AStA verfasst Brandbrief an Minister Hoch wegen Stellenkürzung in PBS

16.01.2024
Mental Health, Studium
jbi

Mainzer AStA ruft Staatsminister Clemens Hoch und Ministerpräsidentin Malu Dreyer zum Handeln auf. Da Corona-Hilfen gestrichen werden, fällt eine Stelle der Psychotherapeutischen Beratungsstelle weg.

Ende November 2023 veröffentlicht der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) sowohl auf Instagram als auch auf seiner Website einen Brandbrief. Für dieses wichtige Anliegen schlossen sich gleich mehrere AStAs aus Rheinland-Pfalz zusammen. Das Schreiben wurden von den Referent:innen der Hochschulpolitik von der Uni Mainz des Umwelt-Campus Birkenfeld, der Universität Trier und der Hochschule Trier unterzeichnet.

Sie prangern darin an, dass eine Stelle an der ohnehin überlasteten Psychotherapeutischen Beratungsstelle (PBS) der JGU Mainz gestrichen wird. Sie sprechen mit diesem Anliegen Clemens Hoch, Minister für Wissenschaft und Gesundheit in RLP, sowie Ministerpräsidentin Malu Dreyer direkt an. Überschrift des Briefs: „Psychotherapeutische Beratungsstelle – Was ist das, Herr Hoch?“

Kurzzeitiger Stellengewinn und nun Stellenverlust

Während der Corona-Zeit waren zusätzliche finanzielle Unterstützungen bereitgestellt worden, die in die Psychotherapeutische Beratungsstelle der JGU flossen. Diese wurden Anfang 2023 aber gestrichen, sodass nun eine Stelle in der PBS abgebaut werden muss. Laut dem Schreiben des AStA seien diese Gelder damals aus eigener Initiative der Universität in die PBS geflossen, das Ministerium habe darauf keinen Einfluss genommen.

Psychische Gesundheit litt durch Corona-Pandemie

Im Schreiben wird moniert, dass ein Einstellen der Corona-Hilfen den Anschein erwecke, „als hätte sich die psychische Gesundheit der Studierenden mit dem Beginn des Jahres 2023 schlagartig verbessert“. Doch das Gegenteil scheint der Fall, wo doch fast täglich vor den langfristigen psychischen Folgen der Corona-Pandemie gewarnt werde. Deshalb brauche es genau jetzt gute psychotherapeutische Beratung. Doch „Studierende, die eine Beratung nötig haben, bleiben derzeit faktisch ohne Hilfe.“ Aktuell müssten Mainzer Studierende mit fünf bis sechs Monaten Wartezeit rechnen, eine zusätzliche Stelle in der PBS würde also einen enormen Unterschied machen. Deshalb klagt der AStA in seinem Brief an: „Es wirkt, als ob die Landesregierung die Augen vor dieser Realität verschließt.“

Birkenfelder PBS hat ebenfalls mit Problemen zu kämpfen

Auch der Umwelt-Campus Birkenfeld ist von Sparmaßnahmen betroffen. Hier seien sogar Mittel gekürzt worden. Da es sich dabei um einen provinziellen Standort handelt, habe dies nochmal stärkere Auswirkungen als im urbanen Raum, wo die Versorgung wenigstens etwas besser sei. Schon vor dieser Mittelkürzung habe das Problem bestanden, dass das Angebot nahezu unsichtbar gewesen sei. Allerdings vermutet der AStA, dass durch bessere Sichtbarkeit, die PBS nun mehr Studierende auf die nicht ausreichende Kapazität hinweisen müssten.

Aufgrund dieser Problematik sei es in Birkenfeld sogar vorgekommen, dass nach dem Tod eines Studierenden auf dem Campus die allernächsten Vertrauten an die öffentlichen Angebote der Stadt bzw. der Verbandsgemeinde Birkenfeld verwiesen werden mussten. Dies sei darauf zurückzuführen, dass das Angebot der dortigen PBS nicht bekannt und nicht zu erreichen sei. Deshalb stellen sich die Referent:innen die Frage: „Wann, wenn nicht in solchen Extremsituationen, muss eine PSB einer Hochschule kurz und mittelfristig den Studierenden eine seelische Stütze sein?“

Landesregierung gebe Geld am falschen Ende aus

Weiter wird angeprangert, dass die Landesregierung 40.000 Euro für eine Studie ausgegeben habe, deren Ergebnis nicht überraschend erschien: Studierende leiden besonders unter der Mangelfinanzierung von psychotherapeutischem Angebot. Dieses Geld hätte stattdessen direkt in die Psychotherapeutische Beratungsstelle investiert werden können.

In Folge dieser Studie habe die Landesregierung aber nochmals Gelder in Höhe von 500.000 Euro in das Leibniz-Institut für Resilienzforschung investiert, welches digitale Tools bereitstellen sollte. Über diese würde die JGU aber bereits verfügen, obwohl sie nur geringfügig nachgefragt würden. Deshalb heißt es im Brief: „Diese 500.000 Euro sind verbrannte Gelder, die nicht effektiv genutzt werden können.“

Budget für Beratungsstellen müsste viel höher sein

Die verfehlten Ausgaben der Landesregierung würden zeigen, dass eine Auseinandersetzung mit der PBS, ihren Kapazitäten und dem bereits bestehenden Angebot nicht stattfinde. Auch, dass Ausgaben in Höhe von 500.000 Euro für das gesamte Land Rheinland-Pfalz mit seinen zahlreichen Hochschulen und Universitäten für angemessen gehalten würden, deute auf eine massive Fehlkalkulation hin. Der Mainzer AStA erklärt, dass die Studierenden durch ihren Semesterbeitrag bereits jährlich einen Betrag von 93.000 Euro erwirtschafteten, der in eine zusätzliche, notwendige Stelle in der PBS fließe. Wenn selbst dieser jährliche Betrag in Mainz die „massive Unterfinanzierung“ dieser einen Psychotherapeutischen Beratungsstelle nicht lösen könne, werde das Problem der finanziellen Größenordnung für Rheinland-Pfalz deutlich.    

Handlungsaufforderung: Minister Hoch muss „Brand löschen“

Die Verfasser:innen des Briefs stellen in Frage, „ob sich Minister Hoch bewusst ist, dass Hochschulen und Universitäten einen wichtigen Bestandteil seiner Aufgabe ausmachen“. Sie sind der Meinung, dass dieser „sowohl gesundheitspolitisch als auch hochschulpolitisch komplett an der Realität vorbei regiert“. Jeder Tag, der ohne notwendige Entscheidung vergehe, sei ein Tag, an dem sich die psychische Gesundheit der Studierenden verschlechtere. Diese Zustände sollten in einem sogenannten „Bildungsland“ nicht in Kauf genommen werden. Deshalb fordern die Schreibenden den Minister zum Handeln auf mit den Worten: „An den Universitäten brennt es und Sie, Herr Hoch, haben es in der Hand, den Brand zu löschen. Wir bitten Sie: Handeln Sie, bevor es zu spät ist! Handeln Sie noch heute!“

Was passierte nach Veröffentlichung des Brandbriefs?

Die traurige Nachricht ist: Bisher nichts. Reaktionen von Staatsminister Clemens Hoch oder Ministerpräsidentin Malu Dreyer blieben aus. Auch die Medien berichteten nicht über das Schreiben – abgesehen von einem Artikel der Antenne Mainz.  

Trotz Wartezeit: Nutzt bitte das Angebot der Mainzer PBS!

Die Psychotherapeutische Beratungsstelle der JGU steht allen Studierenden der Universität offen. Das Team dort leistet professionelle Hilfe bei der Bewältigung von psychischen Problemen jeder Art, die im Studium und Alltag auftreten können.

Das breit gefächerte Angebot beinhaltet:

Das Angebot ist ein Service der JGU und somit für die Studierenden der Universität kostenfrei. Alle Gespräche und Informationen werden vertraulich behandelt, da die Mitarbeiter:innen der gesetzlichen Schweigepflicht unterliegen.

Falls du also mit Problemen kämpfst, scheue dich bitte nicht Hilfe in Anspruch zu nehmen!

Campus Mainz e.V. unterstützen!

Campus Mainz e.V. ist ein gemeinnütziger Verein und die meiste Arbeit ist ehrenamtlich. Hilf uns dabei auch in Zukunft tolle Dienste für alle kostenlos anzubieten. Unterstütze uns jetzt!