Fütterer, erklärt Eichner, und genießen dann auch den Kontakt zu diesen. „Sie finden es wirklich lustig, wenn jemand hier ist.“ Die Kätzchen blieben dann auch solange, wie der Fütterer da ist. 

Natürlich sind die Katzen unterschiedlich zutraulich. Einige seien auch sehr scheu und kämen erst später zum Fressen, wenn niemand mehr da ist. Andere wiederum seien sehr zutraulich gegenüber Menschen, die sie kennen. Puschel, der Bruder von Snow, die einigen von den Plakaten der Katzenhilfe bekannt sein dürfte, sei zum Beispiel ein „ganz Verkuschelter“, erzählt Nicole Eichner. Er komme auch gerne mal auf den Schoß gekrabbelt. 

Eichner sagt, man merke schon, dass die Katzen den Kontakt brauchen und suchen. Eine von ihren Fütterern sei beispielsweise kürzlich sechs Wochen weg gewesen. In dieser Zeit hätten die Katzen sie schon vermisst, erzählt Eichner. „Die Freude war riesengroß, als sie wiederkam.“ 

Wie kann man noch helfen?

Wer nicht die Zeit hat, die Katzen als Fütterer regelmäßig zu versorgen, aber die Katzenhilfe dennoch gerne unterstützen möchte, kann dies über Spenden tun. Neben Geldspenden nehme die Katzenhilfe auch gerne Futterspenden entgegen. 

Wichtig sei außerdem, in Notfällen, zum Beispiel, wenn man eine verletzte Katze findet, anzurufen. Speziell für Notfälle bei den Campus-Katzen findet man die Nummer von Nicole Eichner auf der Homepage der Katzenhilfe Mainz. Dort findet man auch weitere Infos zu den Campus-Katzen und der Katzenhilfe im Allgemeinen sowie ein Kontaktformular für weitere Fragen. 

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!